Lieferketten Krise: Unterbrechung sollte zu größerer Diversifizierung führen

Die Auswirkungen von Unterbrechungen der Lieferketten auf Unternehmen und Haushalte werden in der 1. Jahreshälfte 2022 wahrscheinlich weiterhin erheblich sein. Während die 2. Jahreshälfte eine gewisse Erleichterung bringen könnte, wenn China seine Null-COVID- und Stromrationierungspolitik lockert und der Arbeitskräftemangel in den USA nachlässt, haben Russlands Krieg in der Ukraine und die Sanktionen zu weiteren Unterbrechungen geführt.
29. Juni 2022

Längerfristig scheint die Verlagerung der Lieferkette aus China heraus unvermeidlich

China ist seit Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil der globalen Lieferketten. Die jüngste Krise, die zum Teil durch die Pandemie ausgelöst wurde, veranlasst Unternehmen dazu, darüber nachzudenken, wie sie Lieferschocks in Zukunft abmildern können. Beispielsweise indem sie die Abhängigkeit von bestimmten Ländern verringern und ihre Lieferantenbasis diversifizieren.

Chinas Exporte werden auf kurze Sicht weiterhin von der robusten Lieferkette innerhalb des Landes gestützt werden. Längerfristig ist jedoch eine gewisse Verlagerung der Lieferkette aus China heraus unvermeidlich, da China sich bemüht, in der Wertschöpfungskette aufzusteigen. Diese Verlagerung zeigt sich am deutlichsten im Vergleich des rückläufigen Exportwachstums bei Mobiltelefonen zu anderen Elektronikartikeln, wobei der Binnenmarkt für Smartphones von lokalen Marken dominiert wird.

Die demografische Alterung Chinas, die zu einem Rückgang des Arbeitskräfteangebots führt, macht eine Produktion mit höherer Wertschöpfung erforderlich. Wir gehen davon aus, dass sich diese Verlagerung der Lieferketten allmählich fortsetzen wird. Durch geopolitische Spannungen und staatliche Anreize in Ländern wie Japan und Vietnam könnte sie beschleunigt werden. Unserer Ansicht nach wird dies eher dazu führen, dass nicht-chinesische Unternehmen ihre Lieferketten von China weg diversifizieren, als dass sie sich vollständig aus dem Land zurückziehen. Auch die Importe Chinas könnten zurückgehen, wenn das Land mittel- bis langfristig in der Lage ist, sich bei der Herstellung von Halbleitern selbst zu versorgen. Dies dürfte einen Teil des Exportrückgangs ausgleichen.

Auswirkungen auf Investments

Langfristig erwarten wir, dass die Unterbrechungen der Lieferketten Gewinner und Verlierer unter den US-Unternehmen hervorbringen werden. Angesichts von Störfaktoren wie begrenzter Kapazitäten, Inflation, Stromengpässe und der Null-COVID-Politik könnten chinesische Hersteller der Produktion für größere US-Unternehmen Vorrang einräumen, was zu weiteren Verzögerungen bei den Lieferungen an kleinere US-Unternehmen führen könnte. Asiatische Unternehmen könnten aufgrund ihrer Nähe zu den asiatischen Lieferketten auch auf Kosten kleinerer US-amerikanischer und europäischer Unternehmen profitieren.

Zu den Unternehmen, die sich am ehesten positiv entwickeln werden, gehören Technologieunternehmen, die ihre Lieferketten in den letzten Jahren rasch angepasst haben. Aber auch Firmen, die ihre Lieferkettennetze konsolidiert und gestrafft haben, um ihre Geschäftskontinuität besser planen zu können. Sektoren, die wenig von Importen oder Exporten abhängig sind oder kundenspezifische Halbleiterchips herstellen, dürften ebenfalls besser abschneiden – darunter chinesische Automobilhersteller und die Internetdienstleistungsbranche.
In Asien könnten langfristig Länder wie Indien, Vietnam und Malaysia von der Abwanderung der Lieferkette aus China profitieren. Es wird jedoch Jahre dauern, bis die Produktion in diesen Ländern hochgefahren ist, und die Investitionsausgaben könnten sich als Belastung für die Unternehmensgewinne erweisen.

Autorin: Lillian Lin
Portfolio Managerin
PIMCO Europe Ltd

Foto: © bluedesign — stock.adobe.com

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