Klimaneutrale Kapitalanlage und CO2-intensive Geschäftsmodelle – ein Widerspruch?

In einem neuen Research-Paper beschäftigen sich die beiden Autoren Jan Rabe und Adnan Bilgin (Metzler AM) mit der Frage, ob es einen Widerspruch zwischen dem Ziel der klimaneutralen Kapitalanlage und CO2-intensiven Geschäftsmodellen gibt. Ihr Fazit lautet, dass es durchaus opportun sein muss, in CO2-intensive Unternehmen zu investieren, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Nebenbei bemerkt: Leser unseres Printmagazins INTELLIGENT INVESTORS finden in der Ausgabe 01/2022 ein sehr aufschlussreiches Interview mit drei ESG-Experten, namentlich Jan Rabe (Metzler AM), Richard Schmidt (DJE Kapital) und Patrick Vogel (MainFirst AM).
4. März 2022
Jan Rabe (li.) und Adnan Bilgin (re.) - Foto: © Metzler AM

In einem neuen Research-Paper beschäftigen sich die beiden Autoren Jan Rabe und Adnan Bilgin (Metzler AM) mit der Frage, ob es einen Widerspruch zwischen dem Ziel der klimaneutralen Kapitalanlage und CO2-intensiven Geschäftsmodellen gibt. Ihr Fazit lautet, dass es durchaus opportun sein muss, in CO2-intensive Unternehmen zu investieren, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Nebenbei bemerkt: Leser unseres Printmagazins INTELLIGENT INVESTORS finden in der Ausgabe 01/2022 ein sehr aufschlussreiches Interview mit drei ESG-Experten, namentlich Jan Rabe (Metzler AM), Richard Schmidt (DJE Kapital) und Patrick Vogel (MainFirst AM). 

Die Ergebnisse auf einen Blick

  • Der Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft verdoppelt die Rohstoffintensität des weltweiten Energiemix voraussichtlich bis 2050.
  • Neben dem Ausbau der Wind- und Solarkraft sind weitere Low-Carbon-Technologien unabdingbar, um CO2-Emissionen ausreichend zu reduzieren.
  • Die dafür dringend benötigten Rohstoffe müssen klimaneutral geschürft, verarbeitet und transportiert werden. Opportunitäten für die nachhaltige Kapitalanlage sehen wir vor allem bei Titeln aus den Bereichen Bergbau und Industriemetalle.

Die nachhaltige Kapitalanlage neu denken

Wir sind überzeugt, dass aktives Portfoliomanagement Trumpf der klimaneutralen Kapitalanlage ist. Passive Konzepte, wie Exchange-Traded Funds (ETF), die die Paris-Aligned Indizes aus der EU-Benchmark-Verordnung abbilden, sind kritisch zu hinterfragen.

Denn zwei zentrale Vorgaben dieser Verordnung sind das stringente Reduzieren von CO2-Intensitäten sowie der Aufbau von Exposure, das im Einklang mit den Zielen aus der EU-Taxonomie-Verordnung steht. Am Beispiel der globalen Solar-Photovoltaik-Wertschöpfungskette lässt sich zeigen, in welche Geschäftsmodelle auf die Weise bevorzugt investiert werden soll (Abb. 1).

Abb. 1: Einseitige Anreize der Paris-Aligned Benchmarks

Beispiel einer globalen Solar-PV-Wertschöpfungskette (links), die aus klimaneutralem Stahl und grünem Wasserstoff gespeist wird (rechts)

Während der Betrieb eines Solarparks den Vorgaben aus der Verordnung entspricht und so vom Kapitalzufluss passiver Anlageprodukte (ETFs) profitiert, kommen andere Teile dieser Wertschöpfungskette zu kurz.

So verteuert der Abfluss von Kapital beispielsweise das Schürfen von Silicium, das in verarbeiteter Form als Polysilicium ein wichtiges Vorprodukt für die Fertigung von Solarmodulen ist (linke Grafik in Abb. 1 oben).

Und auch die Erzeugung von grünem Wasserstoff mit-hilfe regenerativer Energien, der die Produktion von klimaneutralem Stahl ermöglichen soll, passt in weiten Teilen der Wertschöpfungskette nicht zu passiven Anlageprodukten (rechte Grafik in Abb. 1 oben).

Diese Beobachtung ist Teil eines größeren Problems. Lediglich 6 % der in einer repräsentativen Studie erfassten weltweiten Vermögenswerte, die unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten investiert werden, wurden mithilfe thematischer Ansätze investiert. Und nur 1 % wird von Impact-orientierten Ansätzen abgedeckt (Abb. 2).

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