Investieren in den Ausstieg aus ewigen Chemikalien

Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), oft als „Forever Chemicals“ bezeichnet, stehen weltweit aufgrund ihrer langfristigen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt unter starker Beobachtung. Diese Chemikalien finden in Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Automobil, Luftfahrt, Textilien und Bauwesen nützliche Anwendungen.
22. Oktober 2024
Sudip Hazra - Foto: Copyright First Sentier Investors

Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS), oft als „Forever Chemicals“ bezeichnet, stehen weltweit aufgrund ihrer langfristigen Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt unter starker Beobachtung. Diese Chemikalien finden in Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Automobil, Luftfahrt, Textilien und Bauwesen nützliche Anwendungen.

Gleichzeitig sind PFAS für eine Reihe gesundheitlicher Probleme beim Menschen verantwortlich, wie z.B. hormonellen Störungen, erhöhtem Cholesterinspiegel und einem höheren Risiko bestimmter Krebsarten. Investoren müssen sich mit dem Thema auseinandersetzen, da es Einfluss auf die Risiken und Potenziale im Portfolio haben kann. Ein vorausschauender Ansatz kann die möglichen negativen Auswirkungen im Portfolio reduzieren und den Verzicht auf den Einsatz „ewiger Chemikalien“ voranbringen.

Regulierung und Rechtsstreitigkeiten nehmen zu
In Anbetracht der weiten Verbreitung und der Langlebigkeit von PFAS in der Umwelt ist die Kontamination mit diesen Stoffen ein weltweites Problem, das zunehmend die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zieht. Verbote von PFAS-haltigem Löschschaum sind in der EU, Neuseeland und in US-Bundesstaaten bereits in Kraft getreten, und auch bei Konsumgütern wie Lebensmittelverpackungen und Kosmetika nehmen die Einschränkungen zu. Der Vorschlag der EU, rund 10.000 PFAS als Chemikaliengruppe zu beschränken, geht bislang am weitesten: Er zielt darauf ab, PFAS aus allen Anwendungsbereichen zu verbannen, in denen Ersatzstoffe verfügbar sind. Dadurch ist die öffentliche Aufmerksamkeit gestiegen. Gleichzeitig hat dies Investoren auf den Plan gerufen, die von den Unternehmen Maßnahmen einfordern. Für PFAS-Produzenten und Hersteller von Produkten, die PFAS enthalten, entstehen dadurch erhebliche finanzielle Risiken. Nicht nur Umsatzeinbußen aufgrund eines Nachfragerückgangs drohen, sondern auch die Kosten von Rechtsstreitigkeiten und deren Auswirkungen auf die Reputation können Unternehmen in Bedrängnis bringen. Darüber hinaus drohen Rechtsrisiken, insbesondere in den USA, aber auch in Schweden und den Niederlanden laufen bereits Gerichtsverfahren. Es ist davon auszugehen, dass es in den kommenden Jahren in weiteren Ländern zu verstärkten rechtlichen Aktivitäten kommt.

Integrierte Herangehensweise gefragt
Für PFAS-Produzenten und Hersteller von Produkten, die PFAS enthalten, entstehen dadurch erhebliche finanzielle Risiken. Nicht nur Umsatzeinbußen aufgrund eines Nachfragerückgangs drohen, sondern auch die Kosten von Rechtsstreitigkeiten und deren Auswirkungen auf die Reputation können Unternehmen in Bedrängnis bringen. Investoren müssen daher sicherstellen, dass PFAS-bezogene Chancen und Risiken angesichts der verschärften Regulierung, der Rechtsstreitigkeiten und des wachsenden öffentlichen Bewusstseins in ihre Strategien integriert werden. Im Fokus sollten dabei Produzenten, Produkthersteller und Abfallentsorgungsdienste, die im Hinblick auf PFAS exponiert sind, stehen. Gemeinschaftlich können Investoren über Engagement den Ausstieg aus diesen Chemikalien vorantreiben.

Engagement – das Thema im Management adressieren
Investoren können durch Engagement erheblichen Einfluss auf die Produzenten und Hersteller von Endprodukten mit PFAS nehmen. Einer der wichtigsten Aspekte ist sicherzustellen, dass PFAS-bezogene Chancen und Risiken angesichts der strengeren Vorschriften, Klagen und des zunehmenden öffentlichen Bewusstseins in die Strategien der Unternehmen integriert werden. Weiterhin sollten Investoren die Unternehmen dazu ermutigen, PFAS-bezogene Informationen offenzulegen, zeitlich gebundene Ausstiegspläne mit klaren Zielen zum Ausstieg aus PFAS zu erstellen und einen Governance-Rahmen für die Überwachung des Fortschritts zu etablieren.

Um ihren Einfluss zu verstärken, können sich Investoren auch mit anderen Investoren oder wichtigen Akteuren wie NGOs zusammenschließen, um den Ausstieg aus „ewigen Chemikalien“ zu beschleunigen. Ein Beispiel dafür ist die “Investor Initiative on Hazardous Chemicals” (IIHC), die von der schwedischen NGO ChemSec unterstützt wird und sich aktiv mit großen globalen Herstellern auseinandersetzt. Oder aber es wird der politische Weg gewählt, indem Investoren internationale Zusammenarbeit fördern sowie regionale und länderspezifische regulatorische Bemühungen in Zusammenhang mit PFAS unterstützen.

Ausstieg aus „ewigen Chemikalien“ bietet Chancen
Investoren und Unternehmen können diese regulatorischen Risiken umgehen, indem sie gemeinsam auf eine Zukunft ohne PFAS hinarbeiten. Für Hersteller, die PFAS-Alternativen entwickeln und vermarkten, sowie Unternehmen, die Maßnahmen ergreifen, um die Risiken zu managen und die neue Marktchance zu nutzen, bieten sich erhebliche Chancen. Im Rahmen ihrer eigenen nachhaltigen Anlagestrategien können Investoren Unternehmen dazu ermutigen, in die Entwicklung und Kommerzialisierung von PFAS-Alternativen zu investieren. Gerade im Infrastrukturbereich können Investoren zum Beispiel über Investitionen in die Verbesserung der Abwasser- und Abfallentsorgung aktiv zur Reduzierung von Emissionen und Risiken beitragen. Die Forschung und Entwicklung für PFAS-Ersatzstoffe ist ein zentrales Element, um das Thema noch stärker ins Bewusstsein zu bringen und die Ausstiegsbemühungen zu beschleunigen.

Investoren haben es in der Hand, durch eine vorausschauende Herangehensweise ihr Portfolio im Hinblick auf PFAS zu optimieren und die Industrie zum schnelleren Ausstieg aus der Nutzung dieser problematischen Chemikaliengruppen zu ermuntern.

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