Intelligente Städte brauchen bezahlbaren Wohnraum

Zu einer nachhaltigen und „intelligenten“ Stadt gehört es, dass ihre Bewohner darin angemessenen und bezahlbaren Wohnraum finden – auch solche mit niedrigen Einkommen. Gemäß der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) ist angemessener, bezahlbarer Wohnraum Bestandteil des Rechts auf einen angemessenen Lebensstandard. Doch in vielen unserer Städte ist das keine Selbstverständlichkeit. Davon zeugen nicht nur die Slums in den wachsenden Metropolen der „Dritten Welt“.
18. Juli 2024
Dr. Marcus Cieleback - Foto: Copyright PATRIZIA AG

Zu einer nachhaltigen und „intelligenten“ Stadt gehört es, dass ihre Bewohner darin angemessenen und bezahlbaren Wohnraum finden – auch solche mit niedrigen Einkommen. Gemäß der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sowie dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (UN-Sozialpakt) ist angemessener, bezahlbarer Wohnraum Bestandteil des Rechts auf einen angemessenen Lebensstandard. Doch in vielen unserer Städte ist das keine Selbstverständlichkeit. Davon zeugen nicht nur die Slums in den wachsenden Metropolen der „Dritten Welt“.

Auch in vielen Städten hierzulande sind die Wohnkosten in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen. Selbst normalverdienende Familien müssen vielerorts einen erheblichen Teil ihres Einkommens für die Miete aufwenden, zulasten ihres frei verfügbaren Einkommens. Oft schränkt das ihre Möglichkeiten stark ein: Abbruch der Ausbildung, instabile Haushalte, psychische Probleme oder unsichere Arbeitsplätze können die Folge sein. Deshalb ist eine dauerhaft wirksame und tragfähige Lösung erforderlich, um den weiteren Anstieg der Wohnkosten einzudämmen.

Der Schlüssel hierzu liegt in der Bereitstellung von mehr bezahlbarem Wohnraum. Gemeint sind (zumeist Miet-) Wohnungen, die für Einzelpersonen oder Familien mit niedrigem bis mittlerem Einkommen erschwinglich sind. Konkret geht es in der Regel um Haushalte aus den Einkommensquintilen 1 bis 3. Dahinter verbergen sich zumeist besonders schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen wie etwa Geringverdiener, Senioren und Alleinerziehende oder auch Personen, die aufgrund ihrer Herkunft Schwierigkeiten beim Zugang zum freien Wohnungsmarkt haben. Dieses Problem anzugehen ist nicht nur ein moralisches Gebot – es ist eine volkswirtschaftlich vernünftige Entscheidung mit positivem Einfluss auf die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität.

Eine zentrale Herausforderung dabei ist die Zuteilung des bezahlbaren Wohnraums an die tatsächlich berechtigten, am freien Wohnungsmarkt benachteiligten Zielgruppen. Dies ist sowohl eine notwendige als auch hinreichende Bedingung dafür, dass die gewünschte Wirkung überhaupt erzielt werden kann. Der reglementierte Zugang zu bezahlbarem Wohnraum sowie die Priorisierung innerhalb der Zielgruppen sind politisch wie praktisch schwierige Entscheidungen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Lebensumstände der Betroffenen haben. Klare und transparente Leitlinien sind deshalb unbedingt erforderlich.

Die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum erfordert erhebliche Investitionen. Die daraus resultierenden Anlagepotenziale sprechen vor allem solche Investoren an, die neben einer monetären Rendite auch eine positive soziale Wirkung erzielen wollen – einen „Impact“. Impact Investing mit Immobilienprojekten hat das Potenzial, die Zukunft nachhaltiger und integrativer, sprich in Richtung intelligenter Städte zu gestalten. Während traditionelle Investoren typischerweise dazu neigen, sich mit ihren Objekten auf die Mieter mit den geringsten Risiken und den größten potenziellen Erträgen zu konzentrieren, steht für Impact-Investoren die soziale Wirkung – das „S“ in ESG – im Vordergrund.

Diese Wirkung geht weit über das Wohl der unmittelbar Begünstigten hinaus: Indem sie die Wohnkosten für eine größere Gruppe von Haushalten wieder auf ein erschwingliches Niveau bringen, stärken Impact-Investoren die Gemeinden und ihre wirtschaftlichen Freiheiten und tragen so zur Schaffung intelligenter Städte bei. Bezahlbarer Wohnraum in ausreichender Menge ist für den Erfolg unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft unerlässlich. Er ist die Grundlage für ein gesundes und produktives Leben. Denn: Eine Verbesserung der Wohnverhältnisse geht mit einer unmittelbaren Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit der Bewohner, der schulischen Leistungen der Kinder und des Zusammenhalts in der Nachbarschaft einher – und sind für eine „Smart City“ unerlässlich.

Autor: Dr. Marcus Cieleback, Chief Urban Economist, PATRIZIA SE

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