Private Equity für die Transformation der Wirtschaft

Impact-Investments werden dringend gebraucht, um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu schaffen. Private-Equity-Investoren finden auch außerhalb der naheliegenden Sektoren Geschäftsmodelle, die großen ökologischen und sozialen Nutzen stiften – und die auch unter Renditegesichtspunkten interessant sind.
20. Dezember 2021
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Impact-Investments werden dringend gebraucht, um den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu schaffen. Private-Equity-Investoren finden auch außerhalb der naheliegenden Sektoren Geschäftsmodelle, die großen ökologischen und sozialen Nutzen stiften – und die auch unter Renditegesichtspunkten interessant sind.

Die Verantwortung, die auf Investoren lastet, war noch nie so groß wie heute. Zum Zielspektrum Rendite und Risiko ist die Berücksichtigung der ökologischen und sozialen Auswirkungen ihres Handelns gekommen. Die Frage nach der Nachhaltigkeit von Investorentätigkeit – in früheren Jahren ein Nice-to-have-Faktor – drängt sich immer mehr in den Vordergrund. Dass es nicht genügt, die noch rudimentären regulatorischen Anforderungen in puncto Nachhaltigkeit zu erfüllen, führt der jüngste Bericht des Weltklimarats dramatisch vor Augen. Die Klimaerwärmung schreitet schneller voran als bis dahin erwartet, und das Ziel, sie auf 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wird die Menschheit mit großer Wahrscheinlichkeit verfehlen.

Während immer deutlicher wird, dass die politischen Institutionen zu träge sind, um der Herausforderung des Klimawandels mit dem nötigen Tempo zu begegnen, wächst die Bedeutung von Investoren, die schneller handeln können. Sie lenken freiwillig und bewusst Kapital in nachhaltige Aktivitäten – mit sogenannten Impact-Investments, die den Anspruch haben, spürbar und messbar ökologischen oder sozialen Zielen zu dienen. Nach den jüngsten Schätzungen des Global Impact Investing Networks (GIIN) verwalteten Anfang 2020 mehr als 1.720 Institutionen ein Impact-Investing-Vermögen von 715 Mrd. Dollar – ein Anstieg von mehr als 40 % gegenüber dem Vorjahr. Während die absoluten Zahlen je nach Eingrenzung des noch unscharfen Impact-Begriffs stark variieren können, zeigt der Anstieg einen klaren Trend: Investoren wollen auf die nachhaltige Transformation der Weltwirtschaft Einfluss nehmen und nutzen dafür zunehmend die Instrumente, die sich ihnen bieten.Um ihre Portfolios nachhaltiger aufzustellen, greifen Investoren auf alle Assetklassen zurück. Der größte Teil der Mittel floss gemäß der jüngsten Erhebung des GIIN in Private Debt, Public Equity und Private Equity. Während Private Equity beim Anteil an der gesamten Anlagesumme mit 17 % leicht hinter den beiden anderen Anlageklassen zurückliegt, ist es mit Abstand das von den meisten Anlegern genutzte Instrument: 70 % der Impact-Investoren haben eine Allokation in Private Equity, bei Private Debt sind es 58 % und bei Public Equity nur 17 %.

Für die Beliebtheit von Private Equity als Instrument für Impact-Investments gibt es gute Gründe. Nur mit Eigenkapital-Engagements können Investoren direkten Einfluss auf Firmen nehmen, in denen sie sich engagieren. Einfluss aber ist wichtig, um sicherzustellen, dass ein Unternehmen auf dem Impact-Pfad bleibt. Und um vom Unternehmen die Daten zu erhalten, die im Rahmen des Reportings zur Bezifferung des erzielten Impacts benötigt werden. Die Kriterien hierfür sind stark im Fluss, und gerade kleinere und nicht börsennotierte Unternehmen brauchen oftmals Unterstützung, um die entsprechenden Daten liefern zu können. Für ein Engagement in Letztere ist Private Equity das Instrument der Wahl.

Die Kunst, Impact-Potenzial zu erkennen

Nicht börsennotierte Unternehmen stellen einen Großteil der Entwickler von Technologien, die ein hohes Impact-Potenzial aufweisen. Oftmals handelt es sich um junge, schnell wachsende Firmen, die Lösungen für spezifische ökologische und soziale Probleme entwickeln. Die Art des Geschäfts solcher Unternehmen ist äußerst vielfältig, und oftmals ist es in Bereichen angesiedelt, die nicht auf den ersten Blick unter den Oberbegriff Nachhaltigkeit fallen. Solche Geschäftsmodelle zu entdecken und ihr Potenzial zu bewerten, ist die Kunst, die ein erfolgreicher Private-Equity-Impact-Investor beherrschen muss.

Exemplarisch für ein Unternehmen, das dank Private-Equity-Impact-Investoren wachsen und so einen erheblichen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten konnte, ist die US-amerikanische Firma d.light. Deren günstigen Solarlampen haben mittlerweile in Millionen Haushalten in Afrika, Asien und Lateinamerika ohne Anschluss an ein Stromnetz die sonst gebräuchlichen umwelt- und gesundheitsschädlichen Kerosinlampen ersetzt. Die zweite Produktgruppe von d.light, klein dimensionierte und günstige Solaranlagen, liefern Strom auch zum Betrieb anderer elektrischer und elektronischer Geräte.

Billige Leuchten, vielfältiger Nutzen

So erhalten unterentwickelte Regionen von vorneherein eine emissionsneutrale und dezentrale Stromversorgung. Und das binnen weniger Jahre, während die Umstellung der auf fossilen Brennstoffen basierenden Stromversorgung in den Industrieländern vermutlich Jahrzehnte dauern wird. Der Fokus auf Schwellenländer ist beim Impact-Investing auch unter ökologischen Aspekten wichtig. Zwar emittieren die Industrienationen aktuell noch einen Großteil der Treibhausgase, entsprechend ihrem Anteil am Energieverbrauch. Letzterer wird jedoch in den Schwellenländern im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung massiv zunehmen. Um überhaupt Hoffnung auf eine Begrenzung des CO2-Ausstoßes haben zu können, ist es unabdingbar, dass diese Energie aus emissionsfreien Quellen stammt.

Zurück zum Unternehmen d.light, das mit seinen Produkten nicht nur messbaren ökologischen, sondern auch sozialen Impact liefert. Denn diese verbessern auch spürbar den Lebensstandard der Familien, die sonst bis zu 15 % ihres verfügbaren Einkommens für die herkömmlichen Leuchtmittel ausgeben, verhindern Atemwegserkrankungen durch das Verbrennen von Kerosin in den Wohnräumen und verschaffen Kindern und Jugendlichen mehr Licht und damit Lernzeit am Abend, was ihre sozialen Aufstiegschancen verbessert. All diese Faktoren gehen in die Impact-Bilanz ein. Um seine Produkte in Regionen mit unterentwickelter Infrastruktur und rudimentärem Finanzwesen überhaupt absetzen zu können, geht d.light auch beim Vertrieb neue Wege. Kunden können den Kauf in Kleinraten bezahlen oder ein Produkt gegen eine nutzungsabhängige Gebühr mieten. Die Beträge werden mittels mobiler FinTech-Lösungen eingezogen, was gut funktioniert, weil die Mobilfunknetze – anders als das Bankwesen – in vielen Schwellenländern ausreichend ausgebaut sind.

FinTech fördert die soziale Entwicklung

So stiften Technologien, die in Industrieländern für Industrieländer entwickelt wurden, in Schwellenländern erheblich größeren Nutzen. Gerade FinTech liefert dafür gute Beispiele. Die Filialnetze der Banken und anderen Finanzdienstleister sind – falls überhaupt vorhanden – oft lückenhaft. Daher besitzt ein Großteil der Bevölkerung überhaupt kein Bankkonto, was sich auf den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, Informationen und Gesundheitsleistungen schädlich auswirkt. Während FinTech-Lösungen für die überwiegende Mehrzahl der Menschen in den Industrienationen eher ein Convenience-Faktor, aber nicht essenziell sind, schaffen sie für Millionen in den Schwellenländern erstmals die Möglichkeit, am Wirtschaftsleben teilzunehmen. Und FinTech-Firmen finden in Schwellenländern profitable Wachstumsmöglichkeiten. Ein Beispiel dafür ist Tutuka. Von Südafrika aus hat sich der Zahlungsabwickler – auch mit Unterstützung von Private Equity – zu einem profitablen internationalen Konzern entwickelt. In Dutzenden Schwellenländern legt das Unternehmen die Basis für eine Vielzahl von Services mit hohem sozialem Impact.

Hoher Impact, marktübliche Renditen

Die genannten Beispiele illustrieren auch, dass Impact-Investing keinen Renditeverzicht implizieren muss. Das deckt sich mit der jüngsten Erhebung des GIIN, wonach rund zwei Drittel der Impact-Investoren marktübliche Renditen anstreben. Nur ein Drittel akzeptiert, um Impact-Ziele zu erreichen, unterdurchschnittliche Renditen. Die Umfrage belegt auch, dass Impact-Investments die finanziellen Erwartungen in knapp 90 % der Fälle erfüllt oder sogar übertroffen haben. Der Kampf gegen Klimawandel und soziale Ungleichheiten wird sich in den kommenden Jahren weiter intensivieren und Impact-Investing mittels Private Equity dürfte als Instrument an Bedeutung gewinnen. Investoren mit wachem Blick bieten sich zahlreiche Opportunitäten, die nicht nur Nachhaltigkeits‑, sondern Renditeerwartungen erfüllen können.

Autor: Dr. Andreas Nilsson
Head of Impact
Golding Capital Partners

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