Keine Zinserhöhung der BoE

Den bevorstehenden Zinsentscheid der Bank of England kommentieren Guillermo Felices, Global Investment Strategist bei PGIM Fixed Income und Katharine Neiss, Chefvolkswirtin für Europa bei PGIM Fixed Income:
21. März 2023
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Den bevorstehenden Zinsentscheid der Bank of England kommentieren Guillermo Felices, Global Investment Strategist bei PGIM Fixed Income und Katharine Neiss, Chefvolkswirtin für Europa bei PGIM Fixed Income:

Britsche Wirtschaft zeigt sich widerstandsfähiger als erwartet

Guillermo Felices, Global Investment Strategist bei PGIM Fixed Income

Nach dem Einbruch bei US-amerikanischen und europäischen Banken und den damit verbundenen Marktunruhen erfuhren Britische Assets  in den letzten Wochen vergleichsweise weniger Aufmerksamkeit  als US-amerikanische und europäische  Vermögenswerte, insbesondere bei Staatsanleihen. Das liegt zum Teil daran, dass britische Anlagen durch das Mini-Budget bereits im September letzten Jahres unter Stress standen. Zum anderen hat sich die britische Wirtschaft widerstandsfähiger gezeigt als erwartet  und die Inflation weist Anzeichen eines Rückgangs auf.

Interessant ist, dass die Zinsmärkte aktuell davon ausgehen, dass die Leitzinsen in einem Jahr in der Nähe des derzeitigen Niveaus (4 %) liegen werden, während die US-Märkte für denselben Zeitraum eine Senkung um etwa 75 Basispunkte erwarten. Der aggressive Zinssenkungszyklus in den USA im Vergleich mit einem sehr flachen Zyklus in Großbritannien scheint nicht im Einklang mit den jeweiligen fundamentalen Wachstums-/Inflationsaussichten  zu stehen.

Die Inflation in den USA bleibt hoch und hartnäckig, und das Wachstum wird sich wahrscheinlich abschwächen. Solange jedoch das negative Tail-Risiko des US-Bankensektors eingedämmt wird, dürften sich die Wachstumsaussichten in den USA nicht so sehr von denen in Großbritannien unterscheiden. Ein ähnliches Argument kann für das Währungspaar GBP/USD angeführt werden, das sich in letzter Zeit parallel zu den  günstigeren Zinsdifferenzen in Großbritannien gegenüber denjenigen in den USA erholt hat. Das Währungspaar GBP/USD scheint jedoch anfällig zu sein, wenn die Renditen auf der “Front-End”-Seite mit denen der USA gleichziehen. Das gleiche gilt im Falle eines länger anhaltenden Ausverkaufs an den Märkten für Risikoanlagen, der zu einer stärkeren USD-Nachfrage führen könnte.

Keine Zinserhöhung der BoE

Katharine Neiss, Chefvolkswirtin für Europa bei PGIM Fixed Income

Da die BoE ihren Zinserhöhungszyklus früher begonnen hat als eine Reihe anderer Zentralbanken , befindet sie sich derzeit in einer vorteilhaften Position. Daher gehe ich davon aus, dass die Bank of England die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung unverändert belassen wird. Die BoE hatte bereits auf ihrer letzten Sitzung die Möglichkeit einer Pause bei den Zinserhöhungen angedeutet, und seither gab es kaum Anzeichen für eine weitere Beschleunigung der Inflationsentwicklung. So hat sich beispielsweise der Nominallohnanstieg, der zwar immer noch hoch ist, in den jüngsten Daten etwas abgeschwächt. Auch die jüngste Umfrage des so genannten „Decision Maker Panel“, die vom geldpolitischen Ausschuss der Bank aufmerksam verfolgt wird, zeigt, dass die Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich ihrer eigenen Preisinflation im Februar zurückgegangen sind. Diese ersten Anzeichen dafür, dass der Inflationsdruck nachlässt, sollten die Zentralbank ausreichend ermutigen, ihren Zinserhöhungszyklus zu unterbrechen, ohne den Eindruck zu erwecken, dass sie von der Erreichung des Inflationsziels abrückt. Ein solcher Schritt hätte den zusätzlichen Vorteil, dass er die Märkte angesichts der jüngsten Sorgen in Teilen des Bankensektors etwas entlasten würde.

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