Das Zollchaos des amerikanischen Präsidenten hat zu Turbulenzen an den Märkten geführt, das Vertrauen der Investoren in amerikanische Staatsanleihen schwindet, die Inflation in den USA steigt und die Unsicherheit an den Märkten ist hoch. Was sollten Anleger tun? Ganz dem Aktienmarkt den Rücken kehren? Ein strategischer Fehler. Die Lösung: Strategien, um bei Aktien dabei zu sein und gleichzeitig Risiken zu begrenzen.
Das Zollchaos von US-Präsident Trump, Handelskrieg mit China, Turbulenzen an den Aktienmärkten und dann auch noch eine höhere US-Inflation – 2025 hat bislang die Nerven von Anlegern strapaziert. Trumps Ankündigungen am “Liberation Day“ waren ein Bruch mit der bisherigen Ordnung des Welthandels mit Folgen für Aktien, Staatsanleihen und US-Dollar. Auch wenn sich die Märkte aktuell wieder beruhigt haben, das Vertrauen in die USA ist angeknackst. Mit seiner Wirtschaftspolitik riskiert Donald Trump viel; wegen der schwer abschätzbaren Folgen. Dennoch, dass Trump mit seiner Politik die US-Wirtschaft schnurstracks in eine Rezession führt, ist längst nicht ausgemacht. Die USA zu unterschätzen, hat sich in der Vergangenheit zu häufig als vorschnell erwiesen.
Ungewissheiten: Zollchaos, Inflation und Vertrauenskrise USA
Es bleiben also einige Ungewissheiten, die Anleger im Blick halten müssen. Da wäre zunächst einmal Donald Trump und die Schäden, die das Zollchaos der US-Administration bereits in der US-Konjunktur angerichtet hat. Zollmaßnahmen werden aus verhandlungstaktischen Gründen bewusst vage gehalten. Das aber ist Gift für die Investitionsentscheidungen in den Unternehmen. Schon jetzt schwächen sich die US-Konjunkturindikatoren ab. Eine Rezession ist in den bisherigen Kursrückgängen an den US-Märkten noch nicht eingepreist. Wenn es konjunkturell in den kommenden Monaten nochmals richtig abwärts gehen sollte, werden die Märkte noch einmal nachgeben müssen. Andererseits, gelingt Trump eine Einigung im Zollstreit mit seinen wichtigsten Handelspartnern, dürfte das die Aktienmärkte wieder deutlich beflügeln.
Zweitens ist da die Inflation. Sie ist seit dem Höhepunkt 2022 zwar stark zurückgegangen. Die Zielmarke von zwei Prozent ist aber noch nicht erreicht, weder in den USA, noch in der Eurozone. Einige der Trump-Maßnahmen werden die Inflation wieder antreiben: etwa Zölle, die zu höheren Preisen für importierte Güter führen. Wieder steigende Leitzinsen könnten den Markt und das globale Wachstum belasten.
Und auch die dritte Ungewissheit hat mit der Wirtschaftspolitik Donald Trumps zu tun. Nicht nur den Güterhandel will die US-Regierung umgestalten. Auch die Struktur der Kapitalmärkte ist im Visier der republikanischen Politik. Die Reservewährungsfunktion des US-Dollars wird einerseits als zu große Belastung empfunden, die damit einhergehende Verschuldung der USA im Ausland als nicht tolerabel. Sollte die US-Finanzpolitik die Axt an die US-Kapitalimporte legen, wäre dies für den US-amerikanischen Aktien- und Anleihemarkt mit kaum kalkulierbaren Risiken verbunden. Andererseits ist die Rolle der USA als dominierende Weltmacht eng mit dem US-Dollar als globale Leitwährung verbunden.
Der Ungewissheiten gibt es also einige. Der Chancen allerdings ebenso. Die Herausforderung für Investoren liegt in der konkreten Portfoliokonstruktion.
Wird es hässlich an den Börsen, ist die Gelassenheit schnell verflogen
Dass ohne Aktien kein langfristiger Vermögensaufbau gelingt, weil es auf lange Sicht an der Börse immer nach oben geht, das stimmt. Aber zwischendurch können durchaus stärkere Schwankungen auszuhalten sein. Bei 30 % lag der Maximum Drawdown für den MSCI World im ersten Halbjahr 2020 Corona-induziert, bei fast 48 % in der Dotcom-Krise zwischen Ende 1999 und Ende 2003, sogar bei 55 % in der Finanzkrise 2007 bis 2009. Durchhalten und an die 20-Jahres-Sicht zu denken, ist dann kein leichtes Unterfangen. Wer hat sich beispielsweise zu Beginn der Corona-Pandemie nicht gefragt, ob jetzt alles anders wird? Wenn es wirklich hässlich wird an den Börsen, ist die Gelassenheit schnell verflogen. Ohnehin kann nicht jeder Investor mit solchen Rückschlägen leben, Risikobudgets lassen grüßen.
Doch wie schützt man sich gegen unerwartete Turbulenzen am Aktienmarkt, ohne die Chancen von Aktien ganz zu verpassen? Market-Timing scheidet von vornherein aus. Der Versuch, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden, glückt in der Regel nicht. Diversifikation und die Ergänzung des Portfolios beispielsweise durch sichere Bundesanleihen sind die traditionelle Lösung. Je höher der Anleiheteil, desto größer sind aber die Einbußen bei den Aktienmarktchancen. Eine zweite Möglichkeit ist, sich als Investor Verlustuntergrenzen zu setzen. Das führt aber oft dazu, dass man in Verluste hinein verkauft und dann als Anleger nicht mehr dabei ist, wenn es wieder nach oben geht.
Mehr Ruhe bei Aktien in unruhigen Zeiten
Eine dritte, wenn auch anspruchsvollere Möglichkeit, sind Wertsicherungsstrategien. Sie lassen teilhaben an einem Großteil der Aktienperformance, begrenzen aber gleichzeitig das Verlustrisiko, zum Beispiel auf maximal 10 % pro Kalenderjahr. Das funktioniert über Optionen. Das Gros des Anlagekapitals, beispielsweise 90 %, fließt in sichere Anleihen, etwa hochliquide europäische Anleihen mit bester Bonität und kurzer Restlaufzeit sowie Termingelder. Dieser Anteil ist dem Aktienmarktrisiko nicht ausgesetzt. Der andere Anteil, 10 %, fließt beispielsweise in Call-Optionen, etwa auf Aktienindizes wie den S&P 500 oder Einzeltitel. Der Vorteil: Steigt der Markt, profitieren die Optionen, der maximale Gewinn ist unbegrenzt. Fällt der Markt, ist der Verlust hingegen auf die eingesetzte Prämie begrenzt. So ergibt sich eine vorteilhafte Asymmetrie aus Chance und Risiko.
Solche Strategien sind durchaus komplex und erfordern viel Expertise und Erfahrung. Denn es gilt, die Zusammensetzung des Optionsportfolios zu optimieren, nach Underlyings, Basispreis und Laufzeiten, um das beste Ertragsprofil bei möglichst geringen Kosten zu erzielen. Und das immer wieder neu, denn für jede aktuelle Situation braucht man das günstigste Portfolio an Optionen. Das funktioniert in der Regel nur über aktives Management.
Dank Cash-Lock aus dem Markt gekickt? Nicht zwingend
Und der allseits gefürchtete Cash-Lock? Den haben viele Anleger von Wertsicherungsstrategien beim Corona-Crash erlebt oder nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Die Wertuntergrenze wurde erreicht und der maximal mögliche Verlust in einem Kalenderjahr realisiert. Damit stand kein Risikokapital mehr zur Verfügung. Die nachfolgende Markterholung wurde dann verpasst.
Doch das muss nicht sein. Die Gefahr eines Cash-Locks entsteht bei vielen Konzepten, weil Investmentprozess und Management der Wertuntergrenze voneinander getrennt sind. In Krisenzeiten werden, dem Markttrend folgend, die Risikopositionen sukzessive abgebaut, der Cash-Locks kann drohen. Bei guten dynamischen Konzepten bilden Anlagestrategie und Risikomanagement hingegen einen integrierten Prozess. Durch den Einsatz von Optionen erfolgt der Risikoabbau innerhalb der Optionen quasi automatisch. Die Risikopositionen selbst müssen nicht abgebaut werden. Die Gefahr eines Cash-Locks ist dementsprechend sehr gering.
Der Lupus alpha Return verfolgt schon seit 2007 genau diese Strategie. Seit Fondsauflegung konnte der Cash-Lock verhindert werden. Kapitalmarktkrisen, die es zu bestehen galt, gab es dabei einige: die weltweite Finanzkrise 2008, die Eurokrise und den Corona-Crash. Im gesamten Zeitraum seit Auflegung haben Anleger zu 52 % von den Entwicklungen des Aktienmarktes profitiert, dabei aber nur 18 % des Aktienmarktrisikos getragen. Für diejenigen, die bereit sind, mehr Aktienmarkt zu nehmen und sich nur gegen größere Crashs absichern wollen, gibt es mit dem Ende 2023 aufgelegten Lupus alpha Dynamic Return auch eine offensivere Fondslösung.
Wie offensiv oder defensiv Anleger ihre Aktienstrategie ausrichten wollen, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Am Anfang sollte stets die ehrliche Antwort auf die Frage stehen, wie viel Risiko ich nehmen kann. Wer Crashs emotional nicht durchstehen kann, der sollte in diesem Jahr auf jeden Fall über einen Stabilitätsanker im Portfolio nachdenken.
Autor: Alexander Raviol, CIO Derivatives Solutions, Lupus alpha
