Private Infrastrukturinvestitionen in Deutschland: Die neue Infrastrukturquote als Wachstumsbeschleuniger

Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur sind gerade in aller Munde. Doch auch ohne das geplante 500-Milliarden-Euro-Paket aus Berlin befindet sich der deutsche Infrastruktursektor aktuell in einer spannenden Phase. Denn mit der Einführung der 5%-igen Infrastrukturquote im Zuge des Zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetzes wurde im Februar 2025 ein entscheidender Impuls gesetzt, der private Investitionen in Infrastrukturprojekte erheblich steigern dürfte.
17. Juni 2025
Gregor Kurth - Foto: Copyright Igneo Infrastructure Partners

Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur sind gerade in aller Munde. Doch auch ohne das geplante 500-Milliarden-Euro-Paket aus Berlin befindet sich der deutsche Infrastruktursektor aktuell in einer spannenden Phase. Denn mit der Einführung der 5%-igen Infrastrukturquote im Zuge des Zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetzes wurde im Februar 2025 ein entscheidender Impuls gesetzt, der private Investitionen in Infrastrukturprojekte erheblich steigern dürfte.

Diese regulatorische Neuerung dürfte die Gewichtung von Infrastruktur im Portfolio betrieblicher Vorsorgeeinrichtungen dauerhaft ansteigen lassen und darüber hinaus für eine nachhaltig höhere Attraktivität der Anlageklasse sorgen.

Vom Nachzügler zum Vorreiter? Deutschland als Destination für Infrastrukturinvestitionen

Noch vor wenigen Jahren hinkte Deutschland’s Volumen privater Investitionen in Infrastruktur im europäischen Vergleich hinterher. Seit 2020 jedoch hat sich dies deutlich verändert: Der Markt verzeichnete ein starkes Wachstum, insbesondere durch Investitionen in digitale Infrastruktur, darunter Glasfasernetze, Funkmasten und Rechenzentren. Auch erneuerbare Energien standen zunehmend im Fokus, während traditionell stabile Sektoren wie Gas- und Stromnetze weiterhin hohe Investitionssummen anzogen. Im Jahr 2024 kam es jedoch zu einem spürbaren Einbruch der Investitionstätigkeit in Deutschland. Ursachen waren vor allem wirtschaftliche Unsicherheiten, gestiegene Finanzierungskosten sowie regulatorische Verzögerungen.

Quelle: Igneo Infrastructure Partners, Infralogic

 

Allerdings gibt es auch noch ungenutzte Potenziale in Deutschland. Einige Subsektoren bleiben hierzulande bislang weitgehend unerschlossen. Dazu zählen Wasserinfrastruktur, Schienennetze sowie exotischere Infrastruktur-Subsektoren wie Militär- oder Freizeitinfrastruktur. In anderen Märkten wie Italien, Frankreich und Großbritannien sind Investitionen privater Anleger in diesen Sektoren längst Realität.

Quelle: Igneo Infrastructure Partners, Infralogic

Die vergangenen Jahre waren in Deutschland auch durch einzelne extrem große Infrastruktur-Deals geprägt: Im Februar 2023 übernahmen Brookfield und DigitalBridge 51 % der Funkturm-Sparte der Deutschen Telekom (GD Towers) für 10,7 Milliarden Euro. Im März 2023 investierten GIP und KKR in Vantage Towers, den größten Funkmastbetreiber Europas. Zudem sicherten sich Allianz, Norges Bank und AIP im Mai 2023 Anteile am Offshore-Windpark He Dreiht, während KKR im Juli 2024 die Mehrheit am Renewables-Unternehmen Encavis übernahm. Diese Großtransaktionen unterstreichen das starke Interesse institutioneller Investoren an Kerninfrastrukturen in Deutschland, insbesondere in den Bereichen erneuerbare Energien und digitale Netzwerke.

Die Infrastrukturquote als Impulsgeber

Die Einführung der Infrastrukturquote im Rahmen des Zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetz markiert einen Wendepunkt für Infrastrukturinvestitionen in Deutschland. Erstmals können institutionelle Anleger – darunter Pensionskassen, Sterbekassen und Versorgungswerke – bis zu 5 % ihres Sicherungsvermögens gezielt in Infrastrukturanlagen investieren. Damit wird nicht nur dem Diversifikationspotenzial der Assetklasse Rechnung getragen, sondern der Anteil renditestarker und schwankungarmer Komponenten in der betrieblichen Altersvorsorge gestärkt. Schließlich weisen Infrastrukturinvestitionen eine geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen auf und bieten eine vergleichsweise niedrige Volatilität. Laut einer Studie, die das Forschungsinstitut Afi 2024 im Aufrag von Igneo durchgeführt hat, erzielen sie im Durchschnitt Renditen von 8–12 %, während langfristige Verträge und inflationsgebundene Erträge für zusätzliche Planungssicherheit sorgen. Besonders in unsicheren wirtschaftlichen Zeiten fungieren sie als wertstabile Anker im Portfolio institutioneller Investoren.

Die Infrastrukturquote beendet die frühere Praxis, Infrastrukturinvestments unter Quoten für Risikokapital, Beteiligungen oder Immobilien zu führen, die oft bereits durch andere alternative Anlagen ausgeschöpft waren. Mit dieser Entwicklung stärkt der Gesetzgeber nicht nur Infrastruktur als eigenständige Anlagekategorie, sondern reduziert auch den Konkurrenzdruck zwischen Infrastruktur und anderen alternativen Investments.

Gleichzeitig hat die Reform Auswirkungen auf die gesamte Asset-Management-Branche in Deutschland und darüber hinaus, da Fondsanbieter Anlagelösungen im Rahmen der Anlagverordnung für institutionelle Kunden entwickeln müssen und damit nun mehr Spielraum im Bereich der Infrastrukturinvestments haben. Insgesamt ist die neue Infrastrukturquote also ein wichtiger Schritt, um Kapital in essentielle Zukunftsprojekte zu lenken und wird dazu beitragen mehr Planungssicherheit für Projektentwickler zu schaffen, was den Markt für private Infrastrukturfinanzierung nachhaltig beleben sollte.

Aktives Management als Erfolgsfaktor

Die gegenwärtigen Diskussionen rund um das Thema Infrastruktur zeigen auch, dass sich für institutionelle Investoren heute weniger die Frage stellt, ob sie in Infrastruktur investieren sollten – sondern wie sich mit diesen Anlagen langfristig echter Mehrwert generieren lässt. Entscheidend für den Anlageerfolg ist dabei vor allem das aktive Management der Infrastrukturinvestitionen. Beispielsweise durch Digitalisierung, die Berücksichtigung verantwortungsbewusster Anlagekriterien, die Optimierung der Finanzstruktur oder Risikomanagement, wird aktives Management zum zentralen Hebel langfristiger Wertschöpfung.

Wie effektiv ein solcher aktiver Managementansatz in der Praxis wirken kann, zeigt das der europäische Flaggschifffonds (EDIF I) von Igneo Infrastructure Partners, der über 15 Jahre hinweg rund zwei Milliarden Euro in zehn Infrastrukturunternehmen investierte – unter anderem in den Bereichen Energie, Wasser, digitale Netze, nachhaltige Mobilität und urbane Versorgung. Trotz seines konservativen Fokus auf Core- und Core+-Assets erzielte der Fonds eine durchschnittliche Nettorendite von 12,5 % pro Jahr und lag damit deutlich über dem Vergleichsmaßstab risikoreicherer Strategien. Grundlage dieses Erfolgs war ein stringenter Value-Creation-Ansatz. Das Ergebnis auf Ebene des Gesamtportfolios ist beachtlich: Eine Kapitalrückführung von rund fünf Milliarden Euro an Investoren, das entspricht dem rund 2,6‑fachen des eingesetzten Kapitals. Damit belegt dieses Beispiel wie sich selbst in stabilitätsorientierten Infrastruktursegmenten durch aktives Management überdurchschnittliche Wertbeiträge erzielen lassen.

Nachhaltige Investitionen und neue Potenziale

Mit der neuen Infrastrukturquote dürfte sich der Spielraum für dringend anstehende Investitionen vergrößern. Besonders Offshore-Windparks, grüne Wasserstoffprojekte und Dekarbonisierungsinitiativen dürften von einer höheren Allokation institutioneller Investoren profitieren. Gleichzeitig eröffnet sich neues Potenzial Investitionen in die an vielen Stellen vernachlässigte Infrastruktur zu fördern. Die Infrastrukturquote bietet damit eine historische Chance, den Sektor nachhaltig zu stärken. Es ist klug, gerade den Investorengruppen, deren Verbindlichkeiten zwei oder drei Jahrzehnte in der Zukunft liegen, den Zugang zu einer sehr langfristig ausgerichteten Anlageklasse zu erleichtern. Entscheidend ist es, dass Investitionsvorhaben mit dem notwendigen Weitblick geplant und gemanagt werden, um die richtigen Weichen nicht nur für zukunftsfähige Infrastrukturvorhaben zu stellen, sondern die Daseinsvorsorge und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts auch für zukünftige Generationen sicherzustellen.

Über die rein ökonomischen Aspekte hinaus darf der gesellschaftliche Wert von Infrastrukturinvestitionen nicht aus dem Blick geraten. Eine moderne, resiliente Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für funktionierende Gesundheitssysteme, Bildungseinrichtungen, Mobilitätsangebote und digitale Teilhabe. Institutionelle Investoren tragen heute mehr denn je Mitverantwortung für die Gestaltung der Zukunft. Wer heute in diesen Bereich investiert, gestaltet aktiv mit – und kann gleichzeitig von attraktiven, langfristig stabilen Renditen profitieren.

Gastbeitrag von Gregor Kurth, Partner und Head of Transactions Europe, bei Igneo Infrastructure Partners

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