Krisengewinner

Die rapide Verbreitung des Coronavirus sorgt seit Mitte Februar für Aufruhr an den weltweiten Kapitalmärkten: Aktienkurse befinden sich zeitweise im freien Fall, die globale Wirtschaft kämpft mit unterbrochenen Lieferketten und Ausgangsbeschränkungen.
8. April 2020
Foto: Stephanie Paech - © LPA

Die rapide Verbreitung des Coronavirus sorgt seit Mitte Februar für Aufruhr an den weltweiten Kapitalmärkten: Aktienkurse befinden sich zeitweise im freien Fall, die globale Wirtschaft kämpft mit unterbrochenen Lieferketten und Ausgangsbeschränkungen.

Eine höchst volatile, nie dagewesene Situation, die Anleger zutiefst verunsichert: Wie sich die globale Pandemie entwickelt und welche Folgen diese für Gesellschaft, Wirtschaft und Märkte hat, wagt kaum jemand vorauszusagen. Nicht nur der Einbruch des Dax um fast 40 Prozent innerhalb von nur wenigen Wochen stellt Anleger vor schwierige Entscheidungen. Wann und in welche Fonds kann ich zum jetzigen Zeitpunkt gefahrlos investieren? Wann ist eine Währungsabsicherung für eine geplante Transaktion sinnvoll?

Berater in Banken sehen sich deshalb verstärkt mit den Themen Risikoidentifikation und ‑management konfrontiert. Kunden sind auf der Suche nach einer validen Entscheidungsgrundlage, welche Banken durch herkömmliche Methoden kaum bieten können. Das Problem: Zur Beratung etwa beim Thema Währungsabsicherung wurden bisher vor allem rückwärtsgewandte Formeln und statische Szenariotechniken verwendet, mit denen vorwiegend standardisierte Aussagen möglich sind. Da sich die Märkte durch Covid-19 jedoch im Ausnahmezustand befinden, ändern sich die grundlegenden Voraussetzungen dieser Modelle täglich, zeitweise stündlich – das Blickfeld der Berater bleibt jedoch limitiert. Gleichzeitig hat jeder Kunde individuelle Anforderungen, Fragen und Sicherheitsbedürfnisse, die berücksichtigt werden müssen.

Chancen der Digitalisierung für valide Beratungsleistung

Wo menschliche Analyse an ihre Grenzen stößt, kann Technologie Abhilfe schaffen. Nur so ist es möglich, große, sich verändernde Datenmengen nahezu in Echtzeit auszuwerten und valide, datenbasierte Entscheidungshilfen zu geben. Immer mehr Finanzinstitute setzen daher auf CapTech. Dabei handelt es sich um innovative Tools und Software auf Basis von neuen Technologien wie Künstliche Intelligenz, Cloud Computing oder Machine Learning. Sie werden für konkrete Anwendungsfälle im Bereich Kapitalmarkt entwickelt – und sind in Zeiten von Covid-19 wertvolle Helfer bei Finanzentscheidungen. Die aktuelle Krise könnte die Verbreitung dieser Technologien deshalb stark beschleunigen.

Banken sind, aus Tech-Sicht, vor allem eines: riesige Datenzentren, die Profile, Anforderungen und Verhaltensweisen ihrer Kunden bündeln. Dass Digitalisierung zu einem immer drängenderen Aspekt wird, haben zwar in den letzten Jahren viele Unternehmen im Finanzsektor begriffen. Noch immer wird der riesige, vorliegende Datenschatz jedoch nicht ausreichend verwertet. Gleichzeitig steckt die Makroumwelt voller wertvoller Datenpunkte, wie bspw. Marktdaten (z.B. der Entwicklung von Aktienkursen, Währungen oder Umlaufrenditen) aber auch soziodemografischen oder politischen Entwicklungen (z.B. die Ereignisse rund um den Brexit). Die Auswertung dieser Daten nutzen Banken bisher allerdings durch rückwärtsgewandte Analysen ebenfalls nur sehr unzureichend.

Dabei ist das durch Kapitalmarkttechnologien mittlerweile sowohl auf individueller Kundenebene als auch – und hier gelangen wir zum springenden Punkt in Zeiten von Corona und verunsicherten Anlegern – vorausschauend möglich. Für Banken stellt diese Art von Technologie für die Kundenberatung in der Covid-19-Krise, aber auch darüber hinaus, daher eine große Chance in zwei Richtungen dar.

 

Technologie erhöht Krisenkompetenz und schafft Vertrauen

Das betrifft zum einen die Qualität der Beratungsleistung selbst. Ein konkreter Anwendungsfall für Banken aus dem derzeit höchst relevanten Themenbereich Risikomanagement und der Identifikation von Frühwarnindikatoren illustriert die Bedeutung von CapTech: Im Bereich Währungsabsicherung stellt der „HedgePilot“ der LPA-Gruppe und des zugehörigen Technologie-Start-Ups AAAccell eine Möglichkeit zur datenbasierten Prognose dar. Das selbstlernende KI-Tool analysiert weltweit nahezu alle für die Entwicklung von Währungen relevanten Parameter, von Öl- und Rohstoffpreisen bis Zentralbankentscheidungen, und erkennt relevante Muster. Insgesamt setzt das Tool dabei rund 30 Milliarden täglicher Berechnungen von globalen oder auch tagesaktuellen Entwicklungen miteinander in Bezug und berechnet so zukünftige Währungsschwankungen – eine Leistung, die ein einzelner Berater, aber auch Research-Teams nicht leisten können. Mithilfe der Software können Bankberater ihren Kunden also eine konkrete Entscheidungsempfehlung für FX Hedging auf aktueller Datenbasis geben, die neben der Auswertung der Marktdaten außerdem die individuelle Ausgangssituation der Kunden miteinbezieht. Der interne Datenpool der Banken wird also optimal verwertet, und liefert so für jeden Kunden eine belastbare Entscheidungshilfe, die auch vollautomatisiert angeboten werden kann.

Das Potenzial intelligenter Technologie sollten Banken jetzt unbedingt nutzen, um Vertrauen bei ihren Kunden aufzubauen und die eigene Krisenkompetenz zu stärken. Gleichzeitig kann durch die automatisierte Anwendung der Arbeitsaufwand der Berater verringert und die Effizienz erhöht werden.

Handlungsfähig bleiben durch intelligente Tools 

Daneben helfen digitale Technologien Banken in der aktuellen Situation bei einem ebenso logischen wie relevanten Aspekt: Durch Covid-19 sind Kundengespräche in den Filialen schlicht auf unbestimmte Zeit nicht möglich. Dennoch müssen Banken eine qualitativ hochwertige Beratung gewährleisten, der Bedarf dafür wächst, wie beschrieben, in der Corona-Krise exponentiell. Auch hier kann Technologie eine Chance bieten. Beispielsweise ermöglichen es Tools der LPA-Gruppe, den kompletten Beratungsprozess und Workflow der Berater inklusive aller regulatorischen Anforderungen nahtlos auf eine digitale, dezentrale Ebene und damit beispielsweise ins Home-Office zu verschieben: Produktpräsentationen und Produktanalysen können tagesaktuell anhand konkreter Produktkonditionen simuliert und dem Kunden mittels Co-Browsing interaktiv vorgestellt werden.

Der Vorteil für Banken: Ein hoher Digitalisierungsgrad von Prozessen stellt sicher, dass der Vertrieb und tägliche Betrieb aufrechterhalten werden kann, unabhängig vom direkten Kundenkontakt und der Länge der Filialschließungen. Ein relevanter Faktor neben einer gesteigerten Interaktion mit dem Kunden, ist eine sichere und geschützte digitale Umgebung, Stichwort Cyber Security und Compliance. Darauf sollten Banken besonderes Augenmerk legen.

Banken können den krisenbedingt steigenden Digitalisierungsdruck nun als Chance nutzen, ihre Prozesse und bisherigen Tools kritisch zu hinterfragen und Lücken in der Effizienz von Beratungsleistungen identifizieren, die sie mithilfe intelligenter Technologie schließen können. Indem sie ihre Wertschöpfungsketten vorausschauend und nachhaltig optimieren und den Beratungsprozess auf eine neue, digitale Stufe heben, schaffen sie beste Voraussetzungen für die Zeit „nach Corona“. Für die nächste Krise haben sie durch selbstlernende und vorausschauende Technologie bestens vorgesorgt und – der wichtigste Punkt – das Vertrauen ihrer Kunden gestärkt.

Gastbeitrag von Stephanie Paech, Director Client Delivery bei der LPA-Gruppe

Foto: Stephanie Paech — © LPA-Gruppe

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