Was hat ein gut diversifiziertes Portfolio und eine eiskalte Cola gemeinsam, fragt Markus Richert, CFP und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln
Auf den ersten Blick mag die Verbindung nicht offensichtlich sein, doch beide bergen ein Element, das für ihren Reiz und ihr Potenzial entscheidend ist: die Kohlensäure im Getränk und die Volatilität an den Finanzmärkten. Die Kohlensäure verleiht der Cola nicht nur ihren erfrischenden Geschmack, sondern auch ihr Prickeln. Ähnlich verhält es sich mit der Volatilität, den Kursschwankungen, die an den Börsen für Bewegung sorgen. Ohne diese Dynamik wäre das Portfolio fade und das Renditepotenzial begrenzt. Allerdings ist Volatilität nicht gleich Volatilität. Wie bei einer Achterbahnfahrt geht es darum, die Höhen und Tiefen zu meistern und das Gesamterlebnis im Blick zu behalten. Langfristig orientierte Anleger, die in der Lage sind, kurzfristige Schwankungen auszuhalten, werden in der Regel mit höheren Renditen belohnt.
Volatilität verstehen – Ein genauerer Blick auf die Dynamik der Märkte
Volatilität, oft als Schwankungsbreite oder Risikomaß bezeichnet, ist ein zentraler Begriff in der Finanzwelt. Sie beschreibt die Intensität der Kursschwankungen eines Wertpapiers oder eines gesamten Marktes innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Je höher die Volatilität, desto stärker die Ausschläge nach oben und unten. Diese Schwankungen können verschiedene Ursachen haben, darunter wirtschaftliche Entwicklungen, politische Ereignisse, Unternehmensnachrichten oder auch psychologische Faktoren wie Angst und Gier unter den Anlegern. Historisch betrachtet, waren Phasen erhöhter Volatilität oft mit starken Kursrückgängen verbunden, wie beispielsweise während der Finanzkrise 2008 oder dem Corona-Crash im Frühjahr 2020. Allerdings bieten volatile Märkte auch Chancen für Anleger, die bereit sind, kurzfristige Schwankungen in Kauf zu nehmen. Die Fähigkeit, Volatilität richtig einzuschätzen und zu managen, ist daher ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg an den Finanzmärkten.
Warum Volatilität Ihr Freund sein kann – Chancen in turbulenten Zeiten
Volatilität, oft als Risikofaktor betrachtet, bietet auch Chancen für Anleger mit langfristigem Horizont. In turbulenten Marktphasen können Aktienkurse unter ihren eigentlichen Wert fallen, was günstige Einstiegsmöglichkeiten eröffnet. Wer hier investiert, profitiert überproportional von einer Erholung, da der Zinseszinseffekt die Gewinne beschleunigt. Auch antizyklisches Investieren, also der Kauf in der Krise, hat sich langfristig bewährt. Allerdings erfordert Volatilität auch emotionale Disziplin, um kurzfristige Schwankungen auszuhalten und an der Strategie festzuhalten. Ein gut diversifiziertes Portfolio kann das Risiko einzelner Anlagen reduzieren und die Auswirkungen von Volatilität abfedern. Wichtig ist, dass Anleger ihre persönliche Risikotoleranz kennen. Wer kurzfristige Schwankungen nicht erträgt, sollte sich auf weniger volatile Anlageklassen konzentrieren. Für andere können volatile Märkte jedoch attraktive Chancen bieten.
Mit Volatilität umgehen
Volatilität ist ein fester Bestandteil der Finanzmärkte und kann nicht vollständig vermieden werden. Allerdings gibt es Strategien, um die Auswirkungen von Kursschwankungen auf Ihr Portfolio zu minimieren und gleichzeitig die Chancen zu nutzen, die volatile Märkte bieten. Eine der wichtigsten Strategien zur Risikominimierung ist die Diversifikation. Indem Sie Ihr Kapital auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen verteilen, reduzieren Sie die Abhängigkeit von einzelnen Wertpapieren. Ein breit diversifiziertes Portfolio kann dazu beitragen, die Auswirkungen von Kursschwankungen abzufedern. Anleger sollten sich stets bewusst sein, dass kurzfristige Marktschwankungen normal sind. Eine langfristige Perspektive hilft dabei, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verkaufen. Studien haben gezeigt, dass Anleger, die langfristig investiert bleiben, in der Regel bessere Ergebnisse erzielen als diejenigen, die versuchen, den Markt zu timen.
Rebalancing – das Portfolio im Gleichgewicht halten
Rebalancing bedeutet, das Portfolio regelmäßig an die ursprüngliche Asset Allocation anzupassen. Wenn bestimmte Anlageklassen überproportional gestiegen sind, werden Gewinne mitgenommen und in unterproportionale Anlageklassen investiert. Diese Strategie hilft dabei, das Risiko im Portfolio zu kontrollieren und sicherzustellen, dass es weiterhin Ihren Anlagezielen entspricht. Der Cost-Average-Effekt besagt, dass regelmäßige Investitionen in einen bestimmten Titel dazu führen, dass Sie bei niedrigen Kursen mehr Anteile erwerben und bei hohen Kursen weniger. Auf lange Sicht kann dies dazu beitragen, den durchschnittlichen Einstiegspreis zu senken und das Risiko zu reduzieren. Es gibt verschiedene Instrumente zur Absicherung gegen Verluste, wie beispielsweise Stop-Loss-Orders oder Put-Optionen. Diese können dazu beitragen, das Risiko zu begrenzen, sollten jedoch mit Bedacht eingesetzt werden, da sie auch die potenziellen Gewinne reduzieren können.
Volatilität als Chance begreifen
Die Finanzmärkte sind lebendig und Schwankungen sind ein natürlicher Bestandteil dieses Systems. „Ohne Vola keine Cola“ – diese Börsenweisheit erinnert uns daran, dass Volatilität nicht nur ein Risiko, sondern auch eine Chance ist. Wer die Volatilität als festen Bestandteil des Marktes akzeptiert und die richtigen Strategien anwendet, kann langfristig profitieren. Ein diversifiziertes Portfolio, eine langfristige Perspektive, regelmäßiges Rebalancing und der Cost-Average-Effekt sind wichtige Bausteine für ein stabiles Portfolio, das auch in turbulenten Zeiten bestehen kann. Risikomanagement-Instrumente können zusätzlich dazu beitragen, Verluste zu begrenzen. Volatilität ist kein Grund zur Panik, sondern eine Gelegenheit, durch kluge Entscheidungen und diszipliniertes Handeln langfristig erfolgreich zu investieren. Die aktuelle Rückkehr der Volatilität an den Märkten ist ein Zeichen für neue Chancen und Wachstumspotenziale. Jetzt ist die Zeit, klug zu investieren und die Saat für zukünftige Gewinne zu legen.