Maßnahmenpaket ausreichend?

Während der vergangene Montag für die heimische Wirtschaft erste positive Signale in Form leichter Lockerungen der Schutzmaßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise bereithielt, bezeichnete er für den US-amerikanischen Ölmarkt einen historisch schlechten Tag. Der Preis für den Termin-Kontrakt des in den USA führenden Rohölprodukts West Texas Intermediate (WTI) mit Fälligkeit im Mai beendete den Handel am Montagabend bei rund minus 38 US-Dollar je Fass. Ein negativer Preis für den Kauf-Kontrakt bedeutet, dass die Abnahme eines Fass Rohöl nicht etwa mit Kosten für den Käufer, sondern mit einer Vergütung für den Kauf verbunden ist.
26. April 2020
Hilfspaket

Während der vergangene Montag für die heimische Wirtschaft erste positive Signale in Form leichter Lockerungen der Schutzmaßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise bereithielt, bezeichnete er für den US-amerikanischen Ölmarkt einen historisch schlechten Tag. Der Preis für den Termin-Kontrakt des in den USA führenden Rohölprodukts West Texas Intermediate (WTI) mit Fälligkeit im Mai beendete den Handel am Montagabend bei rund minus 38 US-Dollar je Fass. Ein negativer Preis für den Kauf-Kontrakt bedeutet, dass die Abnahme eines Fass Rohöl nicht etwa mit Kosten für den Käufer, sondern mit einer Vergütung für den Kauf verbunden ist.

Durch einen Nachfragerückgang nach Rohöl im Zuge der Coronakrise waren die kommerziellen US-Lagerbestände am wichtigen Umschlagsort Cushing (Oklahoma) zuletzt massiv angestiegen. Eine schwache Nachfrage und fehlende Kapazitäten für die Lagerung dürften dazu führen, dass die Preise in der kurzen Frist weiter unter Druck bleiben. Die aktuelle Terminkurve lässt aber merkliche Preiserholungstendenzen erkennen, je weiter das Jahr voranschreitet. US-Präsident Trump — der sich bereits in der Vergangenheit als ein enger Verbündeter der heimischen Energieindustrie gezeigt hatte – kündigte zudem bereits eine Aufstockung der strategischen US-Ölreserven an. 

ZEW-Konjunkturerwartungen fallen überraschend positiv aus – schwache Einkaufsmanagerindizes im April

Die Erwartung einer schrittweisen Lockerung der Schutzmaßnahmen in Deutschland und die damit verbundene vorsichtige Wiederaufnahme wirtschaftlicher Aktivitäten stimmte die Analysten hierzulande wieder optimistischer. Die Ergebnisse der ZEW-Umfrage, die erste Hinweise zur Einschätzung der konjunkturellen Perspektiven liefert, fielen am Dienstag überraschend freundlich aus. Während der März-Wert noch minus 49,5 Zähler betrug und somit eine mehrheitlich negative Einschätzung der Analysten über die Konjunkturentwicklung bezeichnete, stieg der aktuelle Wert für April auf plus 28,2 (Konsensus-Schätzungen laut FactSet: ‑42,3). Laut ZEW-Sonderumfrage erwarten die befragten Finanzmarktexperten darüber hinaus ein wieder positives Wirtschaftswachstum in Deutschland im dritten Quartal 2020.

Für Freudensprünge ist es aber vielleicht noch zu früh, denn momentan sorgt die Coronakrise für eine erhebliche Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Aktivität. Die im gestrigen Tagesverlauf veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes – die wohl am meisten beachteten konjunkturellen Frühindikatoren — fielen im April für Deutschland entsprechend schwach aus. Der Index für das Verarbeitende Gewerbe fiel von zuvor 45,4 auf 34,4 Zähler (erwartet: 39,0; Quelle jeweils FactSet-Konsensus), im Dienstleistungssektor zeigte sich ein noch schwächeres Bild (von 31,7 auf 15,9 Punkte; erwartet: 29,5). Für den gesamten Euroraum weisen die Umfragen eine ganz ähnliche Entwicklung aus (Verarbeitendes Gewerbe: von 44,5 auf 33,6 (erwartet: 39,2); Dienstleistungssektor: von 26,4 auf 11,7 (erwartet: 24,0)).

Politisches Ringen um den europäischen „Recovery Fund“ (EU-Wiederaufbaufonds)

Bei der Entscheidung darüber, wie ein gemeinsamer europäischer Plan für den Weg aus der durch das Coronavirus verursachten Krise aussehen solle, bildeten sich im Vorfeld des gestrigen EU-Gipfels, wie bereits bei den Verhandlungen für die Gestaltung des Haushaltes der Europäischen Union nach dem Brexit, zwei Lager. Während u.a. Österreich, die Niederlande und Schweden nur einen geringen Anteil des Bruttoinlandprodukts der Union als finanziellen Rahmen für den Wiederaufbaufonds vorsehen, war aus dem anderen Lager zuletzt der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez mit der Forderung zu hören, die EU solle 1,5 Billionen Euro an Zuschüssen bereitstellen, um die geschwächte europäische Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. 

Weitere geldpolitische Maßnahmen in der kommenden Woche?

Global haben die jeweiligen Zentralbanken teils historisch kraftvolle Maßnahmen ergriffen, um die Wirtschaft ihres Landes zu unterstützen. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) brachten zuletzt umfassende Hilfspakete auf den Weg und schufen Anreize für Banken, um die Kreditvergabe an Unternehmen zu stärken. Die Fed senkte ihren Leitzinssatz bis auf knapp über 0%.

In der kommenden Woche können wir am Mittwoch ein Statement der US-Notenbank, am Donnerstag eine Stellungnahme der EZB ihrer weiteren Vorgehensweise in der Coronakrise erwarten. Wir rechnen momentan aber mit keinen neuen Maßnahmenpaketen, auch eine Senkung der Leitzinssätze betrachten wir als unwahrscheinlich. Allen voran für die Aktienmärkte dürften die beschlossenen Maßnahmenpakete aber weiterhin eine wichtige Unterstützung bieten. (ah)

Foto: © rohane — stock.adobe.com

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