Institutionelle Anleger werden der Schlüssel zur Energiewende in Europa sein

Das vielschichtige Thema der Energiewende ist omnipräsent. Ein Dauerbrenner. Im Interview mit INTELLIGENT INVESTORS gehen Bill Hughes, Global Head of Real Assets, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei LGIM auf die drängenden Fragen der Zeit ein und legen dar, welche hauseigenen, nachhaltigen Fondsstrategien verfolgt werden.
6. März 2023
(v.l.n.r.) Bill Hughes, Global Head of Real Assets, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei LGIM - Fotos: © LGIM

Das vielschichtige Thema der Energiewende ist omnipräsent. Ein Dauerbrenner. Im Interview mit INTELLIGENT INVESTORS gehen Bill Hughes, Global Head of Real Assets, und Volker Kurr, Head of Europe Institutional bei LGIM auf die drängenden Fragen der Zeit ein und legen dar, welche hauseigenen, nachhaltigen Fondsstrategien verfolgt werden.

INTELLIGENT INVESTORS: Die Energiewende ist eines der Schlüsselthemen in Europa. Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, damit die Netto-Null-Emissionsziele bis 2030 erreicht werden?
Bill Hughes: Dafür müssen enorme Investitionen getätigt werden: 840 Milliarden Euro sind für die Infrastruktur nötig, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen[1]. Dies ist nur zu schaffen, wenn das Tempo bei der Umsetzung jedes Jahr um das Vierfache steigt.

Der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die Unterbrechung der Lieferketten infolge der Pandemie haben erneut in den Vordergrund gerückt, wie notwendig ein diversifiziertes Energiesystem auf Basis erneuerbarer Energien ist, um die Wachstumsambitionen Europas in den kommenden Jahrzehnten zu gewährleisten. In diesem Umfeld ist klar, dass sowohl die politischen Entscheidungsträger als auch private Großinvestoren eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der europäischen Energiewende spielen müssen.

II: Welche politischen Rahmenbedingungen sind für die Energiewende gesetzt und welche Hürden gilt es noch zu nehmen?
Hughes: Im Green Deal der Europäischen Union sind detaillierte Ziele für eine saubere Energiewende auf dem europäischen Kontinent festgelegt worden. Der REPowerEU-Plan stellt insbesondere klar, dass die Errichtung von Infrastruktur für erneuerbare Energien automatisch im übergeordneten öffentlichen Interesse liegt.

Es gibt also durchaus Fortschritte auf EU-Ebene. Wir sind jedoch der Meinung, dass die bisherigen Pläne, die Entwicklung und das Management von Infrastrukturanlagen für saubere Energie noch erheblich ausgeweitet werden müssen, um eine sichere und nachhaltige Energiezukunft für Europa zu schaffen.

Aus unserer Sicht ist es zudem notwendig, in allen europäischen Ländern die Planungsprozesse zu reformieren, um die Entscheidungsfindung für den Bau von Anlagen zu beschleunigen. Außerdem brauchen wir eine Strategie für den Anschluss sauberer Energieanlagen an das Stromnetz, indem wir die Infrastruktur dort aufbauen, wo sie am dringendsten benötigt wird. Hinzu kommt, dass den Anbietern sauberer Energien regelmäßige Einnahmen zugesichert werden müssen, da die Einspeisung erneuerbarer Energiequellen ins Stromnetz Schwankungen unterliegt.

II: Welche Rolle spielen institutionelle Anleger in diesem Prozess?
Volker Kurr: Wir sind der Meinung, dass bei der Erreichung der Netto-Null-Emissionsziele langfristiges institutionelles Kapital von zentraler Bedeutung ist. Die Nachfrage institutioneller Anleger nach direkten Investments in Infrastrukturanlagen wie Windparks, Solaranlagen und Energiespeicher ist weiterhin groß.

Institutionelle Investoren in Europa wollen in die Energiewende investieren. Ihr Interesse liegt entsprechend auf Strategien, die ausdrücklich auf die Erreichung der Netto-Null-Emissionsziele ausgerichtet sind und die mit Artikel 9 der Offenlegungsvereinbarung für Finanzdienstleister übereinstimmen.

In den vergangenen zehn bis 15 Jahren standen bei Investments in Infrastrukturprojekte für institutionelle Anleger vor allem regelmäßige und solide Erträge im Vordergrund. Das ist im Begriff sich zu ändern. Viele Anleger sind selektiver geworden. Sie wollen die Erträge plus den Schutz der Lebensgrundlagen für heutige und künftige Generationen gewährleisten.

II: Allerdings haben auch institutionelle Anleger mit volatilen Märkten, hoher Inflation und einem unsicheren makroökonomischen Umfeld zu kämpfen…
Kurr: Wir sind davon überzeugt, dass Infrastrukturanlagen für saubere Energie ein wichtiger Teil der Lösung sein können. Im Vergleich zu anderen Assetklassen können diese einen größeren Schutz vor Inflation bieten, denn häufig sind ihre Erträge vertraglich an die allgemeine Preisentwicklung geknüpft. Angesichts der höheren Energiepreise, die im vergangenen Jahr negativ für viele Aktien und Anleihen waren, kann ein Investment in erneuerbare Infrastruktur zur Diversifizierung einer Vermögensallokation beitragen.

II: LGIM hat zusammen mit dem irischen Spezialisten für grüne Infrastrukturanlagen NTR letztes Jahr einen entsprechenden Fonds aufgelegt. Welche Strategie verfolgt der Fonds?
Hughes: Wir haben den L&G NTR Clean Power (Europe) Fund für institutionelle, um ihnen den Zugang speziell zu nachhaltigen Infrastrukturprojekten zu ermöglichen, die durch die europäische Energiewende entstehen. Der Fonds zielt darauf ab, ein Engagement in ein diversifiziertes Portfolio von Vermögenswerten über den gesamten Lebenszyklus sauberer Energieprojekte zu ermöglichen und damit stetige Cashflows zu erzielen. Die Investitionsschwerpunkte des Fonds sind Windkraft, Solarenergie und Energiespeicherung als bevorzugte und bewährte Bereiche der Energiewende.

[1] Quelle: Bloomberg NEF (2021) — Der EU Fit For 55 Plan ausgepackt.

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