Mit Kraft gegen Abschwung

Wohin steuert die chinesische Konjunktur? Die chinesische Industrieproduktion lag im Februar um 7,5% über dem Vorjahreswert, nach 9,6% zum Jahresende 2021 (Konsenserwartung: 4,0%). Auch die Entwicklung im Einzelhandel hat sich weniger verlangsamt als erwartet. Die Umsätze lagen 6,7% über Vorjahr, nach 12,5% im Dezember (Konsens: 3,0%). Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, mit einer Analyse.
15. März 2022
Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz

Wohin steuert die chinesische Konjunktur? Die chinesische Industrieproduktion lag im Februar um 7,5% über dem Vorjahreswert, nach 9,6% zum Jahresende 2021 (Konsenserwartung: 4,0%). Auch die Entwicklung im Einzelhandel hat sich weniger verlangsamt als erwartet. Die Umsätze lagen 6,7% über Vorjahr, nach 12,5% im Dezember (Konsens: 3,0%). Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz, mit einer Analyse.

Traditionell sind die Konjunkturdaten zu Jahresbeginn volatil und von Sondereffekten der Neujahresfeierlichkeiten geprägt. Deshalb werden die ersten beiden Monate zusammen betrachtet. Trotz der positiven Überraschung zeigen die Werte, dass die chinesische Wirtschaft 2022 mit erheblichem Gegenwind kämpft. Dazu gehört zum einen die laufende Korrektur am Immobilienmarkt, der mit einem Anteil von rund 30% eine enorme Bedeutung für die Gesamtwirtschaft hat. Die Korrektur strahlt auch auf die Konsumnachfrage aus und belastet den Umsatz im Einzelhandel. Das größte Problem für die chinesische Industrie liegt nicht in Materialengpässen oder hohen Rohstoffpreisen. Vielmehr bremsen die Restriktionen der Regierung zur Durchsetzung der Zero-COVID-Strategie die Produktion. Dies wiederum schwächt den chinesischen Außenhandel und ist spürbar in Europa und den USA.

Das Wachstumsziel der Regierung für 2022 von 5,5% ist wohl nur mit deutlichen Impulsen der Geld- und Fiskalpolitik erreichbar. Vor allem die Notenbank hat hierzu Möglichkeiten. Denn anders als in den USA und Europa ist die Inflation in China bisher nur moderat gestiegen und liegt mit 0,9% im Februar deutlich unter dem 3%-Ziel der Regierung. Die westlichen Sanktionen gegen Russland lassen erwarten, dass China in den kommenden Monaten verstärkt von relativ günstigen Energieimporten profitieren wird. Vor diesem Hintergrund ist eine weitere Lockerung der Finanzierungskonditionen deshalb nur eine Frage der Zeit. Die PBoC hat bereits einzelne Zinssätze gesenkt, wodurch der Kreditimpuls der chinesischen Wirtschaft wieder nach oben gedreht.

Angesichts der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen für Europa und die USA blicken Investoren auf der Suche nach sicheren Häfen verstärkt Richtung China. Gleichzeitig scheint die Korrektur am chinesischen Aktienmarkt weit fortgeschritten. Zu bedenken ist allerdings, dass die Regulierungswelle in China weiter rollt und gerade Tech-Unternehmen zu Gunsten der aus Sicht der Führung strategisch relevanten Industrien u.a. im Bereich Halbleiter- und Batterietechnik einzudämmen versucht. (ah)

 

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