Investmentchancen hinter den Negativschlagzeilen

Die Schwellenländermärkte stehen 2022 bislang stark unter Druck. Aber auch in solch herausfordernden Marktphasen lassen sich in dieser Ländergruppe interessante Anlagemöglichkeiten finden – wenn man flexibel ist. Anthony Kettle, Portfoliomanager bei BlueBay Asset Management, erläutert, wo er Chancen sieht und worauf es bei Investments ankommt.
21. September 2022
Foto: © Olivier Le Moal - stock.adobe.com

Positive Entwicklungen unterstützen

Anleger sollten auch gegen den Marktkonsens handeln, wenn sich eine positive Entwicklung abzeichnet. Wir beobachten beispielsweise ein afrikanisches Öl- und Gasunternehmen, das eine der höchsten CO2-Emissionen in diesem Sektor aufweist. Daher haben wir das Unternehmen aus vielen unserer Portfolios entfernt. Nun ist die ESG-Bilanz aktuell zwar schwach – das Unternehmen verfügt aber über einen sehr glaubwürdigen Plan zur Verringerung des CO2-Ausstoßes. Es hat sich verpflichtet, bis 2050 in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen keine Emissionen mehr zu verursachen und die Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030 um 30 % zu reduzieren. Das wurde auf der Hauptversammlung im November 2021 beschlossen. Vor diesem Hintergrund prüft die Unternehmensleitung die Nutzung alternativer Energieträger, einschließlich grünem Wasserstoff. Je nach weiterem Engagement und abhängig von der Entwicklung der Bewertungen können wir uns vorstellen, künftig wieder in das Unternehmen zu investieren. Denn von den angestrebten Verbesserungen können nicht nur unsere Investoren profitieren – wir können damit auch das Unternehmen bei dem weiteren ESG-Prozess begleiten. Ebenfalls genau zu beobachten ist das Risiko sozialer Probleme in den Schwellenländern: Unterbrechungen der Weizen- und Düngemittellieferungen betreffen Länder wie Ägypten und Tunesien. Dort könnten Nahrungsmittelknappheit und hohe Inflation leicht zu Unruhen führen, da die politische Situation ohnehin fragil ist. Diese sozialen Faktoren sollten insbesondere in den kommenden Monaten bei Investmententscheidungen berücksichtigt werden, um Abwärtsrisiken zu verringern.

Unkorrelierte Renditequellen nutzen

Chancen bieten sich in herausfordernden Phasen im Schwellenländeruniversum auch bei Vermögenswerten, die ausschließlich von idiosynkratischen Faktoren und weniger von der allgemeinen konjunkturellen Stimmung beeinflusst werden. Solche Gelegenheiten können sich reichlich bieten. So wurden beispielsweise Anleihen von Ölexporteuren im April und Mai trotz des Ölpreisanstiegs stark abverkauft. Die Korrelation hatte sich aufgelöst. Das galt beispielsweise für langfristig laufende Staatsanleihen aus Abu Dhabi oder Angola, die deutlich an Wert verloren – unserer Meinung nach in übertriebenem Maße. Eine Anlagestrategie, die die beschriebenen Faktoren berücksichtigt, kann aus unserer Sicht in volatilen Märkten das Verlustrisiko begrenzen – und nach einer Trendwende rasch vom positiveren Umfeld profitieren. Denn grundsätzlich sind wir mit Blick auf die aufstrebenden Volkswirtschaften weiterhin positiv gestimmt. Ein Grund dafür sind die Wachstumsraten. Zwar gibt es hier ebenfalls regionale Unterschiede zu beachten. In China beispielsweise dürfte die restriktive Null-COVID-Politik dieses Jahr eine Belastung für das Wirtschaftswachstum darstellen. Dennoch dürfte die Wirtschaft trotz des schwierigen makroökonomischen Umfelds in den Schwellenländern auch in diesem Jahr stärker wachsen als in den entwickelten Volkswirtschaften (s. Grafik).

Autor: Anthony Kettle
Portfoliomanager
BlueBay Asset Management

Foto: © Florian — stock.adobe.com

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