Private Equity Anlagen in Zeiten von Krisen

Die Private Equity Branche schreibt spätestens seit der Jahrtausendwende eine große Erfolgsgeschichte. Nach Schätzungen des Marktdatendienstleisters Preqin ist der Wert der weltweit von PE Fonds gehaltenen Unternehmensbeteiligungen von rund 200 Mrd. Euro in 2000 auf ca. 3 Bio. Euro in 2022 geradezu explodiert. Hiervon entfielen zuletzt ca. 600 Mrd. Euro auf europäische Unternehmen.
21. März 2023
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Darüberhinaus hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Unternehmenskäufe in Krisenzeiten zu günstigeren Bewertungen durchgeführt werden konnten. Dies hängt mit den gestiegenen Renditeerwartungen von Investoren aufgrund höherer Risikoprämien zusammen. Der jüngst von der Unternehmensberatung Bain & Company veröffentlichte Global M&A Report 2023 zeichnet hier ein deutliches Bild. Hierbei hat Bain die Performance von Börsenunternehmen im Nachgang an die letzten Krisen analysiert. Akquisitionsstarke und ‑erfahrene Unternehmen erzielten überproportionale Unternehmenswertsteigerungen im Vergleich zu Unternehmen ohne Akquisitionen oder ohne Akquisitionserfahrung. Zudem sind ausreichende Finanzmittel vonnöten.

Profiteure in Krisenzeiten

Die Ergebnisse dieser Studie lassen sich gut auf die Private Equity Branche übertragen. PE Fonds verfügen regelmäßig über hohe Finanzmittel und große Akquisitionserfahrung. Somit können sie insbesondere in Krisenzeiten von günstigeren Einstiegsmöglichkeiten profitieren.

Aber nicht alle positiven Erfahrungen von vergangenen Krisen werden sich im jetzigen Krisenumfeld wieder für die gesamte PE Branche so einstellen. So hat die Branche in den letzten 20 Jahren eine extreme Größenentwicklung hingelegt. Noch vor der Jahrtausendwende waren Unternehmenskäufe von großen Unternehmen mit Bewertungen von über 1 Mrd. Euro in Europa eine Rarität. In Deutschland war beispielsweise die erste Milliardentransaktion eines PE Fonds der Kauf von Grohe durch die BC Partners Fonds in 1999. Letztlich waren bis dahin die meisten von PE Fonds gekauften Unternehmen eher kleine Mittelständler. Dies lag an den damaligen PE Fondsgrößen und den damit investorenseitig bereitgestellten Fondsmittel. So wurden insgesamt bis zur Jahrtausendwende weltweit gerade einmal nur 3 PE Fonds mit einem Fondsvolumen von jeweils mehr als 5 Mrd. US-Dollar aufgelegt. Heute ist die Situation anders. In 2021 und 2022 wurden 22 derartige Megafonds mit einem Gesamtvolumen von über 270 Mrd. US-Dollar eingeworben. Aktuell befinden sich nach Branchenschätzungen 34 Megafonds mit einem Zielvolumen von deutlich über 400 Mrd. US-Dollar im Fundraising.

Behäbigere Großunternehmen

Dieses Größenwachstum hat jedoch den Markt deutlich verändert. Der überwiegende Teil von investiertem Kapital fließt heute in große Unternehmenskäufe. Aufgrund ihrer Unternehmensgröße sind Großunternehmen jedoch langsamer in der Umsetzung von notwendigen Veränderungen. Diese unternehmensgrößenbedingte Situation ist unabhängig von der Eigentümerstruktur. PE Fonds mögen zwar weiterhin einen direkten Einfluss auf die Geschäftsführung ihrer Unternehmensbeteiligungen auch in Krisensituationen ausüben können; bei großen Unternehmen sind jedoch die Veränderungsgeschwindigkeiten regelmäßig schwerfälliger als bei Mittelständlern. Deshalb sollte man heute nicht automatisch davon ausgehen, dass sich PE Investments gegenüber Aktienanlagen deutlich besser entwickeln werden.

Welche Auswirkungen hat dies nun für die Investoren? Investoren in PE Fonds denken langfristig. Auch wenn heute weniger Transaktionen stattfinden, wird sich der Markt nach einem kurzen Abschwung wieder normalisieren und die Ausfallquoten werden nur moderat sein. Investoren sollten sich bei ihren Investments auf die historischen Stärken von PE Fonds besinnen. Diese liegen in unternehmerischen Beteiligungen an Mittelständlern. Dort kann man schnell auf Krisen reagieren und zudem in „normalen“ Zeiten infolge höheren Unternehmenswachstums mit Überrenditen profitieren. Für die Auswahl von PE Fonds muss man jedoch kritisch deren Alleinstellungsmerkmale und relevante Erfahrung hinterfragen und den Markt kennen.

Autor: Thomas Weinmann,
Verwaltungsrat eines Luxemburger Fonds,
(Family Office-Hintergrund)

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