Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump ist eine Herausforderung für den Welthandel. Tim Humphreys, Head of Global Listed Infrastructure bei Ausbil Investment Management und Fondsmanager des NYLIM GF AUSBIL Global Essential Infrastructure Fund, der in Deutschland von Candriam vertrieben wird, erläutert in seinem Kommentar, warum Investitionen in essenzielle Infrastruktur im aktuellen Marktumfeld besonders interessant sind und wie das Comeback von Gas die Landschaft der Infrastrukturinvestments verändert:
„Wir werden Zeugen eines weiteren wirtschaftlichen Schocks, wie wir ihn mit COVID-19 im März 2020 erlebt haben. Dieses Mal betrifft er den Welthandel. US-Präsident Donald Trump schreibt die US-Handelsbeziehungen mit der Welt neu, indem er den effektiven Zollsatz von 2,5 auf 23 Prozent angehoben hat. Mehrere Länder, insbesondere China, haben daraufhin ihre Zölle als Vergeltungsmaßnahme erhöht. Die entscheidende Frage ist, ob diese neuen Zölle von Dauer sein werden oder ob die Länder sie herunterhandeln oder sogar aufheben können.
Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich das Wachstum in den USA und weltweit nach der kurzfristigen Abwärtskorrektur erholen wird. Durch die US-Zölle soll das Wachstum des verarbeitenden Gewerbes in den USA angekurbelt werden. Zölle, weniger Bürokratie und weniger Restriktionen für Banken werden das Produktionswachstum in den USA fördern und das BIP ankurbeln. Auch wenn es einige Zeit dauern wird, glauben wir, dass die Genehmigungsprozesse unter der Trump-Regierung beschleunigt werden.
Wachstumsperspektiven im Spannungsfeld steigender Zölle
Unser Basisszenario, das wir derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent bewerten, geht davon aus, dass die US-Wirtschaft eine Rezession verhindern kann. Allerdings erwarten wir Ende des zweiten Quartals ein deutlich schwächeres bis stagnierendes Wachstum, bevor es nach der Verarbeitung des Zollschock und besseren Verhandlungsergebnissen der Länder wieder anziehen kann. Diese Einschätzung basiert auf einer Reihe von Annahmen, die unseres Erachtens vom Markt weitgehend ignoriert wurden. Dazu gehören ein schnellerer Zollabbau durch bilaterale Verhandlungen, das US-Steuersenkungsgesetz, schnelle und präventive Zinssenkungen durch die US-Notenbank (Fed) zur Stützung der Konjunktur sowie gezielte Unterstützung durch Zollausnahmen für Schlüsselindustrien, die für den Verteidigungssektor und den militärisch-industriellen Bereich von zentraler Bedeutung sind.
Letztlich waren die Zölle für uns ein Auslöser, unsere kurzfristigen Wachstumsprognosen für die USA (1,7 Prozent) und das globale Wachstum (3,3 Prozent) nach unten anzupassen. Unseres Erachtens preisen die Aktienmärkte derzeit viele der negativen Aspekte ein, ohne für die USA die wahrscheinlichen abmildernden Maßnahmen der wichtigsten Handelspartner, die Steuersenkungen, die niedrigere Inflation, die strukturellen Wachstumstreiber und die Aussicht auf eine Lockerung der Geldpolitik ausreichend zu berücksichtigen.
Gas-Comeback verändert die Investmentlandschaft
Angesichts der Ungewissheit über die Steuerpolitik der Trump-Regierung in Bezug auf erneuerbare Energien und der Herausforderungen in den Lieferketten, die das Tempo des Ausbaus neuer Gaskraftwerke verlangsamen, werden erneuerbare Energien derzeit als die schnellste Lösung zur Deckung des kurzfristigen Nachfragewachstums angesehen. Mittelfristig werden jedoch erhebliche neue Gaskapazitäten erforderlich sein, um den erwarteten Anstieg der Stromnachfrage nachhaltig zu decken. Es gibt auch Anzeichen dafür, dass sich die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Randlagen verzögern könnte, während die Diskussion über neue Kernkraftwerke als Lösung für Mitte bis Ende der 2030er Jahre an Fahrt gewinnt.
Während erneuerbare Energien eine entscheidende Rolle spielen werden, ist es das Wiedererstarken von Gas, das die Landschaft der Infrastrukturinvestitionen verändert und herkömmliche Annahmen über die Richtung von Investitionen in die Stromerzeugung und den Verlauf der Energiewende in Frage stellt.
Resilienz und Chancen in essenzieller Infrastruktur
Vor diesem Hintergrund ist essenzielle Infrastruktur dank der Widerstandsfähigkeit, des Inflationsschutzes und der attraktiven Dividendenrenditen gut positioniert, um globale Aktien weiterhin zu übertreffen. Innerhalb des Infrastruktursektors rechnen wir mit anhaltender Volatilität und einer Präferenz für Unternehmen, die weniger anfällig für BIP-Schwankungen sind. Insgesamt sind Infrastrukturwerte weiterhin attraktiv bewertet, weshalb wir voll investiert bleiben und uns in diesen unsicheren Märkten besonders gegen Abwärtsrisiken absichern.”