Konjunktur und Märkte im Corona-Exit-Modus

2. Juli 2020

Die Covid-19-Pandemie ist längst nicht überwunden – das hat nicht zuletzt der erneute Anstieg der Neuinfektionen in den USA gezeigt. Dennoch hat sich der Fokus in den meisten Regionen stark auf das Exit-Management verschoben, den Weg hinaus aus der Krise. Dazu passt auch die konjunkturelle Lage, erklärt Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege bei AXA Investment Managers (AXA IM): „2020 wird von einer scharfen Rezession geprägt, die ihren Tiefpunkt allerdings im zweiten Quartal erreicht haben sollte. Das zweite Halbjahr hingegen verspricht Besserung: Überdimensionale Konjunkturpakete seitens der Fiskalpolitik lassen hoffen und könnten den Grundstein für ein solides Wachstum 2021 legen.“ Zwar werde die Rezession weiterhin für Schlagzeilen sorgen, doch könnten sich die Märkte auf die ungebrochene Kraft der Geld- und Fiskalpolitik stützen. „Das kommt Risikopapieren zugute – ebenso wie die Anzeichen von wieder aufkeimendem Wachstum“, erläutert Wenzel.

Bislang habe die Geld- und Fiskalpolitik auf Rückschläge mit immer neuen Konjunkturmaßnahmen reagieren können. Die Fed nehme nach wie vor eine „Whatever it takes“-Haltung ein, um Märkte und Unternehmen zu stabilisieren. Auch die Europäische Zentralbank schuf mit dem umfangreichen PEPP-Kaufprogramm ein breit gefächertes Maßnahmenbündel, um Schadensbegrenzung zu betreiben. „Geld- und Fiskalpolitik bewegen sich in neuen Dimensionen, können in dieser Form aber nicht unbegrenzt fortgeschrieben werden“, so Wenzel. Er verweist darauf, dass die Entwicklung am Arbeitsmarkt und der Unternehmensverschuldung wichtige Faktoren für die zweite Phase sein werden, wenn die geld- und fiskalpolitischen Stimuli weniger werden. „Dennoch gehen wir für 2021 aktuell von einem Wachstum von etwa sechs Prozent in der Breite aus, mit 4,5 Prozent in den USA, 6 Prozent in der Eurozone und 8 Prozent in China“, so Wenzel.

Für neues Wachstum sprechen auch erste positive Signale bei Frühindikatoren. So sprechen das Housing und Einzelhandelsumsätze sowie Frühindikatoren des verarbeitenden Gewerbes in den USA dafür, dass die wirtschaftliche Talsohle durchschritten wurde. Am weitesten ist China, wo bereits diverse Vorlaufindikatoren auf „Grün“ gedreht haben, zum Beispiel Auto- und Stahlproduktion, die auf Expansion eingeschwenkt sind. Die Lockerung der Ausgangssperren schlägt sich ebenso positiv in der Nachfrage der Eurozone nieder.

Entsprechend präferiert Wenzel auch in seiner Anlagestrategie Risikopapiere. Er empfiehlt Aktien überzugewichten. Die wichtigste Stütze dafür bildet seiner Meinung nach die Überschussliquidität in Folge der expansiven Geldpolitik, gefolgt von der aufkeimenden Konjunkturhoffnung. „Darüber hinaus scheint sich das Gewinnmomentum zu stabilisieren, und die Bewertungen liegen im Rahmen“, so der Experte. Im Bereich Anleihen bevorzugt Wenzel Investmentgrade-Unternehmensanleihen gegenüber High Yield. Für Staatsanleihen erwartet er tendenziell eine Seitwärtsbewegung.

Marktkommentar von Dr. Franz Wenzel,
Anlagestratege bei AXA Investment Managers

Foto: Dr. Franz Wenzel, Anlagestratege AXA IM / Foto: © AXA IM

 

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