Kurzfristige Erleichterung, aber kaum Grund für Optimismus

Auch wenn die jüngsten Inflations-Zahlen aus den USA für eine gewisse Erleichterung sorgen: Die Inflation ist immer noch bedenklich hoch, und der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Dies bedeutet, dass der Versuch, die Preisstabilität wiederherzustellen, noch lange nicht vorbei ist.
11. November 2022
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Auch wenn die jüngsten Inflations-Zahlen aus den USA für eine gewisse Erleichterung sorgen: Die Inflation ist immer noch bedenklich hoch, und der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Dies bedeutet, dass der Versuch, die Preisstabilität wiederherzustellen, noch lange nicht vorbei ist.

Und außerdem? Der Klimagipfel COP27 startete zwar voller Elan, hat aber bisher noch nichts Aufregendes hervorgebracht. Die Berichtssaison prominenter US-Unternehmen zeigt weiterhin Anzeichen für Probleme in der Lieferkette, Ausgaben, die über den eigentlichen Prognosen liegen, einen unausgeglichenen Arbeitsmarkt und eine unsichere Nachfrage aus China.

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist bei Federated Hermes Limited:

“Der jüngste Inflationsbericht sorgt für eine gewisse Erleichterung an den Finanzmärkten sowie bei der Federal Reserve, obwohl wir davor warnen würden, zu viel in die Daten eines einzigen Monats hineinzuinterpretieren. Der aktuelle Bericht hat keinen Einfluss auf den geldpolitischen Kurs der kommenden Monate. Vielmehr stärkt er die Argumente für eine leichte Verlangsamung der Straffung auf 0,5 Prozent im Dezember.

Kurzfristig wird die Fed an der Straffung festhalten. Die Inflation ist immer noch bedenklich hoch, und der Arbeitsmarkt bleibt angespannt. Dies bedeutet, dass der Versuch, die Preisstabilität wiederherzustellen, noch lange nicht vorbei ist. Die Daten werden weiterhin nicht nur das Tempo der Straffung bestimmen, sondern auch das Ziel des aktuellen Zinserhöhungszyklus. Eine Endrate von etwa fünf Prozent im nächsten Jahr scheint angemessen, aber das kann sich schnell ändern, da auf beiden Seiten noch Risiken bestehen.

Mit Blick auf die Zukunft gehen wir nach wie vor davon aus, dass die Inflation im Laufe des Jahres 2023 tendenziell sinken wird, auch wenn der Weg in den nächsten Monaten holprig sein könnte. Insbesondere, da sich die Kerninflation — vor allem im Dienstleistungssektor — als hartnäckig erweisen dürfte. Letztendlich wird eine deutliche Verlangsamung der Nachfrage — bedingt durch die hohe Inflation selbst und die Straffung der Geldpolitik — die Kerninflation belasten, insbesondere ab Mitte 2023. Dennoch wird die Inflation wahrscheinlich während des gesamten Jahres 2023 über dem Zielwert bleiben und sich in unserem Basisszenario erst im Jahr 2024 dem Zielwert annähern.”

Geir Lode, Head of Global Equities, Federated Hermes Limited:

Die Gründe für Optimismus sind im Jahr 2022 bislang durchweg auf der Strecke geblieben, und auch diese Woche bildete hier keine Ausnahme. Zwar erholten sich die Aktienmärkte Ende Oktober wieder etwas, doch während es auch zu Beginn des Novembers so aussah, als würde sich der Trend fortsetzen, hat sich die Stimmung der Anleger nun wieder eingetrübt.

Bis zu einem gewissen Maße haben die großen makroökonomischen Ereignisse dieser Woche wenig Auswirkungen gezeigt. Der Klimagipfel COP27 startete zwar voller Elan, hat aber bisher noch nichts Aufregendes hervorgebracht. Die Meldungen über ein Ende der chinesischen Nullzinsstrategie sind mittlerweile verstummt. Und alle Augen richteten sich auf die Zwischenwahlen in den USA, wo es den Republikanern offenbar nicht gelungen ist, die rote Wahlkampfwelle zum gewünschten Sieg zu führen. Die erste Zwischenwahl jedes neuen Präsidenten seit mehr als 100 Jahren zeigte mit wenigen Ausnahmen einen tendenziellen Machtverlust.

Der Markt war auf entschiedenere Gewinne der Republikaner eingestellt. Und die bisherigen Anzeichen deuten auf einen wohl moralischen Sieg der Demokraten hin, zeigen letztlich jedoch ein Ergebnis, das weder der einen noch der anderen Partei passt. Anleger, die auf der Suche nach einem positiven Impuls für einen Kurswechsel sind, werden sich nun den jüngsten CPI-Daten aus den USA zuwenden.

Die Berichtssaison prominenter US-Unternehmen zeigt weiterhin Anzeichen für Probleme in der Lieferkette, Ausgaben, die über den eigentlichen Prognosen liegen, einen unausgeglichenen Arbeitsmarkt und eine unsichere Nachfrage aus China. Entlassungen und Auftragsstornierungen bei großen Silicon-Valley-Firmen signalisieren, dass der Wachstumsmotor in den USA nicht auf Hochtouren läuft. Kryptowährungen stehen am Rande eines weiteren katastrophalen Vertrauensverlustes, während Gold — das traditionelle Wertaufbewahrungsmittel — in die Höhe schießt. Die Märkte benötigen einen Erfolg, und zwar bald.

Kommentar aus dem Hause Federated Hermes Limited

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