Positive Aussichten trotz schwieriger Ausgangslage

Der neu gewählte japanische Premierminister Yoshihide Suga übernimmt kein einfaches Erbe von seinem Vorgänger Shinzo Abe: die japanische Wirtschaft wurde durch die Corona-Pandemie schwer getroffen. Das Bruttoinlandsprodukt Japans ist im zweiten Quartal 2020 real um rekordverdächtige 28,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, was den stärksten Rückgang der japanischen Wirtschaftsleistung seit Aufzeichnung der Daten darstellt. Dies spiegelt sich auch in der Handelsbilanz wider, wie Zahlen nach Ende des Halbjahres zeigen. So sind im August die Exporte um 14,8 Prozent und die Importe um 20,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft,­ ein zweistelliger Rückgang den sechsten Monat in Folge.
23. September 2020
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Der neu gewählte japanische Premierminister Yoshihide Suga übernimmt kein einfaches Erbe von seinem Vorgänger Shinzo Abe: die japanische Wirtschaft wurde durch die Corona-Pandemie schwer getroffen. Das Bruttoinlandsprodukt Japans ist im zweiten Quartal 2020 real um rekordverdächtige 28,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken, was den stärksten Rückgang der japanischen Wirtschaftsleistung seit Aufzeichnung der Daten darstellt. Dies spiegelt sich auch in der Handelsbilanz wider, wie Zahlen nach Ende des Halbjahres zeigen. So sind im August die Exporte um 14,8 Prozent und die Importe um 20,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft,­ ein zweistelliger Rückgang den sechsten Monat in Folge.

Jedoch befindet sich Japan schon länger in der Rezession: Das BIP ist im vierten Quartal 2019, also vor dem Ausbruch der Pandemie, gesunken. Die Mehrwertsteuererhöhung im vergangenen Jahr sowie der Handelskonflikt zwischen den USA und China haben die Wirtschaft belastet und können als Gründe für die negative Entwicklung gesehen werden.

Gegenwärtig trübt die Verbreitung des Corona-Virus die Aussichten auf die weitere Wirtschaftsentwicklung. Anfang August verzeichnete Japan einen neuen Höchststand an Neuinfektionen, wobei dieser gefährliche Trend erfreulicherweise bereits zurückgegangen ist. Mit rund 1.500 offiziellen Corona-Todesfällen war das fernöstliche Land vergleichsweise erfolgreich darin, die Pandemie in Schach zu halten.

Japanische Unternehmen beginnen sich zu erholen 

Der japanische Aktienmarkt hat sich seit März stark erholt, was signalisiert, dass das Vertrauen in die Chancen von japanischen Unternehmen zurückgekehrt ist. Die Marktteilnehmer hoffen nun auf Wachstumssignale, die die gegenwärtigen Marktbewertungen stützen.

Jedoch könnte der japanische Markt sich in der nächsten Zeit zunächst seitwärts bewegen, bis Investoren potenzielles Ertragswachstum identifizieren. Die gestiegenen Infektionszahlen in manchen Städten im 3. Quartal und der mögliche negative Effekt der „weichen“ Lockdown-Maßnahmen der japanischen Regierung sind zu diesem Zeitpunkt noch schwer abzuschätzen.

Wir glauben, dass Covid-19 den schon lange antizipierten Aufstieg von Tech-Unternehmen beschleunigt hat. Dementsprechend werden nach unserer Einschätzung Software-Unternehmen und Hersteller von elektronischer Ausrüstung, Geräten und Teilen klar profitieren. Die Allokation von IT-Titeln haben wir seit Jahresanfang um rund 5 Prozent erhöht.

Das Exposure in Industrie-Titel haben wir ebenso ausgebaut: year-to-date um rund 5 Prozent. Insgesamt nehmen diese mit über 30 Prozent des Nettoinventarwerts einen der höchsten Anteile im Portfolio ein.

Auch der Übergang zum Homeoffice, der durch die Corona-Pandemie vorangetrieben wurde, hat eine Auswirkung — als Beispiel kann die Gastronomie gesehen werden: Hier hängt die Ertragskraft entscheidend von der Lage ab. Zum Beispiel hat ein Edelrestaurant in Shibuya, ein Viertel wo viele Tech-Unternehmen ihren Sitz haben, sich dazu entschlossen, vorübergehend zu schließen. Dies ist kein Einzelfall. Viele Geschäftsviertel sind in Japan wie auch weltweit derzeit menschenleer. Dies drückt sich in der schwachen Ertragskraft der Gastronomiebranche aus. Jedoch ist Homeoffice eine gute Maßnahme, um Betriebsmodelle zu überdenken und den Mitarbeitern mehr Flexibilität und Schutz vor einer Ansteckung mit Corona zu bieten. Wir gehen davon aus, dass Unternehmen, die weiterhin in die Infrastruktur für das Remote Working ihrer Mitarbeiter investieren, einen Wettbewerbsvorteil besitzen.

Ein weiterer Bereich, auf den Investoren mit Fokus auf Japan unserer Meinung blicken sollten, ist Infrastruktur. Die Infrastruktur in Japan ist veraltet und teilweise über 50 Jahre alt. Der Wiederaufbau oder die Erneuerung der Infrastruktur sollte Japan in den nächsten Jahren ebenso mäßige aber stetige Wachstumsraten bescheren. Jedoch ist hier ein aktiver Stock-Picking-Ansatz gefragt, um Mehrwert und die zukunftsfähigsten Geschäftsmodelle aus dem Infrastruktur-Bereich zu identifizieren.

Neuer Regierungschef – positive Aussichten

Wir glauben, dass der Rücktritt von Shinzo Abe und die Übernahme durch Yoshihide Suga kurzfristig keinen Richtungswechsel in der japanischen Politik mit sich bringen wird. Die Ausrichtung der Liberal Democratic Party wird wahrscheinlich bis zu den nächsten allgemeinen Wahlen, die für September 2021 geplant sind, unverändert bleiben. Der Fokus der Politik wird weiterhin auf der Eindämmung der Corona-Pandemie und der Ankurbelung der geschwächten Wirtschaft bleiben.

Hinsichtlich der weiteren Entwicklung im vierten Quartal und im nächsten Jahr sind wir positiv gestimmt. Obwohl weiterhin beobachtet werden sollte, wie der Markt auf den neuen Premierminister Suga nach der langen Amtszeit Abes reagieren wird, gehen wir davon aus, dass der neue Amtsinhaber viele der marktfreundlichen Wirtschaftsmaßnahmen Abes beibehalten wird.

Gastbeitrag von Mitsuhiro Yuasa, Fondsmanager des EI Sturdza Strategic Japan Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments

Mitsuhiro Yuasa, Fondsmanager des EI Sturdza Strategic Japan Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments
Mitsuhiro Yuasa, Fondsmanager des EI Sturdza Strategic Japan Opportunities Fund bei Eric Sturdza Investments

Beitragsbild: © yoko_ken_chan — stock.adobe.com

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