Nachhaltigkeits-Agenden werden nicht auf Eis gelegt

Die Bayerische Versorgungskammer als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands führt gemeinschaftlich die Geschäfte von zwölf berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen, die für ihre Mitglieder und Versicherten Leistungen der Alters-, Berufsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung erbringen. Im vergangenen Jahr wurde die Kammer doppelt für ihre Nachhaltigkeitsstrategie geehrt. Anlass genug, mit Nicole Becker, der zuständigen Referentin für Vorstandsangelegenheiten und Nachhaltigkeit, zu sprechen.
26. Juni 2020

II: Die BVK verfolgt in der Kapitalanlage den Ansatz des sogenannten Engagements, der kontinuierlich innerhalb der einzelnen Asset-Klassen umgesetzt wird. Können Sie das etwas erläutern?
Becker: Bei der Integration unserer Nachhaltigkeitsziele in den Investmentprozess ist der Engagement-Ansatz ein Kernelement. Das bedeutet in der Praxis, dass wir auf allen Ebenen die Einhaltung von ESG-Kriterien fördern und fordern, sowohl bei unseren direkten Investitionen, als auch über unsere Manager. Bei den Fondsinvestments fragen wir im Rahmen der Managerselektion und im laufenden Monitoring die Einhaltung von ESG-Kriterien ab. Alle Manager verfügen über eine interne Nachhaltigkeitspolitik, über 85 % haben die PRI unterschrieben. Im Bereich Aktien wirken wir mit der Wahrnehmung der Stimmrechte über unseren Partner BMO Global Asset Management auf unterschiedliche Bereiche globaler Unternehmen ein, z. B. auf Umwelt- und Arbeitsstandards. Für die festverzinslichen Wertpapiere haben wir ein spezielles Nachhaltigkeitsrating der Emittenten etabliert, das wir in unsere Investitionen einbeziehen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Investitionen in erneuerbare Energien, aktuell umfassen diese mindestens 25 % unseres Infrastrukturportfolios, mit steigender Tendenz. Bei unseren Immobilien-Anlagen arbeiten wir u. a. mit Zertifizierungen und Standards. Durch die Schaffung von Wohnraum sowie innovativen Quartierskonzepten leisten wir bei unseren eigenen Projektentwicklungen einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Als einer der ersten deutschen Asset-Owner sind wir Mitglied bei GRESB (Global Real Estate Sustainability Benchmark). Damit stehen uns Vergleichsstandards zur Messung der ESG-Performance unserer Immobilienfonds und unserer Manager zur Verfügung. Unser Ziel ist, dass die Nachhaltigkeit unseres Portfolios transparent und das Portfolio damit zukunftsfähig ist.

II: Generell drängt sich der Eindruck auf, dass das, was relevante grüne Kriterien sein können, teilweise sehr kontrovers diskutiert und interpre-tiert wird. Woran liegt das?
Becker:
Wir erleben in unserer täglichen Praxis, dass Produkte oder Mischfonds angeboten werden, bei denen die Einordnung als sogenannte Grüne Investments schwierig ist. Wir teilen das von der Bundesbank geäußerte Anliegen, dass dem sogenannten Greenwashing Einhalt geboten werden muss, indem einheitliche Indikatoren für verantwortliche und nachhaltige Investments festgelegt werden. Wir sehen aber durchaus, dass sich die Branche derzeit professionalisiert und sich im Zusammenspiel mit Wissenschaft, Forschung und Finanzwirtschaft interessante und investierbare Produk-te etablieren.

II: COVID-19 dominiert aktuell das globale Geschehen. Einzelne Unternehmen haben bereits angekündigt, ihre Maßnahmen im Bereich Kli-maschutz zu verschieben. Wie bewerten Sie die Einflüsse der Pandemie auf das Nachhaltigkeitsverhalten der Branche?
Becker:
Die COVID-19-Pandemie ist eine Bedrohung für die globale Gesundheit, für unsere Gemeinschaft, unsere Volkswirtschaften und betrifft uns Investoren, unsere Mieter, unsere Partner gleichermaßen. Umso wichtiger ist der Blick auf die langfristige wirtschaftliche und gesellschaftliche Leistung. Ein Grund mehr, für das Thema Nachhaltigkeit einzustehen. Ich sehe derzeit nicht, dass Nachhaltigkeits-Agenden auf Eis gelegt werden, sondern im Gegenteil, die Sensibilität geschärft wird.

Foto: Nicole Becker © Die Bayerische

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