Powell bleibt standhaft, trotz Trumps Druck

Wird die US-Notenbank Federal Reserve am 7. Mai die Zinsen senken? Die Politik schreie „jetzt!“, die Daten sagten „vielleicht“, analysiert Luca Pesarini, Chief Investment Officer (CIO) von ETHENEA Independent Investors S.A.:
5. Mai 2025
Luca Pesarini - Foto: Copyright ETHENEA

Wird die US-Notenbank Federal Reserve am 7. Mai die Zinsen senken? Die Politik schreie „jetzt!“, die Daten sagten „vielleicht“, analysiert Luca Pesarini, Chief Investment Officer (CIO) von ETHENEA Independent Investors S.A.:

„Powell hat während seiner Rede beim Economic Club of Chicago Mitte April klar gemacht, dass er sich nicht von Politikern treiben lasse – selbst, wenn sie laut sind und auf Konfrontation setzen. Die Märkte haben es verstanden: Die marktimplizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Mai liegt bei nur zwei Prozent. Im verbalen Showdown zwischen Trump und Powell geht der Punkt klar an den Fed-Vorsitzenden.

Was den dualen Auftrag der Zentralbank angeht, ist die Lage nicht eindeutig. Der Arbeitsmarkt gibt sich weiter stabil – zumindest oberflächlich. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeigen noch keine Anzeichen von Stress. Die massenhaften Entlassungen von Staatsbediensteten haben bisher nicht auf die breitere Wirtschaft übergegriffen.

Stabilisierung bei Inflation und Arbeitsmarkt

Die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal, die am 30. April veröffentlicht wurden, fielen schwächer aus als erwartet, dies lag vor allem an überstarken Importen im Vorfeld der Zolleinführungen. Der negative Effekt ist daher nicht nachhaltig und wird in den Folgequartalen zurückgehen. Der jüngste Jobbericht am 2. Mai ist sogar stärker ausgefallen als erwartet. Daher gilt vorerst keine Eile bei Zinssenkungen. Sollte sich die Lage verschlechtern, könnte selbst die Fed ins Grübeln geraten. Aber nur dann, vorher nicht.

Die Inflationszahlen brachten zuletzt eine kleine Entwarnung: Der Consumer Price Index (CPI) fiel mit 2,4 Prozent geringer aus als die erwarteten 2,6 Prozent, die Kernrate ebenso mit 2,8 Prozent (erwartet: 3,0 Prozent). Das ist kein Durchbruch, aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Zinssenkung nur bei eindeutiger Datenlage

Der Fokus liegt auf den möglichen Auswirkungen der Trump-Zölle. Powell fand klare Worte: Höhere Inflation bedeute weniger Jobs. Unter diesen Vorzeichen sieht es aktuell nicht danach aus, als könnte die Fed aus den Inflationsdaten die Erlaubnis für Zinssenkungen ableiten.

Das dürfte Trump nicht gefallen haben – aber bislang wahrt die Fed den Eindruck der Unabhängigkeit. Mehr Druck aus dem Weißen Haus erhöht nicht die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung, sondern die Hürde dafür. Wenn es in der nächsten Zeit eine Zinssenkung geben soll, dann nur mit klarer Genehmigung der Daten. Alles andere sähe aus wie ein Kniefall vor dem Weißen Haus – und den wird Powell vermeiden wollen.“

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter