Kosteneffiziente Umsetzungsmöglichkeit

Thematisches Investieren ist weit mehr als ein Brancheninvestment. Es kann Anlegern Zugang zu zukunftsorientierten Anlagethemen eröffnen und lenkt sodann Kapital in innovativste Unternehmen und Sektoren. Mit Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei Legal & General Investment Management (LGIM), sprach INTELLIGENT INVESTORS über die Vorteile thematischen Investierens, exemplarisch anhand eines neu auf den Markt gebrachten Themen-ETFs.
23. September 2022
Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei Legal & General Investment Management (LGIM)

II: Indien stand in der Vergangenheit gelegentlich in der Kritik (Stichwort: Inflation). Wie verlockend erscheinen indische Staatsanleihen heutzutage?
Kurr: Indien bietet etwas, das in der Anleihewelt selten zu finden ist: einen noch relativ unerschlossenen, attraktiven Markt mit Potenzial und First Mover Advantage. Bisher liegen nur knapp 2 % in ausländischer Hand, doch das könnte sich ändern, wenn Indien in die bekannten Schwellenländer-Indizes aufgenommen würde. Sowohl Bloomberg als auch J.P. Morgan erwägen dies bereits für ihre Flaggschiff-Indizes wie den Bloomberg Global Aggregate oder den J.P. Morgan Global Bond Index – Emerging Market Global Diversified (JPM GBI-EM Global Diversified). Es gibt aber noch eine weitere Besonderheit: Die indische Volkswirtschaft ist mit der Weltwirtschaft kaum verflochten und die Korrelation indischer Staatsanleihen mit Anleihen anderer Staaten dadurch sehr gering oder sogar negativ. Anlegern kann dies nach unserer Einschätzung gute Möglichkeiten zur Diversifikation eröffnen.

II: Wie haben sich indische Staatsanleihen historisch entwickelt?
Kurr: Die indischen Staatsanleihen aus dem FAR-Programm weisen aktuell eine durchschnittliche Rendite von 7,31 % (Stand 25.07.2022) auf. Das ist ein erheblicher Aufschlag gegenüber US-Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit. Zwar ist die Bonität Indiens mit BBB- niedriger als die der USA mit AA+, aber auch Indien genießt Investment-Grade-Status. Zudem ist Indien als „Non-Defaulter“ seinem Schuldendienst bislang stets nachgekommen. Der Renditeaufschlag ist aber nicht nur gegenüber US-Treasuries deutlich, sondern auch im Vergleich mit amerikanischen Unternehmensanleihen mit gleichem Rating und gleicher Laufzeit. Der bisherige maximale Drawdown indischer Staatsanleihen bewegt sich in etwa auf dem Niveau amerikanischer Staatstitel, bei deutlich höheren Renditen. Die Reserve Bank of India wurde 1935 noch zu Zeiten des British Empire gegründet, und noch nie ist eine indische Staatsanleihe wie bereits erwähnt ausgefallen. Dabei sind in den zurückliegenden 90 Jahren viele Länder in Schwierigkeiten geraten.

II: Wo verorten Sie Indien 2022 im Kontext der „Schwellenländer“?
Kurr: Schon heute ist Indien bezüglich seines Outputs die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt und bis 2030 wohl die am schnellsten wachsende Schwellenökonomie – das ist die offizielle Prognose der OECD. Dabei exportiert Indien, anders als die meisten Schwellenländer, vor allem Dienstleistungen. Auch das trägt zur niedrigen Korrelation mit den Schwankungen der Weltwirtschaft bei.

II: Können Sie uns etwas zur Produktnachfrage sagen? Planen Sie den Indien-Schwerpunkt in der Angebotspalette zu vergrößern?
Kurr: Meiner Meinung nach kann die Möglichkeit, indische Staatsanleihen auf einfache und liquide Weise dem Portfolio beizumischen, für institutionelle Anleger, beispielsweise Pensionseinrichtungen, in ganz Europa interessant sein. Alternativ könnten Anleger auch in Schwellenländeranleihen investieren, da sich Indien auf dem Weg zur Aufnahme in die wichtigsten festverzinslichen Indizes befindet.

Foto: Volker Kurr — © LGIM

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