Nach Japans Börsencrash: Yen-Wechselkurs weiterhin günstig, Unternehmen solide aufgestellt

Vergangene Woche erlebte Japans Börse einen neuen schwarzen Montag: Der Nikkei stürzte ab und verlor am Montag 12 Prozent, nachdem er schon in der Woche zuvor deutlich gesunken war. Was steckt hinter dem Ausverkauf der vergangenen Woche? Und wie steht es um Japans Wirtschaft und Unternehmen?
16. August 2024
Foto: © eyetronic - stock.adobe.com

Vergangene Woche erlebte Japans Börse einen neuen schwarzen Montag: Der Nikkei stürzte ab und verlor am Montag 12 Prozent, nachdem er schon in der Woche zuvor deutlich gesunken war. Was steckt hinter dem Ausverkauf der vergangenen Woche? Und wie steht es um Japans Wirtschaft und Unternehmen? 

Der drastische Ausverkauf zu Beginn der vergangenen Woche stürzte nicht nur Japans Börse in den Abgrund, sondern führte auch global zu Kursverlusten. Der Grund: Zum einen verzeichneten die USA schwache Unternehmensgewinne und wenig erfreuliche Wirtschaftsdaten, was Sorgen um eine US-Rezession auslöste. Gleichzeitig löste sich der Yen-Carry-Trade auf und führte zu Gewinnmitnahmen auf dem japanischen Markt. Diese wahllosen Panikverkäufe von spekulativen Anlegern ließen auch die Kurse jener japanischen Unternehmen abstürzen, deren Gewinne solide waren.

Japans Zinserhöhung keine Straffung, sondern Normalisierung

Ein Grund für die Auflösung der Yen-Carry-Trades war der Zinsschritt der Bank of Japan, die Ende Juli die Zinssätze auf 0,25 Prozent erhöhte, was zu einem deutlichen Wertzuwachs der japanischen Währung führte. Anlass für den Zinsschritt waren die Wirtschaftstätigkeit und die Preise, die sich im Allgemeinen entsprechend den Erwartungen entwickelten, die einsetzenden Lohnerhöhungen sowie eine positive jährliche Veränderung der Importpreise, bei der ein Aufwärtsrisiko bestand. Die Bank of Japan kündigte außerdem an, den Umfang der Staatsanleihekäufe zu halbieren.

Beide Maßnahmen entsprachen offenbar den Markterwartungen und haben die Bedenken der Anleger hinsichtlich der politischen Unsicherheit gemildert. Was noch wichtiger ist: Wir betrachten diese Maßnahmen als Teil der Normalisierung der Geldpolitik – und nicht als geldpolitische Straffung. Zudem gehen wir davon aus, dass sich die Anpassungen wahrscheinlich nur begrenzt auf die Wirtschaft auswirken werden. Der Beschluss der Bank of Japan, die Zinsen zu erhöhen, hatte kaum Auswirkungen auf die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen Japans. Diese sank dann jedoch stark als Reaktion auf den Rückgang der US-Renditen.

Yen-Kurs weiterhin günstig

Vor diesem Hintergrund hat der Yen deutlich an Wert gewonnen. Wir sind uns bewusst, dass dies für die Unternehmensgewinne nicht förderlich ist, jedoch gehen Unternehmen in ihren Gewinnprognosen in der Regel von einem US-Dollar/Yen-Kurs aus, der um die 140–145-Marke liegt. Wir betrachten den aktuellen Wechselkurs nicht als alarmierend. Tatsächlich handelt es sich immer noch um einen günstigen Wechselkurs im Vergleich zu historischen Niveaus von 100–125.

Japans Unternehmen robust aufgestellt

Es ist wichtig zu betonen, dass wir das Portfolio nicht aufgrund von Währungseinschätzungen zusammenstellen. Generell haben japanische Unternehmen große Anstrengungen unternommen, um die Break-even-Umsatzquote in den Deflationsjahren zu senken. Somit sind die Unternehmen besser in der Lage, stabile Gewinne zu erwirtschaften und können Konjunkturschwankungen besser überstehen – dazu zählen auch Zeiten von Wechselkursschwankungen.

Auf kurze Sicht könnten opportunistische Anleger das Risiko in ihren Portfolios weiter senken. Dennoch spricht auch weiterhin vieles für japanische Unternehmen, und die fünf Faktoren, die uns mittel- bis langfristig zu einer positiven Einschätzung des Marktes veranlassen, gelten auch weiterhin:

  1. Geringe Verschuldung in den Unternehmensbilanzen
  2. Niedrige Zinssätze
  3. Niedrige Bewertungen
  4. Geringe regulatorische Risiken
  5. Geringe Aktienmarktbeteiligung privater Investoren

Kurzfristig irrationalen Marktdynamiken hinterherzujagen, bringt Anleger nicht weiter. Unser Team hält in diesen Zeiten der Volatilität an seinem disziplinierten Anlageprozess fest und ist bestrebt, attraktive Risiko-/Ertragschancen zu identifizieren und das Portfolio zu verbessern.

MARKTKOMMENTAR VON DAISUKE NOMOTO, GLOBAL HEAD OF JAPANESE EQUITIES BEI COLUMBIA THREADNEEDLE INVESTMENTS

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