Homeoffice bringt mehr Insolvenzen

6. Oktober 2020
Woman holding a business report working at home having a video conference with colleagues. Over the shoulder view of a businesswoman having online business meeting from home.

Folgt dem Ende der Krawatte auch das Aus von Bekleidungsanbietern?

Die Corona-Pandemie und die Ausweitung der Arbeit von zu Hause haben auch die Zahl der Geschäftsessen und ‑reisen erheblich reduziert. Dienstgespräche und Verhandlungen werden vermehrt über Videokonferenzen beziehungsweise am Telefon durchgeführt, weniger bei persönlichen Treffen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, führt das wiederum zu erhöhten Unsicherheiten bei Restaurants und auch bei Hotels, die von den Geschäftsreisenden abhängen. Darüber hinaus sinkt der Bedarf an Bürokleidung wie Anzüge, Krawatten oder Business-Kostüme. Dies wiederum wirkt sich erheblich auf Anbieter auswirken, die einen hohen Umsatzanteil mit Büromode erzielen. Unter allen deutschen Branchen bewertet Atradius die Textilbranche derzeit als diejenige mit dem höchsten Insolvenzrisiko. Die Bruttowertschöpfung dürfte in diesem Jahr um 13 % gegenüber Vorjahr zurückgehen, nachdem sie bereits in den vergangenen Jahren gefallen war.

Bei einem flächendeckenden Homeoffice-Szenario wird sich auch die Zahl Pendlerkilometer erheblich verringern. Das wiederum würde die Automobilbranche zusätzlich belasten, die sich seit rund zwei Jahren eh schon in einer schwierigen Situation mit erhöhtem Insolvenzrisiko bei zahlreichen Zulieferern befindet. Ende vergangenen Jahres bereits war Atradius von einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen in der deutschen Automobilbranche ausgegangen. So würde sich der Druck zusätzlich erhöhen, zum Beispiel auch auf Werkstätten und Tankstellen.

Weniger Menschen in den Innenstädten heißt weniger Umsätze in den Fußgängerzonen

Auch bei den Geschäften in den Innenstädten und Fußgängerzonen würde es erhebliche Folgen nach sich ziehen, sollten ein Großteil der Menschen künftig hauptsächlich von zu Hause arbeiten. Zusätzlich schwächen würde dies vor allem jene stationären Einzelhändler, die über keinen Online-Vertriebskanal verfügen und von den Lockdown-Maßnahmen bereits schwer getroffenen wurden.

Homeoffice-Profiteure – IKT-Branche und Anbieter von Büromöbeln

Andere Branchen wiederum dürften von einer dauerhaften Homeoffice-Ausweitung profitieren. Hierzu zählt vor allem die Informations- und Kommunikationstechnologiebranche (IKT), die dann mit zusätzlichen Umsätzen durch mehr verkaufte Laptops, Handys, Telefone, Software und Datenübertragungslösungen rechnen kann. Zu den Gewinnern zählen zudem Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen für das eigene Zuhause anbieten, unter ihnen vor allem Möbelanbieter, da viele Homeoffice-Arbeitsplätze neu eingerichtet werden müssten.

„Das ‚neue Arbeiten‘ könnte zahlreiche, in den Städten etablierte Wertschöpfungsketten unterbrechen. Das wird sich mittelfristig auch auf das Zahlungsrisiko bestimmter Branchen auswirken“, sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS von Atradius. „Um unseren Kunden langfristig profitable Geschäfte zu ermöglichen, beurteilen wir in der Risikoprüfung nicht nur jeden Abnehmer individuell auf Grundlage von Finanzkennzahlen und weiteren Daten, sondern beziehen auch seine Zukunftsfähigkeit mit ein. Diese wiederum hängt von der dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit seines Geschäftsmodells und seinem Abnehmerportfolio ab.“ (ahu)

Foto: © Jacob Lund — stock.adobe.com

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