Hochzinsanleihen, um das Risiko aus Sicht der Vermögensallokation streuen zu können

Mit Thomas Hanson, Head of Europe High Yield, von Aegon Asset Management, sprach INTELLIGENT INVESTORS zu den Aussichten im High-Yield-Segment.
31. Mai 2021
Thomas Hanson - Foto: © Aegon Asset Management

Mit Thomas Hanson, Head of Europe High Yield, von Aegon Asset Management, sprach INTELLIGENT INVESTORS zu den Aussichten im High-Yield-Segment.

INTELLIGENT INVESTORS: Wie sehen Sie die Renditeaussichten für Hochzinsanleihen?
Thomas Hanson: In einer Welt, in der es defacto keine Rendite mehr gibt, stellen Hochzinsanleihen einen der wenigen Bereiche dar, in denen noch eine attraktive Rendite erzielt werden kann. Globale Hochzinsanleihen bieten derzeit eine Rendite von ca. 4,1 %, was im historischen Vergleich vielleicht nicht hoch ist, aber im Vergleich zu den Renditen, die z. B. mit Investment-Grade-Anleihen erzielt werden können, äußerst vorteilhaft ist. Unterstützt wird der Markt auch durch ein sich verbesserndes fundamentales Bild und Rückenwind durch die Charttechnik.

II: Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Hochzinsfonds zu investieren (auch mit Blick auf die Ausfallraten und das Zinsniveau)?
Hanson: Das Bewertungsbild bei Hochzinsanleihen hat sich zunehmend eingetrübt, da sich die Spreads seit 2020 stark erholt haben, und somit lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass wir von hier aus keine signifikante Spread-Verengung mehr sehen werden. Im Vergleich zu historischen Durchschnittswerten und dem fairen Wert sehen Hochzinsanleihen somit aktuell tendenziell recht teuer aus. In dieser Angelegenheit gibt es jedoch einige Dinge zu beachten. Erstens: Obwohl die Spreads derzeit recht eng sind, bleibt der Markt durch die bereits erwähnte Kombination aus sich verbessernden Fundamentaldaten und einem positiven technischen Umfeld gut gestützt. Die Ausfallraten sinken, da die Unternehmen seit Beginn der Pandemie einen leichteren Zugang zu den Kapitalmärkten hatten und nun von einem besseren Geschäftsumfeld profitieren können, da sich die Volkswirtschaften zunehmend öffnen, wenn auch in vielen Fällen mit einer höheren Schuldenlast. Die Anlageklasse ist auch eine, die sich in einem Umfeld steigender Zinsen tendenziell gut entwickelt, da die beträchtliche Zinsaufschlagskomponente als Puffer gegen steigende Staatsrenditen wirkt. Diese geringere Zinssensitivität hat dazu beigetragen, dass diese Anlageklasse die Investment-Grade-Märkte in diesem Jahr bisher deutlich übertroffen hat.

II: Wie hat sich das Segment in den letzten Jahren entwickelt (auch in Bezug auf die Emissionsaktivität)?
Hanson: Seitdem die Primärmärkte nach dem Höhepunkt der Pandemie im letzten Jahr geöffnet haben, ist die Emissionstätigkeit sowohl auf den US-amerikanischen als auch auf den europäischen Märkten extrem hoch ausgefallen. Allein in diesem Jahr sind im europäischen High-Yield-Bereich Bruttoemissionen in Höhe von ca. 50 Mrd. Euro auf den Markt gekommen, was mehr als doppelt so viel ist wie zum gleichen Zeitpunkt im Jahr 2020. Selbst wenn wir nun an mit einer durchschnittlichen Rate weitermachen, wäre 2021 immer noch ein Rekordjahr für Bruttoemissionen im europäischen High-Yield-Bereich. Im Großen und Ganzen wurden diese Emissionen von den Anlegern sehr gut aufgenommen, wobei die Preisgestaltung ab dem Zeitpunkt des Börsengangs häufig sehr straff war, da es teilweise zu mehrfachen Überzeichnung kam und der Zweitmarkt ein starkes Interesse zeigte.

II: Erscheint Ihnen der US-Hochzinsanleihenmarkt derzeit attraktiver als der europäische Markt?
Hanson: Wir haben festgestellt, dass US-Hochzinsanleihen über weite Teile des Jahres 2020 einen klaren Vorteil gegenüber europäischen Hochzinsanleihen boten, aber dieser Vorteil ist jetzt fast nicht mehr vorhanden, da sich die längerfristigen Spreadverhältnisse bis zu einem gewissen Grad normalisiert haben. Allerdings handelt es sich bei US-Hochzinsanleihen um einen viel größeren und vielfältigeren Markt, was bedeutet, dass es immer eine größere Anzahl von Möglichkeiten geben wird, nach günstigen Opportunitäten zu suchen. Wir sind in unseren High-Yield-Fonds aktuell ziemlich neutral zwischen diesen Märkten positioniert.

II: Was sollten Anleger generell bei High-Yield-Investitionen beachten und wie wichtig ist die Diversifikation?
Hanson: Hochzinsanleihen werden immer von spezifischen Risiken geprägt sein, daher ist ein aktiver Ansatz bei der Kreditauswahl und der Portfoliozusammensetzung, unserer Meinung nach, der richtige Weg, um diese Anlageklasse zu beherrschen. Diversifikation ist natürlich immer sinnvoll, aber wir neigen dazu, über den Zyklus hinweg einen konzentrierteren Ansatz zu verfolgen als einige unserer Mitbewerber, da wir unsere Analysteneinschätzungen mit einbeziehen wollen, um Alpha zu generieren.  Allerdings haben wir in letzter Zeit die Anzahl der Titel erhöht, da engere Spreads bedeuten, dass weniger Kapital zur Verfügung steht, so dass ein defensiverer Ansatz bei der Portfoliozusammensetzung gerechtfertigt ist. Den letzten Punkt, den ich ansprechen möchte, ist, dass Hochzinsanleihen eine ausgezeichnete Anlageklasse sind, mit der man das Risiko aus Sicht der Vermögensallokation streuen kann, und historisch gesehen bieten sie ein ähnliches Renditeniveau wie Aktien mit einem Bruchteil der Volatilität. (ah)

Thomas Hanson — Foto: © Aegon Asset Management

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