Privatmärkte waren lange Zeit fast schon alternativlos

Für institutionelle Investoren gehörten Anleihen und Aktien zu den Hauptbestandteilen im Portfolio. Dann kam im Zuge des Niedrigzinses die Bandbreite alternativer Investments hinzu. Bevorzugt Immobilien, aber auch Private Equity, Private Debt etc. Am Rande einer Veranstaltung stand Thorsten Wellein, Portfoliomanager, FAROS Fiduciary Management AG, der Redaktion zu einigen interessanten Fragestellungen Rede und Antwort.
20. September 2022
Thorsten Wellein, Porfoliomanager FAROS Fiduciary

II: Diversifikation ist unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten wichtig. Institutionelle benötigen aber auch laufende, planbare Erträge.
Wellein: Institutionelle Investoren sind in der Vergangenheit geradezu aus klassischen Renteninvestments in Real Assets/Sachwerte geflüchtet. Gefragt sind Immobilien, aber auch Mautstrecken und Anlagen zur Winderzeugung. Sie alle bieten diese stabilen Cashflows, die insbesondere Pensionseinrichtungen benötigen. Man muss sich vor Augen führen, dass gerade als sicher und solide wahrgenommene Anlagen lange Zeit nicht mehr die Renditen abwarfen, die Großinvestoren wie Versicherungen und Stiftungen brauchten, um ihrerseits ihren Verpflichtungen nachzukommen.

II: Bei Sachwerten/Real Assets spielt auch der Aspekt des Inflationsschutzes eine Rolle, oder?
Wellein: Das stimmt. In einer Zeit rekordhoher Inflation und Unsicherheit über die künftige Inflationsentwicklung bieten Sachwerte wie Immobilien oder auch Infrastruktur institutionellen Investoren eine langfristige Absicherung gegen die negativen Auswirkungen des Preisanstiegs. Gerade Infrastruktur-Investments weisen mittlerweile allerdings eine monopolähnliche Marktstellung mit hohen Eintrittsbarrieren auf.

II: Das Spektrum der Privatmärkte ist breit. Das Private Debt-Segment war in der Vergangenheit in aller Munde und wuchs überdurchschnittlich. Wie ordnen Sie diesen Trend ein?
Wellein: In der Tat hat Private Debt sich zum schnellst wachsenden Segment auf dem Privatmarkt entwickelt. Tendenz steigend. Die Suche der Investoren nach diversifizierten Renditequellen ist hierbei der entscheidende Treiber. Damit sind Kreditfonds gemeint, die außerhalb des Kapitalmarkts anstelle von Banken Fremdkapital für die Unternehmensfinanzierung bereitstellen. In der Regel handelt es sich dabei um kleinere Kredite in der Höhe von 30 bis 40 Mio. Euro, hauptsächlich im High-Yield-Bereich. Für institutionelle Investoren macht die Kombination aus Rendite-Risiko-Profil und planbaren Mittelzuflüssen das Segment zunehmend interessant. Natürlich muss das Kreditrisiko im Blick behalten werden, speziell im nun veränderten Umfeld des wirtschaftlichen Abschwungs mit vermutlich höheren Ausfallraten. Belastbare Bewertungen der Ausfallraten liegen noch nicht vor – auch verzerren die im Zuge der Corona-Krise erfolgten staatlichen Unterstützungsmaßnahmen aktuell eine klare Marktsicht. Ihre wahre Belastungsprobe haben die Fonds damit noch vor sich.

II: Immer mehr institutionelle Anleger bauten ihre Allokationen auch in Private Equity aus. Wie stellt sich hier die Lage dar?
Wellein: Die Situation auf dem PE-Markt ist dadurch gekennzeichnet, dass Private-Equity-Investoren viel Geld zur Verfügung haben, derzeit aber kaum Möglichkeiten finden, dieses auch adäquat anzulegen. Die attraktivsten Geschäftsaussichten liegen sicherlich aktuell in den Branchen Gesundheit und Technologie. Deren gute Wachstumsaussichten und vergleichsweise hohe Krisenfestigkeit geben hierfür den Ausschlag. Auch Nachhaltigkeitsaspekte spielen im PE-Markt eine zunehmend größere Rolle. Gleichwohl ist generell zu berücksichtigen, dass der anhaltende Krieg in der Ukraine und die sich damit stark erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit kurzfristig insbesondere auf dem Venture Capital-Segment lasten. Das nach einem Rekordjahr 2021. Dessen ungeachtet sollte auch PE weiter eine bedeutende Rolle in der Portfolioallokation spielen.

Thorsten Wellein, Porfoliomanager FAROS Fiduciary Management AG / Foto: © FAROS

Pages: 12

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter