Minimum-Volatility-Strategien halten Corona-Bewährungsprobe stand

Die coronabedingten Marktverwerfungen haben das Dilemma von Investoren nochmals deutlich vor Augen geführt: Eine wirklich effiziente Risikostreuung im Portfolio wird immer anspruchsvoller. So gingen während des Abverkaufs an den Märkten in diesem Frühjahr die Kurse von Aktien, Staats- und Unternehmensanleihen mitunter gleichzeitig in die Knie. Risikostreuung ausschließlich über Anlageklassen hinweg ist demnach nicht der Weisheit letzter Schluss. Doch es gibt eine Lösung, die sich bereits bewährt hat und die weitere Diversifikation innerhalb der Anlageklassen liefern kann: Wissenschaftlich fundierte Renditetreiber – sogenannte Stil-Faktoren – können die Risikostreuung von Portfolios nachweislich verbessern.
21. September 2020

Minimum-Volatility zeigt seine risikomindernde Wirkung

Minimum-Volatility-Strategien haben sich auch in der Hochphase des Abverkaufs an den Märkten während der Corona-Krise bewährt. Über die vier Anlageregionen weltweit, Europa, USA und Schwellenländer hinweg betrachtet erzielten sie vom 19. Februar bis 23. März 2020 3,9 % Mehrertrag gegenüber der jeweiligen Ausgangs-Benchmark.1 Die anschließende Markterholung haben die Strategien nicht in vollem Umfang mitgemacht – so wie es zu erwarten war. Denn der Faktor Minimum Volatility entfaltet sein Potenzial vor allem in Phasen erhöhter Marktschwankungen. Somit beläuft sich der Mehrertrag per Ende Mai auf durchschnittlich 1,8 Prozentpunkte.2 Insgesamt betrachtet haben Minimum-Volatility-Strategien in den vergangenen Monaten erneut geleistet und bestätigt, was wir auch bereits in früheren, ähnlichen Marktphasen beobachtet hatten.

Neben dieser zyklischen Abhängigkeit kommt hinzu, dass die einzelnen Stil-Faktoren sich historisch betrachtet weitgehend unabhängig vom Gesamtmarkt entwickeln. Dies gilt insbesondere für Minimum-Volatility-Strategien, die mit 6,7 den zweithöchsten Tracking Error nach Momentum-Strategien aufweisen.3 Grund dafür ist, dass Minimum-Volatility-Strategien sich durch eine defensive Positionierung und besonders geringes Beta (sprich Marktexposure) auszeichnen. Das führt zu deutlichen Unterschieden in der Zusammensetzung des Portfolios im Vergleich zum breiten Markt, was sich im Tracking Error widerspiegelt. Auch diese Eigenschaft hat sich während der Corona-Krise erneut bestätigt. Die wichtige Erkenntnis für Investoren aus diesen aktuellen und langfristigen Beobachtungen lautet: In der richtigen Kombination und im Rahmen einer aktiven Anlagestrategie können Stil-Faktoren Mehrwert ins Portfolio bringen.

Rotationsstrategien erhöhen den Faktor-Mehrwert

Wie Stil-Faktoren sich idealerweise miteinander kombinieren lassen, wird in der akademischen Forschung lebhaft diskutiert. Der effizienteste Ansatz sind unserer Erfahrung nach eine Faktor-Rotationsstrategie. Dabei werden die einzelnen Faktoren strategisch gleich gewichtet, ergänzt um taktische Schwerpunkte entsprechend der jeweils aktuellen Marktsignale.

Entsprechende Faktor-Rotationsstrategien können langfristig höhere risikobereinigte Renditen erzielen als der breite Markt und andere Anlagestrategien, zum Beispiel gleichgewichtete Portfolios oder statische Allokationen. Zudem zeigen unsere Analysen, dass die Mehrrendite von Faktor Rotationsstrategien weitgehend unkorreliert zur Outperformance aktiver Portfoliomanager ist und somit Diversifikationspotenzial für Alpha-Quellen bieten kann. Daher können Investoren, die neben aktiv gemanagten Portfolios und indexnahen Strategien auch auf Faktor-Rotationsstrategien setzen, Portfolios effizienter gestalten. Sie können Risiko-Rendite-Verhältnisse optimieren, Kosten sparen, Portfolios für schwierige Marktphasen robuster aufstellen und noch vielfältigere Renditequellen nutzen.

Minimum-Volatility weiterhin übergewichten

Für die Gewichtung der einzelnen Faktoren im Rahmen von Rotationsstrategien gilt: Je mehr Signale die Allokationsentscheidung
berücksichtigt, umso robuster fallen die Ergebnisse aus. Wir lassen erstens das Konjunkturumfeld einfließen verbunden mit der Frage: Hat der entsprechende Faktor in einem solchen Umfeld historisch betrachtet gute Renditen geliefert? Zweitens achten wir auf die Bewertung, sprich: Ist der Faktor im historischen Vergleich günstig oder hoch bewertet? Drittens spielt die relative Stärke eine Rolle, verbunden mit der Frage: Gibt es einen Trend, der die positive Entwicklung des Faktors unterstützt?

Auf dieser Basis haben wir Minimum-Volatility-Aktien im Rahmen unseres Faktor-Rotationsmodells weiterhin leicht übergewichtet. Denn in einem Umfeld langsameren und schwächeren Wirtschaftswachstums können sich Minimum-Volatility-Aktien erfahrungsgemäß besonders gut entwickeln. Zudem ist die Bewertung dieses Stil-Faktors etwas zurückgegangen, sprich Minimum-Volatility-Aktien sind günstiger geworden. Die relative Stärke im Vergleich zu den anderen Faktoren sticht indes aktuell nicht hervor.

Autor: Hamed Mustafa,
Leiter Institutional Sales Deutschland
im Bereich ETF und Index Investing
BlackRock

Foto: © zef art — adobe.stock.com

Pages: 12

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