Raumfahrt 2025: Ein Sektor mit Rückenwind

Der Raumfahrtsektor hat sich rasant gewandelt. Was einst als Domäne staatlicher Raumfahrtagenturen galt, ist heute ein florierendes Ökosystem, in dem private Unternehmen eine zentrale Rolle spielen. Innovationskraft und Dynamik sind enorm, und die wirtschaftlichen Möglichkeiten wachsen stetig. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Aktienkursen wider: 2024 zählte der hauseigene Weltraumfonds mit einer Wertentwicklung von knapp 70 Prozent zu den erfolgreichsten Fonds. Hinter den Zahlen stehen strukturelle Trends, die auch für das laufende Jahr ordentlich Rückenwind geben könnten.
10. März 2025
Christophe Pouchoy - Foto: Copyright LFDE

Der Raumfahrtsektor hat sich rasant gewandelt. Was einst als Domäne staatlicher Raumfahrtagenturen galt, ist heute ein florierendes Ökosystem, in dem private Unternehmen eine zentrale Rolle spielen. Innovationskraft und Dynamik sind enorm, und die wirtschaftlichen Möglichkeiten wachsen stetig. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Aktienkursen wider: 2024 zählte der hauseigene Weltraumfonds mit einer Wertentwicklung von knapp 70 Prozent zu den erfolgreichsten Fonds. Hinter den Zahlen stehen strukturelle Trends, die auch für das laufende Jahr ordentlich Rückenwind geben könnten.

Technologie als Katalysator

Einer der Haupttreiber ist der kontinuierliche technologische Fortschritt, der sich durch das ganze Ökosystem zieht. Die Kosten für den Transport in den Orbit sind nach Angaben des Statista Research Department allein zwischen den 1960er-Jahren und 2016 von etwa 23.000 US-Dollar pro Kilogramm auf rund 2.600 US-Dollar gefallen – mittlerweile bewegen sich die Kosten laut Angaben unterschiedlicher Quellen, darunter SpaceX, im dreistelligen Bereich. Dieser Preisverfall macht es nicht nur etablierten Unternehmen, sondern auch Start-ups möglich, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Kleinere, kostengünstige Satelliten, oft in Konstellationen organisiert, revolutionieren schon heute ganze Industrien. Telekommunikation, Erdbeobachtung und Wetteranalyse profitieren von solchen Satellitenflotten enorm.

Dank der neuen Generation digitaler Satelliten im Orbit stützt sich die Erdbeobachtung auf eine wachsende Menge zuverlässiger Echtzeitdaten in hoher Auflösung. Der Markt boomt, angetrieben durch den Fortschritt: Laut MarketsandMarkets wird der weltweite Markt für Erdbeobachtung voraussichtlich von 67,4 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 119,9 Milliarden US-Dollar im Jahr 2027 wachsen, was einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 12,2 Prozent entspricht. Die enorme Menge an Daten, die durch diese Satelliten generiert wird, eröffnet neue Geschäftsfelder, indem effiziente Synergien mit KI-Technologie hergestellt werden. Ein Beispiel ist die Landwirtschaft, wo satellitengestützte KI-Systeme Bauern helfen, Böden zu analysieren, Erträge zu optimieren und den Wasserverbrauch zu reduzieren. Auch in der Katastrophenvorsorge sind diese Technologien von unschätzbarem Wert: Frühwarnsysteme für Stürme, Waldbrände oder Überschwemmungen sind mit KI-gestützter Satellitenüberwachung deutlich präziser.

Hohe Innovationsdynamik

Die Einführung von KI in der Raumfahrt spiegelt die beiden Haupttrends wider, die das kommende Jahrzehnt prägen werden. Der erste ist der Aufstieg der KI, die sich auf alle Sektoren ausbreitet und konkrete Lösungen bietet. Die Verarbeitung der ständig wachsenden Menge an räumlichen Satellitendaten wäre etwa ohne Automatisierung nicht möglich. Dies spiegelt den zweiten Trend wider, die starke Innovationsdynamik des Raumfahrtsektors, der die fortschrittlichsten Technologien einsetzt und sich neuen kommerziellen Märkten öffnet.

Ähnlich wie bei KI wird auch der Politik die wachsende strategische Bedeutung von Raumfahrt deutlich. Bereits 2017 schob Donald Trump das Artemis-Programm der NASA an, um Menschen zurück auf den Mond zu bringen. Das öffentliche Interesse steigt zusammen mit den staatlichen Ausgaben für die Raumfahrt, was dem Sektor weiteres Wachstum bescheren wird. Zusätzlich intensivieren auch Europa, China und Indien ihre Weltraumaktivitäten, was für erhöhte Nachfrage und mehr Entwicklung sorgt.

Ein Markt, der an Reife gewinnt

Da auch Staaten verstärkt in die Aktivitäten privater Weltraumunternehmen investieren, sind viele Unternehmen, die früher ausschließlich von Risikokapital abhingen, heute selbstständig und profitabel. Die Entwicklung weg von reinen Visionen hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen ist ein wesentlicher Grund für das allgemeine Wachstum. Nach Schätzungen des World Economic Forum könnte sich der Wert des Weltraumökosystems von etwa 630 Milliarden 2023 bis auf 1,8 Billionen US-Dollar 2035 erhöhen.

Gleichzeitig bleibt die Raumfahrt ein dynamischer Markt mit Chancen und Risiken. Die hohe Kapitalintensität, lange Entwicklungszyklen und das technologische Disruptionspotenzial erfordern ein aktives Management und gezieltes Stockpicking der aussichtsreichsten Werte. Unsere Aktienauswahl erfolgt nach einem Ansatz, der Unternehmen in vier Profile zu einem konzentrierten Portfolio mit etwa 30 Aktien sortiert, um das Risiko zu verteilen. Investiert wird in Unternehmen, die zwischen Erde und Weltraum agieren, wie zum Beispiel das US-amerikanische Unternehmen Kratos. Dieses hat einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und stellt Drohnen, Cyberabwehr- und Steuerungssysteme zur Verteidigung bereit, aber auch Satellitentechnologie zur Flottensteuerung und Orbitbeobachtung. Auch die US-amerikanische Raketen- und Satellitenfirma neuseeländischen Ursprungs Rocket Lab fällt in diese Kategorie. Das zweite Profil umfasst Unternehmen, die nur im Weltraum tätig sind, wie das kanadische Unternehmen MDA, das schon lange am Markt ist. Mit einer hohen Expertise bei Weltraumrobotik hat MDA etwa den robotischen Arm der ISS konstruiert.

Das dritte Profil enthält Unternehmen, die mit ihren Produkten eher auf der Erde aktiv sind, dabei aber Technologie aus dem Weltraum einsetzen, wie etwa bei der Marke John Deere von Deere & Company. Der Hersteller von Landwirtschaftstechnik setzt seit Jahrzehnten auf satellitengestützte Präzisionstechnologie und verfügt seit letztem Jahr über eine Partnerschaft mit SpaceX. Im letzten Profil sind transversale Unternehmen aus dem Tech-Sektor, deren Produkte wertvolle Synergien bilden. Nvidia, ein wichtiger Akteur bei der Herstellung von Chips, die bei der Datenanalyse im Weltraum zum Einsatz kommen, arbeitet daran, Rechenkapazitäten direkt in Satelliten zu installieren, um einen Großteil der Datenanalyse im Weltraum vorzunehmen und nur Ergebnisse zur Erde zu übertragen. Dadurch wird der Datenverkehr erheblich reduziert und Bandbreite für andere Anwendungen frei.

Auch die kommerziellen Aktivitäten nehmen zu, da private Akteure bestrebt sind, neue Konstellationen in der erdnahen Umlaufbahn zu errichten oder künftige Missionen zum Mond und zum Mars vorzubereiten. Von diesem Investitionszufluss profitieren Unternehmen, die die Finanzierungsknappheit der letzten Jahre überstanden haben oder zur Konsolidierung des Sektors beigetragen haben. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt: Der Weltraum wird zunehmend ein zentraler Wirtschaftsraum.

Gastbeitrag von Christophe Pouchoy, Fondsmanager des Echiquier Space, LFDE

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