Interpretation der Daten ist die größte Herausforderung

Der EU-Aktionsplan „Sustainable Finance“ ist ein Mammutprojekt. Ziel ist es, Kapitalflüsse in ökologisch nachhaltige Aktivitäten zu lenken. Über die Verortung und die damit zusammenhängenden Herausforderungen stand Jan Rabe, Sustainable Investment Office, Metzler Asset Management GmbH, der Chefredaktion Rede und Antwort.
21. Juni 2022
Jan Rabe, Sustainable Investment Office, Metzler Asset Management GmbH / Foto: © Metzler

II: Das klingt nicht trivial – können Sie dies näher erläutern?
Rabe: Ein gutes Beispiel ist die Solar-Photovoltaik-Wertschöpfungskette: Wussten Sie, dass 98 % der Vorprodukte eines Solar-Photovoltaik-Moduls aus besonders CO2-intensiven Branchen stammen? Um den CO2-Fußabdruck eines Portfolios, das in entsprechende Titel investiert, zu verkleinern, verschieben Investoren also Kapital aus vor- in nachgelagerte Glieder dieser Wertschöpfungskette. So verteuert der Abfluss von Kapital beispielsweise das Schürfen von Silicium, das in verarbeiteter Form als Polysilicium ein wichtiges Vorprodukt für die Fertigung von Solarmodulen ist. Dieses Vorgehen verteuert die Energiewende nicht nur, sondern verlangsamt sie auch. Dieser Zielkonflikt ist nur zu lösen, wenn die nachhaltige Kapitalanlage nicht ausschließlich auf die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks ausgerichtet ist. Stattdessen sollte eine Wertschöpfungsketten-übergreifende Optimierung angestrebt werden. So widersinnig es auch klingen mag: Damit die Energiewende gelingt, muss es opportun sein, in CO2-intensive Unternehmen zu investieren.

II: Sie sprechen in diesem Kontext von „Wertschöpfungsketten-übergreifender Optimierung“. Heißt das auch, dass herkömmliche Portfoliostrategien, die den Weg hin zu einer klimaneutralen Kapitalanlage ebnen sollen, zu einseitig gedacht sind?
Rabe: Bislang konzentrieren sich die meisten Anlagestrategien in diesem Bereich auf traditionelle Branchenmuster, wenn es darum geht, sich möglichst neutral gegenüber einem Vergleichsindex zu positionieren. Das führt dazu, dass Unternehmen mit großen CO2-Fussabdrücken aus gewissen Branchen gänzlich von der Kapitalanlage ausgeschlossen werden. Die Produzenten von Stahl- und Aluminium sehen sich beispielsweise diesem Dilemma ausgesetzt. Doch nur wenn deren Vorprodukte klimaneutral hergestellt werden, lässt sich ein Solarpark wirklich nachhaltig konstruieren. Stahl und Aluminium machen etwa 25 % eines Solar-Photovoltaik-Moduls aus. Bei Offshore Windkraftanlagen sind es sogar 90 %³.

Rechtlicher Hinweis: Diese Information richtet sich an professionelle Kunden und geeignete Gegenparteien. Die Metzler Asset Management GmbH übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen. Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise auf www.metzler.com/disclaimer-mam

¹ Global Sustainable Investment Alliance Review 2016–2020.
² https://climateactiontracker.org/about/
³ https://eitrawmaterials.eu/wp-content/uploads/2020/04/rms_for_wind_and_solar_published_v2.pdf

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