Die heutigen US-Inflationszahlen waren eine unangenehme Überraschung für den Markt. Die Problematik für die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) besteht nicht nur im Ausmaß der Überraschung, sondern auch in ihrer Quelle. Die Messgrößen für die Mietinflation, die in der Regel mit dem zugrunde liegenden Inflationstrend übereinstimmen, stiegen deutlich stärker als erwartet.
Die Herausforderung für die Fed besteht darin, dass es eine lange Verzögerung zwischen Veränderungen im makroökonomischen Umfeld und der Messung der Mietinflation gibt. Selbst wenn sich die Wirtschaftstätigkeit deutlich verlangsamt und die Hauspreise fallen und/oder die Arbeitslosigkeit steigt, dauert es einige Zeit, bis sich dies im Verbraucherpreisindex niederschlägt.
Ansonsten entsprachen die Kerndaten mehr oder weniger den Erwartungen. Die Kerninflation der Güterpreise beschleunigte sich erwartungsgemäß aufgrund der erneut extrem hohen Preise für Kraftfahrzeuge und Flugtickets. Was die Gesamtinflation betrifft, so werfen die stark gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise die Frage auf, ob die Fed in der Lage ist, sich auf Kerngrößen zu konzentrieren, und ob die US-Verbraucher in der Lage sind, einen großen negativen Einkommensschock zu verkraften. Ein Teil des Anstiegs der Güterpreise dürfte sich noch abschwächen, wie die Einzelhandelsgewinne im ersten Quartal gezeigt haben – insbesondere da das verfügbare Einkommen durch die Lebensmittel- und Energiepreise unter Druck gerät. Dieser Bericht deutet darauf hin, dass das endgültige Zielniveau höher liegt als bisher angenommen.
Wir gehen davon aus, dass die Fed in der nächsten Woche eine hawkische Haltung einnehmen wird. Das wirft die Frage auf, ob die ohnehin schon schleppenden Wachstumsaussichten der USA überhaupt noch realisierbar sind.
Kommentar von Allison Boxer, US-Ökonomin bei PIMCO
