Längere Phasen einer Deflation oder einer hohen Inflation können erhebliche dauerhafte Vermögensverluste verursachen. Daher ist es entscheidend, dieses Risiko gut einschätzen zu können. Im aktuellen Umfeld überwiegen nach Ansicht von Edgar Walk, Chefvolkswirt beim Vermögensverwalters Metzler Asset Management, eher die Inflationsrisiken. Das Risiko einer Inflation sei derzeit höher einzuschätzen, da die Staatsverschuldung in den kommenden Jahren in vielen Ländern weiter steigen werde. Es hänge von der Reaktion der Regierungen und der Zentralbanken ab, wie stark die Inflation im Falle einer Krise steigen könnte.
Ein Blick auf die Verschuldung des privaten Sektors und der Staaten bei den entwickelten Volkswirtschaften zeige, dass die Verschuldung im privaten Sektor aufgrund der hohen Inflation und der großzügigen staatlichen Corona-Hilfen in den vergangenen Jahren deutlich gefallen sei. „Wahrscheinlich ist das Risiko einer privaten Schuldenkrise derzeit als eher gering einzustufen“, so Walk. Jedoch könne das starke Wachstum der intransparenten „Private Debt Markets“ in den vergangenen Jahren durchaus ein Warnsignal sein. Immerhin habe der private Sektor die aggressiven Leitzinserhöhungen der Zentralbanken von 2022 bis 2023 bisher aber gut überstanden.
Deutlich riskanter sehe dagegen die Staatsverschuldung in den entwickelten Volkswirtschaften aus. Walk führt aus: „Trotz der hohen Inflation in den Jahren 2022 und 2023 war die Staatsverschuldung in den entwickelten Volkswirtschaften im vergangenen Jahr immer noch höher als vor der Pandemie. Die bisher stabilen Staatsanleihemärkte senden aber erfreulicherweise das Signal, dass die Marktteilnehmenden noch nicht beunruhigt sind.“ Sollte die Staatsverschuldung jedoch in den kommenden Jahren weiter steigen, könne ein Kipppunkt erreicht werden und es zu Turbulenzen an den Staatsanleihenmärkten kommen.
Anleger könnten abwarten und dann auf die Krise mit einer Reallokation des Portfolios reagieren – oder sich schon im Vorfeld positionieren. „Grundsätzlich kann eine Allokation in Rohstoffen, Immobilien und Infrastruktur einen Inflationsschutz bieten. Eine andere Möglichkeit sind Inflationsswaps, die direkt Inflationsrisiken gemessen am Konsumentenpreisindex adressieren“, so der Experte. Es handele sich hierbei um ein liquides Instrument, das in der Vergangenheit oft eine gute Diversifikation zu Aktien und Anleihen geboten habe.