Private Equity Anlagen in Zeiten von Krisen

Die Private Equity Branche schreibt spätestens seit der Jahrtausendwende eine große Erfolgsgeschichte. Nach Schätzungen des Marktdatendienstleisters Preqin ist der Wert der weltweit von PE Fonds gehaltenen Unternehmensbeteiligungen von rund 200 Mrd. Euro in 2000 auf ca. 3 Bio. Euro in 2022 geradezu explodiert. Hiervon entfielen zuletzt ca. 600 Mrd. Euro auf europäische Unternehmen.
21. März 2023
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Die Private Equity Branche schreibt spätestens seit der Jahrtausendwende eine große Erfolgsgeschichte. Nach Schätzungen des Marktdatendienstleisters Preqin ist der Wert der weltweit von PE Fonds gehaltenen Unternehmensbeteiligungen von rund 200 Mrd. Euro in 2000 auf ca. 3 Bio. Euro in 2022 geradezu explodiert. Hiervon entfielen zuletzt ca. 600 Mrd. Euro auf europäische Unternehmen.

Diese Steigerung resultiert aus sehr hohen Nettokapitalzuflüssen an PE Fonds. Institutionelle Investoren schätzen an PE Fonds die erwarteten höheren Renditen, die im Vergleich zu Aktienanlagen in der Vergangenheit realisiert wurden. Insbesondere während der letzten beiden Krisen wurden von PE Fonds deutlich bessere Ergebnisse erzielt. So stellt heute Private Equity einen festen Bestandteil in der strategischen Assetallokation von institutionellen Investoren dar. Diese Entwicklung hatte in den letzten Jahren auch auf das Anlageverhalten kleinerer Anleger eine Auswirkung. So können mittlerweile selbst vermögende Privatanleger über Dachfonds und Feederfonds einen Zugang zur Anlageklasse Private Equity erhalten, obwohl sie persönlich die normalerweise notwendigen Mindesteinstiegsgrößen von 5 bis 10 Mio. Euro pro PE Fonds nicht darstellen können.

Seit Anfang 2020 befinden wir uns nunmehr in einer Reihe von Krisen und den damit verbundenen Unsicherheiten. Für Anleger in PE Fonds stellt sich nun die Frage: Was kann man aus vergangenen Krisen lernen? Welche Auswirkungen haben die aktuellen Krisen auf eine Anlage in PE?

Charakteristika von Private Equity

Für die Beantwortung dieser Fragen ist zunächst wichtig, sich ein paar Besonderheiten von PE Anlagen vor Augen zu führen. Zunächst können Investoren regelmäßig bei PE Anlagen nicht einfach „ein- und aussteigen“, da es sich um geschlossene Fonds handelt. Ebenso können auch die PE Fonds selbst Unternehmensbeteiligungen nicht schnell kaufen bzw. verkaufen, da es sich hier um „Komplettkäufe“ und nicht nur kleine Anteile an börsennotierten Unternehmen handelt. Diese langsame Transaktionsgeschwindigkeit hat den Vorteil, dass emotionale Kurzschlusshandlungen von Investoren bei Marktverwerfungen nicht stattfinden können und bei Unternehmensbewertungen längerfristige Überlegungen eine übergeordnete Rolle spielen.

In Zeiten effizienter Kapitalmärkte hat diese Illiquidität von PE Anlagen noch eine weitere Auswirkung. Investoren fordern für die Einschränkung ihrer Reaktionsmöglichkeiten auf Marktveränderungen eine Prämie gegenüber liquiden Alternativanlagen. Langfristig konnte man dies in höheren Renditen von PE Anlagen im Vergleich zu Aktien feststellen.

Principal-Agent-Situation ist ausschlaggebend

Zudem ist man als PE Fonds – und damit auch als deren langfristiger Investor – regelmäßig auf beiden Transaktionsseiten engagiert. Einerseits hat man bereits Unternehmensbeteiligungen im Portfolio, die nach einer gewissen Haltedauer wieder verkauft werden. Andererseits ist man kontinuierlich auf der Suche nach neuen Unternehmensbeteiligungen. Dies führt dazu, dass PE Fondsinvestoren in Auf- wie in Abschwungphasen positiven und negativen Bewertungseinflüssen ausgesetzt sind. Diese gegenläufigen Entwicklungen gleichen sich bei kontinuierlichen Investments – ähnlich wie bei langfristig gehaltenen Aktienanlagen – aus. Der größte Renditeeinfluss bei PE Anlagen gegenüber Aktienanlagen ist jedoch im Bereich der Principal-Agent-Situation zu sehen.

So ist der Vorstand börsennotierter Aktiengesellschaften dem Wohl der Gesellschaft und nicht dem Wohl der Aktionäre verpflichtet. In Deutschland ist dies deutlich im § 93 des Aktiengesetzes kodifiziert worden. Und auch der Aufsichtsrat als Interessensvertreter der Aktionäre hat letztlich nur eine Überwachungspflicht des Vorstandes.

Bei PE Fonds ist die Interessenslage deutlich anders geregelt. Hier handelt der Fonds in erster Linie zum Wohl seiner Anleger. Die Geschäftsführung von Portfoliounternehmen von PE Fonds ist regelmäßig den Eigentümern weisungsgebunden. Hierdurch üben PE Fonds – ähnlich wie Familienunternehmer – einen direkten Einfluss auf die Geschäftsführung aus. Bei erfahrenen PE Fondsmanagern kann dies insbesondere in Krisenzeiten zu schnelleren und besseren Reaktionen auf Marktverwerfungen führen. Zudem ist in Krisenzeiten der Zugang zu zusätzlichen Eigenmitteln ein maßgeblicher Wettbewerbsvorteil von Unternehmen im Eigentum von PE Fonds. Sie können in Krisenzeiten relativ flexibel ihre Unternehmen mit zusätzlichem Eigenkapital unterstützen, um im Ernstfall eine Insolvenz abzuwenden.

Hierfür greifen PE Fondsmanager auf noch vorhandene Kapitalzusagen ihrer Investoren (sog. Dry Powder) zurück. So schätzt Preqin, dass aktuell allein in Europa über 250 Mrd. Euro den PE Fonds für weitere Eigenkapitalinvestitionen zur Verfügung stehen. Demgegenüber sind Kapitalerhöhungen in Krisenzeiten für börsennotierte Aktiengesellschaften nicht oder nur mit großen negativen Auswirkungen für Altaktionäre möglich. Bei Familienunternehmen ist eine Eigenkapitalerhöhung für die (Familien-)Eigentümer nur darstellbar, sofern sie über entsprechende finanzielle Ressourcen verfügen.

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