Kein Grund zu voreiliger Euphorie

3. Juli 2020
Attractive dancing girl, hair flying, neon light. Portrait of girl posing with hands up.

Regelmäßig kommentieren Eoin Murray und Geir Lode von Federated Hermes die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Diesmal: Weshalb ein Rückblick auf die vergangenen Monate die ausgelassene Stimmung dämpft — denn der Weg zurück zu unserer gewohnten Normalität ist noch lang.

Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes:

„Das Kräftemessen zwischen den Marktakteuren geht weiter – die Zentralbankliquidität scheint dabei schwache wirtschaftliche Fundamentaldaten auf ihrer Seite zu haben. Denn die Marktteilnehmer richten bereits wohlgemutes ihren Blick über die aktuelle wirtschaftliche Misere hinweg und betrachten schon jetzt die sonnigen Aussichten des Jahres 2021 und darüber hinaus. Aber lassen sie uns zum ersten Halbjahr noch einmal gemeinsam einen Schritt zurückgehen und reflektieren. Beschäftigen wir uns mit einigen Mikrodaten der US-Wirtschaft.

Die Beschäftigungsrate im Niedriglohnsektor liegt immer noch mit ‑36 Prozent unter ihrem Niveau vom 1. Januar. Die Einnahmen von Kleinunternehmen haben zwar deutlich ihren Tiefstand überwunden, aber liegen weiterhin um etwa ‑17 Prozent hinter der Jahresanfangsmarke zurück. Die Verbraucherausgaben bewegen sich nach wie vor in der Größenordnung von etwa ‑9 Prozent, während die Ausgaben via Kreditkarte immer noch etwa ‑8 Prozent unter ihrem Normalwert liegen. Einfach gesagt: Wir befinden uns aktuell noch nicht einmal in Reichweite unserer gewohnten Normalität – und der Weg dieser Erholung wird noch lange andauern.

Und dennoch: Insbesondere der NASDAQ scheint vollkommen immun gegen diese Daten zu sein und segelt bereits frohen Mutes in Richtung Stratosphäre (wenn das überhaupt technisch möglich ist?!). Vorerst wird dieses Kräftemessen also weitergehen. Aber hoffen wir darauf, dass sich eine ausgewogenere Einschätzung durchsetzen wird – denn wir können nicht weiterhin jedes kleine Anzeichen einer Erholung feiern und gleichzeitig den unliebsamen Rest unter den Teppich kehren.“

Geir Lode, Head of Global Equities bei Federated Hermes:

„Die globalen Aktienmärkte beendeten das zweite Quartal mit Gewinnen in einer selten gesehenen Größenordnung, und zwar in allen Regionen; der S&P 500 beispielsweise verzeichnete den höchsten Anstieg seit dem vierten Quartal 1998. Dennoch lohnt es vielleicht daran zu erinnern, dass die Märkte in diesem Jahr bislang noch immer rückläufig waren. Es würde uns zudem nicht überraschen, wenn sie sich weiter erholen würden, unterstützt durch reichlich Liquidität sowie durch Anzeichen, dass sich das Makroumfeld schneller als erwartet normalisiert.

Alle Augen sind nach wie vor auf die USA gerichtet. Die jüngsten Daten zeigen, dass sich die Verbraucherstimmung schneller als erwartet verbessert, während sich die Einzelhandelsumsätze und Produktion ebenfalls gut erholt haben. Dies verleiht denjenigen, die an eine V‑förmige Erholung glauben, zusätzliches Gewicht. Dem gegenüber stehen die zunehmenden, sich weiter beschleunigenden Coronavirus-Fälle im Land. Von einigen Ausnahmen abgesehen, steht dies in direktem Gegensatz zu den meisten anderen Regionen. Aktuell scheint sich der Anstieg jedoch hauptsächlich auf Staaten zu konzentrieren, die weniger Einfluss auf die US-Wirtschaft haben. Aber es besteht weiterhin die Gefahr, dass sich das Virus ausbreitet.

Obwohl wir in Bezug auf Aktien nach wie vor positiv gestimmt sind, gibt es mehrere potenzielle Risiken, die zu einer enormen Unsicherheit führen könnten. Wir sind daher nach wie vor überzeugt, dass man zur Bewältigung des Marktumfelds in den kommenden Monaten vor allem zwei Dinge braucht: Diversifizierung und eine Präferenz für Unternehmen, die aus unterschiedlichen Perspektiven heraus betrachtet, langlebige und attraktive Geschäftsmodelle aufweisen.“

Geir Lode, Head of Global Equities (li.) und Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes / Fotos: © Federated Hermes

 

 

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