PropTechs: Leuchtende Beispiele in der Dunkelheit

Die Zeiten sind alles andere als einfach, gefühlt und real. Ein Mix aus hausgemachten Problemen und äußeren Negativfaktoren drückt aktuell auf die Stimmung der deutschen Gründerszene. Neben den altbekannten Mühlen der Bürokratie machen der Branche vor allem die Auswirkungen der Coronapandemie das Leben schwer.
5. April 2022
Michael Peter - Foto: © P&P Group

Die Zeiten sind alles andere als einfach, gefühlt und real. Ein Mix aus hausgemachten Problemen und äußeren Negativfaktoren drückt aktuell auf die Stimmung der deutschen Gründerszene. Neben den altbekannten Mühlen der Bürokratie machen der Branche vor allem die Auswirkungen der Coronapandemie das Leben schwer.

Entsprechend ist die Stimmung unter den Gründern verhalten. Mehr als jedes zweite Start-up klagt im Rahmen des Deutschen Start-up Monitors 2021 über einen weiterhin deutlich spürbaren Corona-Effekt, und schon 2020 wurde im KfW-Gründungsmonitor ein deutlicher Rückgang bei den Existenzgründungen auf 537.000 festgestellt. Das waren 68.000 Gründungen weniger als im Vorjahr und bedeuteten ein Minus von gut elf Prozent.

Fluch und Segen der mangelnden Digitalisierung

Dass jedoch auch in diesen vermeintlich düsteren Zeiten die Chancen für Gründer tatsächlich deutlich besser stehen als gefühlt, belegt insbesondere das leuchtende Beispiel der PropTechs.

Im vergangenen Jahr trotzten sie der Krise und sammelten rund 666 Millionen Euro bei Investoren ein – 150 Prozent mehr als 2020. Dies ergab eine Analyse des Beratungsunternehmens Blackprintpartners. Die Anziehungskraft dieser jungen Unternehmen liegt auf der Hand: Immobilien sind die größte Anlageklasse der Welt. Hinzu kommt, dass in dieser Branche die Digitalisierung noch nicht weit genug fortgeschritten ist. Noch immer herrschen E‑Mails und Exceltabellen über weite Teile der Geschäftsfelder. Das stellt zwar ein Problem dar bietet aber auch eine Chance.

Obwohl auch hier bei den Neugründungen die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen, zeigt das Beispiel der PropTechs dennoch, was für Gründer möglich ist, deren Innovationen den Nerv der Zeit treffen.

Ohne Impulse kein Wandel

Bestes Beispiel hierfür ist das notwendige Handeln gegen den Klimawandel, der die Nachfrage nach entsprechenden Produkten und Dienstleistungen befeuert. Der alternde Gebäudebestand muss dringend auf ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit hin optimiert werden, was vor allem Innovation mit Blick auf Daten, Sensoren und Analysen erfordert. Somit ist es auch wenig überraschend, dass die Kategorie „Betreiben und Verwalten“ im Rahmen der Studie als Sieger bei der Auswertung der Finanzierungsrunden 2021 hervorging. Zum gesunden Lebensstandard gehören aber auch Faktoren, die über die klassische PropTech-Betrachtung hinaus gehen: zum Beispiel die Luftqualität, Möglichkeiten der Aufforstung von Waldstücken, eine moderne Infrastrukturoptimierung, etc. Darüber hinaus muss weiterhin „gesunder“ Wohnraum mit nachhaltigen Ressourcen geschaffen werden, um den Bedarf der Menschen zu decken. Ohne neue Impulse werden wir den ökologischen Wandel in der nötigen Zeit nicht schaffen können.

Längst macht die digitale Revolution auch vor Gebäuden und Grundstücken keinen Halt mehr – und erfordert verstärkt Konzepte, die sich sowohl an Geschäfts- als auch Privatkunden richten. Hier stützen auch Makrotrends die Bedeutung von PropTechs und ihren Daten. Die Nachfrage nach ihren fortschrittlichen Daten und Analysen für die Geschäftsabwicklung, Bewertung und Portfolioüberwachung, wird wohl auch in Zukunft weiter anwachsen, egal, ob für Makler- und Verwaltungsdienstleistungen, Bauplanung und ‑finanzierung oder auch Instandhaltung und Dokumentenmanagement. Neben der Notwendigkeit von Big Data steigen aber auch die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz und Blockchain bis hin zu IoT-Angeboten (Industrial Internet of Things), sowie Augmented und Virtual Reality.

Gerade mit Blick auf die Bau- und Immobilienbranche bietet sich Technologieunternehmen somit ein riesiges Marktpotenzial und für die Branche werden sie immer mehr von einem „Nice-to-have“ zu einem „Must-have“. Viele der bestehenden Start-ups fischen allerdings oft im selben Teich, was zu einer Konsolidierung des Marktes und damit zum Verschwinden einiger Unternehmen führen wird. Wir können davon ausgehen, dass die erfolgreichsten Ideen ihren Sektor mit der Rückendeckung der etablierten Unternehmen dominieren oder bald dominieren werden. Die Partnerschaften mit größeren Unternehmen werden relevant sein, um global zu expandieren.

Dabei ist das inzwischen eindrucksvolle Wagniskapital, das aktuell im Umlauf ist, nur ein Erfolgsindikator. Neben dem steigenden Investoreninteresse spricht für den Erfolg der PropTechs aber noch etwas anderes: Der Wille zur Innovation — sowie der Mut, diese tatsächlich auch anzustoßen.

Innovation steht für Haltung

Und hier schließt sich der Kreis. Innovation steht stets zugleich für eine bestimmte Haltung: für Mut, Zuversicht, Kreativität. Auch hier liefern PropTechs ein eindrucksvolles Beispiel, wie sich auch für andere Gründer eine wirtschaftliche Talsohle durchschreiten lässt. Die technologischen Anwendungsmöglichkeiten ziehen zudem jüngere Talente an, die sich zum Beispiel für innovative Bereich wie Blockchain begeistern können. Das schafft Vielfalt in der Unternehmenskultur und kreative Ideenaustausche, die den Erfolgskurs des Unternehmens ebenfalls bestimmen können.

Sich dagegen von vorübergehenden Negativtrends wie etwa der „Corona-Delle“ die eigene Zuversicht nehmen zu lassen, hieße fahrlässig Chancen verstreichen zu lassen. Chancen, die in Deutschland noch immer hervorragend sind.

Beitrag von Michael Peter, Gründer und CEO der P&P Group

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