Keine Angst vor einer Inflation

2. Juli 2020
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Die Zentralbanken reagieren mit beispiellosen Maßnahmen auf die Corona-Krise. Zu einer gefürchteten Inflationsdynamik werden die massiven Stützungsprogramme aber zumindest in den Industrieländern kaum führen.

„Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen“, lautet ein berühmtes Zitat des US-Ökonomen und Nobelpreisträgers Milton Friedman. Behielte er recht, stünde die Welt gerade vor einem inflationären Inferno. Schließlich beschreitet die Geldpolitik völlig neues Terrain: Die Bilanz der US-Notenbank Fed ist in den letzten sechs Wochen um 2,5 Bio. US-Dollar gestiegen – mehr als in den drei Phasen der quantitativen Lockerung der Jahre 2008, 2010 und 2012. Die Europäische Zentralbank hat derweil versprochen, die monetäre Basis bis Ende dieses Jahres um fast 900 Mrd. Euro auszuweiten. Man muss sich lediglich an die Entwicklung in Venezuela, Argentinien, Simbabwe, Iran, Südsudan und Kongo erinnern, um zu verstehen, dass das Anwerfen der Gelddruckmaschinen zu einer unkontrollierten Inflation führen kann.

Doch die Erfahrungen der Industrieländer wichen in jüngster Zeit von diesem Muster ab. Die Zentralbanken haben schon in den letzten zehn Jahren massiv Geld gedruckt, und bisher hat dies keine Inflation verursacht. Folgt das Zitat von Friedman also letztlich einer falschen Logik, oder müssen wir einfach etwas länger warten, bis sich die umfangreiche Ausweitung der Geldmenge negativ auf die Teuerungsraten auswirkt? Das hängt entscheidend von der Nachfrage nach Barmitteln oder Bankeinlagen anstelle von Investments, also der Geldnachfrage, ab. Bei einer stabilen Geldnachfrage können die Zentralbanken Unmengen von Geld drucken, ohne eine unkontrollierte Inflation auszulösen. Ist die Geldnachfrage dagegen instabil, führt die Ausweitung der Geldbasis oft zu einem Run auf die betreffende Währung und/oder einer sehr hohen Inflation. Doch wovon hängt die Stabilität der Geldnachfrage ab?

Wenn die Verbraucher die Landeswährung als geeignet ansehen, um die Kaufkraft ihrer Ersparnisse zu erhalten, bleibt die Geldnachfrage stabil. Eine Volkswirtschaft, in der die Inflation unter Kontrolle und die Währung stabil ist, Staatshaushalt und Zahlungsbilanz angemessen gesteuert werden und die Eigentumsrechte durch Recht und Ordnung gewahrt sind, dürfte daher mit größerer Wahrscheinlichkeit eine stabile Geldnachfrage aufweisen.

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