Klein, aber oho — Warum Anleger Small-Caps in Betracht ziehen sollten

Europäische Small Caps bieten spannende Chancen – und doch sind sie in vielen Portfolios unterrepräsentiert. Warum das eine verpasste Gelegenheit sein könnte und wie sich diese Anlageklasse in den letzten Jahren entwickelt hat, erläutert Graham McCraw, Senior Investment Specialist Equities bei abrdn.
6. Februar 2025
Foto: © Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Europäische Small Caps bieten spannende Chancen – und doch sind sie in vielen Portfolios unterrepräsentiert. Warum das eine verpasste Gelegenheit sein könnte und wie sich diese Anlageklasse in den letzten Jahren entwickelt hat, erläutert Graham McCraw, Senior Investment Specialist Equities bei abrdn.

“Small Caps haben sich historisch betrachtet in nahezu jeder Region langfristig besser entwickelt als Large Caps. Dennoch werden sie von vielen Anlegern weiterhin unterschätzt und in Portfolios oft nur gering gewichtet. Doch ist diese Zurückhaltung wirklich gerechtfertigt? Angesichts der attraktiven Renditechancen und des Wachstumspotenzials dieser Anlageklasse könnte es an der Zeit sein, die Strategie zu überdenken und Small Caps stärker in den Fokus zu rücken.

Doch was steckt hinter der Outperformance von Small Caps? Ein wesentlicher Faktor ist, dass kleinere Unternehmen ihre Erträge von einer niedrigeren Basis aus deutlich leichter steigern können. Zudem zeichnen sich viele Small Caps durch eine hohe Agilität aus, so dass sie flexibel auf Marktveränderungen reagieren und neue Trends schneller nutzen können als große Konzerne. Ein weiterer Vorteil ist, dass kleinere Unternehmen weniger im Fokus von Analysten und Investoren stehen. Dies kann dazu führen, dass Small Caps unterbewertet sind und somit das Potenzial für deutliche Kurssteigerungen bieten, wenn die Unternehmen ihre Ziele erreichen.

Eine Anlageklasse, die von aktivem Investieren profitiert

Betrachtet man die Renditen auf Aktienebene auf jährlicher Basis, so sind die höchsten Renditen vor allem in den unteren Bereichen des Marktkapitalisierungsspektrums zu finden. Das nachstehende Diagramm zeigt den prozentualen Anteil der 100 europäischen Aktien mit der besten Wertentwicklung (MSCI Europe und MSCI Europe Small Cap zusammengenommen) nach Marktkapitalisierung. Wie wir sehen können, überwiegen die Small-Cap-Titel deutlich gegenüber den Large-Caps. Dieser Trend hat sich sogar in den letzten drei schwierigen Jahren abgezeichnet.

Erfahrene aktive Manager können daher potenziell überzeugende Renditen erzielen. Sie können aus dem großen, dynamischen Anlageuniversum die Gewinner herauspicken. In den letzten fünf Jahren haben nur 40 % der Aktien im europäischen Small-Cap-Index eine Outperformance erzielt, was zeigt, dass man selektiv vorgehen muss.

Das Argument der Rendite ist überzeugend, aber wie sieht es mit dem Risiko aus?

Kleinere Unternehmen sind von Natur aus risikoreicher als ihre größeren, etablierteren Konkurrenten. Jedoch gleichen die höheren Renditen und attraktiven Diversifizierungsvorteile von Small Caps langfristig das zusätzliche Risiko mehr als aus. Sie bieten den Anlegern aufgrund ihrer Ertragsquellen und Sektorallokationen Zugang zu anderen Risikomerkmalen als Large Caps und sind in der Regel stärker auf das Inland ausgerichtet als größere Unternehmen. Außerdem ist ein großer Teil dieses Risikos mit Unternehmen in der Frühphase verbunden, die noch keine Gewinne erwirtschaften oder in stark zyklischen Marktsegmenten tätig sind. Wenn man diese Unternehmen herausfiltert, ist das Risiko der verbleibenden Untergruppe nicht so hoch, wie viele glauben. Wichtig ist, dass diese Unternehmen auch das Potenzial haben, im Laufe der Zeit erhebliche Renditen zu erzielen.

Wir glauben, dass eine Allokation in diese Anlageklasse langfristig und strategisch sein sollte. Zwei Faktoren erhöhen jedoch derzeit die Attraktivität von Small Caps.

Zum einen sind europäische Small Caps die günstigsten aller Regionen und werden zum 13,7‑fachen des 12-Monats-Kurs-Gewinn-Verhältnisses gehandelt. In absoluten Zahlen ist dies günstiger als bei europäischen Large Caps (derzeit mit einem Abschlag von 4 %) und liegt weit unter dem langfristigen Durchschnittsaufschlag von 26 %. Eine vergleichbare relative Bewertung haben wir zuletzt während der globalen Finanzkrise gesehen. Die aktuellen Rahmenbedingungen mögen nicht vollkommen ideal sein – das sind sie selten –, doch wir sind überzeugt, dass die Aussichten heute günstiger sind als im Jahr 2008. Dies könnte den gegenwärtigen Zeitpunkt besonders attraktiv für eine Investition machen. Ein Grund, warum europäische Small Caps häufig kein Investitionsziel sind, ist der Glaube, dass “Europa billig ist, aber kein Wachstum hat”. Dies mag zutreffen, wenn man das Bruttoinlandsprodukt oder das Wachstum großer Unternehmen betrachtet. Bei kleineren Unternehmen ist das jedoch anders. Es wird erwartet, dass europäische Small Caps in Zukunft schneller wachsen werden als globale Aktien und gleichzeitig zu einer niedrigeren Bewertung gehandelt werden.

Zum anderen zeigen historische Daten, dass Small-Cap-Aktien bei sinkenden Zinssätzen tendenziell besser abschneiden als Large-Cap-Aktien. In den letzten Monaten haben die Märkte jedoch ihre Erwartungen an Zinssenkungen in den USA zurückgeschraubt. Viele glauben, dass die Politik von US-Präsident Donald Trump, von Zöllen bis hin zu Steuern, inflationär wirken und das Tempo der Senkungen verlangsamen könnte. Andererseits wird erwartet, dass seine Politik das Wirtschaftswachstum ankurbeln wird — ein Umfeld, in dem Small Caps in der Regel gut gedeihen.

Small Caps haben sich langfristig besser entwickelt als Large Caps, wobei Europa an der Spitze steht. Außerdem bieten sie dank ihrer vielfältigen Einnahmequellen Diversifizierungsvorteile, da viele von ihnen in Nischenmärkten tätig sind, die es bei den Large Caps nicht gibt. Das Risiko wird für Anleger immer ein Thema sein. Dies kann jedoch durch einen aktiven Anlageansatz und gemischte Portfolios gemildert werden. Angesichts der derzeit attraktiven Bewertungen und des Potenzials für eine Outperformance in einem zinssenkenden Umfeld sind wir der Ansicht, dass jetzt ein hervorragender Zeitpunkt für Anleger sein könnte, um eine Aufstockung ihrer Bestände an europäischen Small Caps in Betracht zu ziehen.”

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