Wer ein mittleres bis größeres Vermögen verwaltet – ob als Unternehmerfamilie, Stiftung, institutioneller Investor, Privatperson oder Next Gen-Erbe – steht vor komplexen Aufgaben: Wie lässt sich das Vermögen nicht nur sichern, sondern generationenübergreifend entwickeln? Wie gelingt die Balance zwischen Erhalt, Innovation und Verantwortung? Und wer ist der richtige Sparringspartner, wenn es um Transparenz, Strategie und fundierte Entscheidungen geht?
In diesem Spannungsfeld agieren moderne Multi Family Offices als langfristige Begleiter. Sie sind Berater, Koordinatoren und Impulsgeber – mit einem klaren Ziel: Vermögen ganzheitlich zu betreuen und den Mandanten maximale Orientierung, Sicherheit und Entscheidungsfreiheit zu ermöglichen.
Ganzheitlich denken: Mehr als nur Vermögensverwaltung
Die Arbeit eines Family Officers beginnt nicht bei der Auswahl von Finanzprodukten, sondern mit der Frage: „Was wollen Sie mit Ihrem Vermögen erreichen?“
Die Antwort darauf ist so individuell wie der Beratungsansatz. Jeder Mandant bringt unterschiedliche Werte, Ziele und Biografien mit. Manche suchen Stabilität, andere Wachstum. Ein Unternehmer, der kürzlich sein Unternehmen verkauft hat, möchte aus dem Erlös ein diversifiziertes Portfolio aufbauen und gleichzeitig generationenübergreifende Strukturen etablieren. Vermögende Privatpersonen suchen meist Orientierung bei Strategie, Kosten und Struktur – und hinterfragen oft das limitierte Angebot ihrer Bank. Eine Stiftung wiederum legt Wert auf Transparenz und Wirkung.
In allen Fällen braucht es einen Partner, der strategisch, operativ und menschlich denkt. Und der alle Vermögensbestandteile in Einklang bringt. Dazu gehört eine ganze Bandbreite an Leistungen: Von der strategischen Entwicklung von Immobilienportfolios über die effiziente Integration von Private Markets-Investitionen bis hin zur Einführung familiärer Governance-Strukturen (z.B. Nachfolge) sowie der Zurverfügungstellung eines konsolidierten, leicht zugänglichen sowie verständlichen Reportings.
Das Multi Family Office wird damit zur übergeordneten Instanz, die über Banken, Assetklassen und Länder hinweg koordiniert, zusammenführt und für klare Strukturen sorgt.
Beratung ist Vertrauenssache – und eine Frage der Kompetenz
Beraterinnen und Berater in einem Multi Family Office übernehmen weit mehr als nur die Analyse von Portfolios. Sie sind persönliche Ansprechpartner auf Augenhöhe, oft über viele Jahre und nicht selten über Generationen. Das erfordert tiefgreifende Expertise im öffentlichen Kapitalmarkt, den Private Markets, Immobilien, steuerlichen Themen oder der Strukturierung eines Vermögens. Das alles kombiniert mit analytischem Verständnis, unternehmerischem Denken und Sensibilität für familiendynamische Prozesse.
Gerade Private Markets – insbesondere Private Equity – sind heute ein zentraler Baustein einer nachhaltig tragfähigen Vermögensallokation. Sie bieten langfristiges Renditepotenzial, geringere Korrelation zu öffentlichen Märkten und Zugang zu innovativen Geschäftsmodellen. Gleichzeitig ist der Zugang für viele private Investoren schwierig: Die Produkte sind komplex, die Kostenstrukturen intransparent, die Mindestanlagesummen hoch. Klassische Vermögensberater und auch Banken können diesen Zugang oft nicht herstellen und stoßen damit nicht selten an ihre Grenzen bei der Betreuung komplexer Portfolios. Ein modernes Multi Family Office hingegen integriert diese alternative Assetklasse mit fundierten Analysen, strategischen Einschätzungen und Erfahrungswerten über verschiedene Anbieter hinweg.
Investment Consulting: Die zweite Meinung
In einem Umfeld wachsender Unsicherheit, neuer regulatorischer Anforderungen und zunehmender Marktfragmentierung gewinnt eine unabhängige Beratung an Bedeutung. Genau hier setzt Investment Consulting im Multi-Family-Office-Kontext an: als unabhängige, strategisch fundierte Zweitmeinung. Ziel ist nicht die Verwaltung selbst, sondern die objektive Analyse bestehender Allokationen, die Bewertung von Risiken und Strukturen sowie die Einordnung in den jeweiligen Lebens- und Marktkontext. Damit richtet sich die Beratung insbesondere an Investoren, die Portfolio-Entscheidungen treffen wollen, ohne operative Kontrolle aus der Hand zu geben, ebenso wie an solche, die bereits von Banken oder Vermögensverwaltern betreut werden, deren Strukturen aber überprüfen oder ergänzen möchten. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen – etwa zur Qualität des Portfolios, zu bestehenden Risiken, Kostenstrukturen oder zur Einbindung von Private Markets und Impact-Themen. Nicht zuletzt liefert es Orientierung bei strategischen Fragen: Wie robust ist mein Portfolio in Krisenszenarien? Wie stehe ich im Marktvergleich da? Gibt es blinde Flecken oder Optimierungspotenziale? Wie beurteile ich die Qualität von Alternative-Investment-Strategien?
Diese „Beratung der Beratung“, wie wir sie bei FINVIA auch nennen, folgt keinen Vertriebsinteressen und steht nicht im Wettbewerb zu bestehenden Betreuern. Sie versteht sich als Sparringspartner und schafft eine neue Ebene der Kontrolle und Qualitätssicherung.
Digitalisierung trifft persönliche Nähe
Moderne Mandanten erwarten neben fachlicher Tiefe auch digitale Exzellenz. Gut aufgestellte Family Offices reagieren darauf mit hybriden Modellen: Die persönliche Betreuung bleibt zentral, wird aber ergänzt durch digitale Infrastruktur – etwa durch sichere Kundenportale mit Echtzeit-Zugriff auf Portfoliodaten, ESG-Kennzahlen, Performanceauswertungen und relevante Dokumente.
Zudem ermöglicht der gezielte Einsatz von Künstlicher Intelligenz über Simulationen, Szenarioanalysen oder Stresstests eine ganz neue Qualität der Entscheidungsunterstützung. Digitale Technologien vereinfachen auch die strukturierte Zusammenarbeit mit externen Partnern wie Steuerberatern, Banken oder Rechtsanwälten. Also jene Leistungen, die nicht inhouse abgedeckt werden können, aber zu einem vertrauensvollen Beratungserlebnis unbedingt dazugehören.
Im hybriden Modell profitieren Mandanten von einem zentralen Ansprechpartner, der alle Fäden zusammenhält – ohne Medienbrüche, Doppelarbeit oder ineffiziente Kommunikation.

Wann ein Multi Family Office sinnvoll ist
So wird ein Multi Family Office zur echten Alternative, wenn die Komplexität des Vermögens klassische Modelle überfordert: mehrere Banken, unterschiedliche Assetklassen, private und unternehmerische Beteiligungen, internationale Strukturen oder eine Vielzahl familiärer Interessen. Klassische Banklösungen stoßen hier oft an Grenzen: Die Beratung endet meist beim liquiden Portfolio, Themen wie Immobilien, Private Markets, Nachfolge oder Strukturierung bleiben außen vor. Gleichzeitig fehlt gerade stark eingebundenen Unternehmern oder vermögenden Privatpersonen im Alltag oft die Zeit, ihr Vermögen aktiv zu koordinieren. Ein modernes Multi Family Office schließt diese Lücke: Es bringt Ordnung in die Komplexität, denkt alle Vermögensbestandteile zusammen und übernimmt die übergreifende Koordination.
Ein Beispiel: Nach dem Unternehmensverkauf lagert ein Unternehmer die Verwaltung seines Vermögens aus. Das Family Office konsolidiert Bestände, strukturiert neu, analysiert die Risikopositionen, plant steuerlich und bereitet die Nachfolge vor.
Klarheit in der Komplexität
Ein Multi Family Office ist mehr als ein Dienstleister. Es ist ein strategischer Partner, der Vermögen in seiner ganzen Komplexität versteht und individuell, unabhängig und generationenübergreifend begleitet.
Gerade in einer Zeit, die von geopolitischen Umbrüchen, neuen Assetklassen, technologischer Innovation und regulatorischer Verdichtung geprägt ist, wird diese integrierte Beratung und die Erfahrung der Beraterinnen und Berater immer relevanter.
Multi Family Officer denken nicht nur mit, sie denken voraus. Damit geben sie in einer Zeit, in der sich Vermögen, Märkte und Lebensrealitäten rasant verändern, Orientierung auf Augenhöhe und Beratung mit Substanz.
Autor: Björn Seemann, Managing Partner und Geschäftsführer der FINVIA Family Office GmbH




