Overlay-Strategien: Die Kunst der Feinsteuerung

Insbesondere in Krisen – wie die durch COVID-19 seit März 2020 ausgelöste – macht sich ein gutes Overlay- Management bemerkbar. Durch strukturierte, intelligente Ansätze können Wertuntergrenzen gesichert und Opportunitätskosten durch einen rechtzeitigen Wiedereinstieg bei steigenden Märkten reduziert werden.
19. März 2021
Foto: © Laura Pashkevich - stock.adobe.com

Dynamische Feinadjustierung mit taktischen Signalen

Overlay-Manager sehen sich meist mit drei zentralen Anforderungen konfrontiert. Erstens soll die Wertuntergrenze gesichert werden. Zweitens sollen dabei die Opportunitätskosten möglichst gering sein. Zuletzt sollen regelbasierte und nachvollziehbare Prozesse vorgehalten werden, die diskretionäre Einzelfallentscheidungen durch Gremien unnötig machen – zum Beispiel bezüglich des Zeitpunktes zum Wiedereinstieg in den Markt. Gezielt eingesetzte taktische Signale können diese Anforderungen erfüllen und als antizyklische Komponente unterstützend wirken. Sie sorgen zudem für die nötige Transparenz. Opportunitätskosten können durch sie reduziert und die Gefahr von Vollsicherungen kann gesenkt werden. Dabei können taktische Signale auf diverse Art und Weise eingesetzt werden.

Dynamische Allokation der Risikobudgets und signalbasiertes Sponsoring

In einer modularen Systematik kann durch sogenanntes Sponsoring Risikobudget von einem sich positiv entwickelnden Risikomodul in ein anderes transferiert werden, in dem kein freies Risikobudget mehr vorhanden ist und das sonst möglicherweise unmittelbar von Sicherungsmaßnahmen betroffen wäre. Taktische Signale können dabei als zusätzliche Kontrollinstanz dienen. Ein Risikobudget-Transfer erfolgt nur dann, wenn das empfangende Modul mindestens ein neutrales Signal aufweist. Stufenweise kann weiteres Budget transferiert werden, je besser die Signalausprägung ist. Zusätzlich kann eine Maximalgrenze (zum Beispiel als Prozentsatz des Value-at-Risk des empfangenden Moduls) für den Transfer definiert werden.

Abb. 2 Cluster-Analyse der Risikomodule der Beispiel-SAA

Performancesicherung durch signalabhängige Limitierung von Risikobudgets

Entwickeln sich die Märkte positiv, kann die SAA substanziell Performance aufbauen, das freie Risikobudget deutlich anwachsen und die Risikopräferenz des Overlays sich verändern. Diesem Effekt wirkt eine signalabhängige Beschränkung der maximalen Risikobudgets entgegen. Überschüssiges Risikobudget fließt dann entweder in das Sponsoring anderer Module oder in das sogenannte Modul Wiedereinstieg. Damit bestimmen taktische Signale die Risikopräferenz des Overlays und mögliche Performancesicherungsmaßnahmen.

Eine der größeren Herausforderungen im Overlay-Management stellen Zeitpunkt und Art der Auflösung von bestehenden Sicherungen dar und damit einhergehend der Wiedereinstieg in den Markt. Taktische Signale können diesen Prozess unterstützen. Mit Hilfe von taktischen Signalen kann ein Wiedereinstieg antizyklisch statt diskretionär erfolgen, sofern noch Risikobudget für den Wiedereinstieg vorhanden ist. Dabei wird unter der Voraussetzung mindestens eines neutralen Signals in vorher festgelegten Abständen, das kann beispielsweise einmal in der Woche sein, kontinuierlich signalabhängig Risikobudget freigegeben.

Taktische Signale in der Praxis

Die Performance am Beispiel Aktienmarkt Europa im Jahr 2020 unterstreicht eindrucksvoll die Wirksamkeit der dynamischen Feinadjustierung mit taktischen Signalen. Für den Betrachtungszeitraum Dezember 2019 bis August 2020 konnte der Drawdown im Vergleich zur SAA Aktienmarkt Europa in der Simulation um über 80 Prozent reduziert werden.

Autor: Peter Flöck
Head of Product Management, Portfolio Management
Universal-Investment

¹ Clusteranalysen stellen Verfahren zur Entdeckung von Strukturen in Datenbeständen dar. Die hierarchische Clusteranalyse verwendet hierzu distanzbasierte Metriken.
² Developed Markets, Emerging Markets
³ rot = hohe Korrelation, blau: niedrige Korrelation
⁴ Das Dendrogramm gibt dabei – von unten nach oben gelesen – Auskunft darüber, welche Asset-Klassen der Beispiel-SAA auf welcher Iterationsstufe zusammengefasst werden.

Quelle: Foto: © Laura Pashkevich — stock.adobe.com

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