Hohe Zinsen und Inflation: Was bedeutet das für Mikrofinanzfonds?

Seit dem vergangenen Jahr finden wir uns in einem veränderten Marktumfeld wieder. Die Inflation hat infolge der Lieferengpässe und des Ausbruchs des Russland-Ukraine-Krieges Ausmaße angenommen, die niemand zuvor erwartet hatte. Die Zinsen sind gestiegen, Energiepreise explodiert und auch sicher geglaubte Assetklassen wie Immobilen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Tech-Aktien und die großen, von US-Firmen dominierten Indizes haben deutlich an Wert verloren. Gleichzeitig haben auch die weiter an Popularität gewinnenden ESG-Investments im Aktienbereich, die meist auf den Umweltgedanken abzielen, in den Rückwärtsgang geschaltet. Wieder einmal zeigt sich, dass eine breite Diversifikation sinnvoll ist, um ein Klumpenrisiko zu vermeiden. Anleger sollten einem ausgewogenen Portfolio auch defensive Titel beimischen, die Stabilität schaffen und gleichzeitig über den Tellerrand der entwickelten Märkte schauen. All das kann sogar noch in einem hohen Maße nachhaltig sein, wie das Fixed Income-Segment der Mikrofinanzkredite zeigt.
7. Februar 2023
Günther Kastner - Foto: © Impact Asset Management GmbH

Seit dem vergangenen Jahr finden wir uns in einem veränderten Marktumfeld wieder. Die Inflation hat infolge der Lieferengpässe und des Ausbruchs des Russland-Ukraine-Krieges Ausmaße angenommen, die niemand zuvor erwartet hatte. Die Zinsen sind gestiegen, Energiepreise explodiert und auch sicher geglaubte Assetklassen wie Immobilen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Tech-Aktien und die großen, von US-Firmen dominierten Indizes haben deutlich an Wert verloren. Gleichzeitig haben auch die weiter an Popularität gewinnenden ESG-Investments im Aktienbereich, die meist auf den Umweltgedanken abzielen, in den Rückwärtsgang geschaltet. Wieder einmal zeigt sich, dass eine breite Diversifikation sinnvoll ist, um ein Klumpenrisiko zu vermeiden. Anleger sollten einem ausgewogenen Portfolio auch defensive Titel beimischen, die Stabilität schaffen und gleichzeitig über den Tellerrand der entwickelten Märkte schauen. All das kann sogar noch in einem hohen Maße nachhaltig sein, wie das Fixed Income-Segment der Mikrofinanzkredite zeigt.

Bei Mikrofinanzkrediten handelt es sich um an Kleinstunternehmer aus Entwicklungs- und Schwellenländern vergebene Kredite. Die von Armut betroffenen Menschen, die unternehmerisch tätig werden oder ihr Geschäft ausbauen wollen, werden in den ärmeren Ländern vom Finanzsystem ausgeschlossen. Somit fällt es vielen schwer, dem Teufelskreis der Armut zu entkommen. Dabei sind Kleinunternehmer ein wichtiger Motor für die Beschäftigung in den Frontier und Emerging Markets. Doch diese strukturelle Lücke kann auf andere Weise geschlossen werden. Lokal operierende Mikrofinanzinstitute (MFIs) leisten mit der Vergabe von Mikrofinanzkrediten eine wichtige Starthilfe für die Geschäftsideen von prekär lebenden Menschen in den ärmeren Ländern. Das dahinterliegende Modell ist uns allen eigentlich gut bekannt: In Europa wurden die Genossenschafts- und Sparkassen vor über 200 Jahren mit der gleichen Motivation gegründet und haben aufgrund ihres erfolgreichen Geschäftsmodells bis heute Bestand. Durch die Bündelung von Mikrofinanzkrediten von verschiedenen MFIs aus unterschiedlichen Ländern in Mikrofinanz-Fonds wird dieses Finanzinstrument investierbar gemacht. Neben einer hohen Diversifikation können Anleger damit auch einen wichtigen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit erzielen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf sozialer Nachhaltigkeit. Mikrofinanzfonds gelten als Impact-Fonds, da sie direkte Wirkung erzeugen und erreichen damit die höchste Stufe der Nachhaltigkeit. Impact-Fonds gelten nach der EU-Offenlegungsverordnung als Artikel 9‑Fonds.

Inflation ist kein Fremdwort

Doch wie wirkt sich die veränderte Großwetterlage an den Kapitalmärkten mit höherer Inflation und höheren Zinsen auf Mikrofinanzfonds aus? Auch in dieser Hinsicht zeichnet sich hier eine weitgehend resiliente Entwicklung ab. Inflation ist in Schwellen- und Entwicklungsländern kein Fremdwort, sondern gehört dort zum Alltag des wirtschaftlichen Lebens. Wie die folgende Graphik veranschaulicht, lag die durchschnittliche Inflation in den vergangenen 20 Jahren – außer in den letzten zwei Jahren — in den Emerging Markets (dunkelblaue Linie) konstant über der durchschnittlichen Inflation der USA und rangierte zwischen vier und acht Prozent.

Dementsprechend agieren auch die Unternehmer in den Schwellen- und Entwicklungsländern und setzen auf Geschäftsmodelle, die sich gut auf ein inflationäres Umfeld einstellen können. Ein Beispiel ist der Lebensmittelhändler, der gestiegene Preise an die Kunden weiterreichen kann.

Das aktive Fondsmanagement vermeidet die Allokation in Ländern, die unter einer Hyperinflation leiden, so wie es in der Türkei oder Argentinien der Fall ist, die 2022 eine Inflation von rd. 90 Prozent aufwiesen (Stand Dezember 2022).

Abbildung 1: Inflation Emerging Markets Index vs. Inflation USA

Steigende Zinsen – kein Schreckgespenst für Mikrofinanzfonds 

Es wird in Darlehen mit einer durchschnittlichen Laufzeit von unter zwei Jahren investiert. Steigende Zinsen wirken sich daher mittelfristig positiv auf die Wertentwicklung der Mikrofinanzfonds aus. Die an die Kleinunternehmer vergebenen Darlehen sind kurzlaufend, festverzinslich und werden in der lokalen Währung abgerechnet. Die Kreditgeber, also die Mikrofinanzinstitute, erhalten laufende Tilgungen und Zinszahlungen.

Aktives Risikomanagement ist Pflicht

Das Fondsmanagement eines Mikrofinanzfonds überprüft im Rahmen ihrer Due Diligence-Prüfung regelmäßig die Arbeit der Mikrofinanzinstitute vor Ort. So auch beim Vision Microfinance — Dual Return Fonds (ISIN: LU0563441954), dessen Fondsmanager sich ein persönliches Bild von den im Fonds enthaltenen MFIs machen. Zuletzt statteten sie Costa Rica einen Besuch ab, das stets zu den Top 3‑Länderallokationen des Fonds gehört. Für Costa Rica spricht, dass es zu den relativ hoch entwickelten zentralamerikanischen Ländern gehört und immer wieder in Sachen Klimaschutz von sich reden macht. Bei diesem Fieldtrip konnte sich das Fondmanagement nicht nur einen direkten Eindruck einiger Förderprojekte machen und die Zusammenarbeit mit den etablierten  Mikrofinanzinstituten vor Ort intensivieren, sondern auch einen weiteren potenziellen Kooperationspartner genauer unter die Lupe nehmen. Gemäß der vom Fonds verfolgten Strategie u.a. das UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung Nr.8 – Gleichstellung der Geschlechter – zu fördern, arbeitet das Fondsmanagement zum Beispiel mit dem MFI Banco Promerica S.A. zusammen, das schon seit 30 Jahren am Markt besteht. Das Institut hat sich explizit zum Ziel gesetzt, Unternehmerinnen finanziell durch Mikrokredite zu fördern. Insgesamt sind bisher durch den Vision Microfinance Fonds 2,6 Mio. Kleinunternehmer gefördert und Darlehen mit einem Volumen in Höhe von 2,4 Mrd. US-Dollar vergeben worden. Der Frauenanteil der unterstützten Unternehmer liegt bei 51 Prozent.

Für die Selektion der MFIs für den Fonds analysiert die Nachhaltigkeits-Researchagentur Symbiotics die MFIs nach finanziellen und nachhaltigen Gesichtspunkten.

Durch die sorgfältige Auswahl der Mikrofinanzinstitute und die regelmäßige Überprüfung der MFIs vor Ort kann missbräuchliches Verhalten vermieden werden. Die geförderten Kleinunternehmer wiederum weisen eine hohe Verlässlichkeit auf: Die Rückzahlungsquote liegt bei 96 bis 98 Prozent.

Anleger können mit Mikrofinanzfonds also in doppelter Hinsicht profitieren: einerseits wird eine stabile Rendite erzielt, die sich relativ unabhängig von den globalen Kapitalmärkten entwickelt. Zusätzlich kann Nachhaltigkeit mit direktem sozialem Impact erzielt werden.

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