GP-led Secondaries auf dem Vormarsch

Private-Equity-Märkte sind in den vergangenen Jahren immer liquider geworden. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die Größe und die zunehmende Professionalisierung der Sekundärmärkte. Laut Evercore hat sich das Transaktionsvolumen der Secondaries von 2013 bis 2021 auf 134 Milliarden US-Dollar verfünffacht.[1] Private-Equity-Assets werden somit zunehmend außerhalb ihrer vorgesehenen Investment-Zeiträume beziehungsweise geplanten Fondslaufzeiten gehandelt.
14. Dezember 2022
Martina Schliemann - Foto: © HarbourVest

Private-Equity-Märkte sind in den vergangenen Jahren immer liquider geworden. Haupttreiber dieser Entwicklung sind die Größe und die zunehmende Professionalisierung der Sekundärmärkte. Laut Evercore hat sich das Transaktionsvolumen der Secondaries von 2013 bis 2021 auf 134 Milliarden US-Dollar verfünffacht.[1] Private-Equity-Assets werden somit zunehmend außerhalb ihrer vorgesehenen Investment-Zeiträume beziehungsweise geplanten Fondslaufzeiten gehandelt.

Früher wurden Zweitmärkte hauptsächlich von Fondsinvestoren (Limited Partner, LP) genutzt, die frühzeitig ihre Fondsanteile verkaufen wollten oder mussten. Auch Fondsmanager (General Partner, GP), die ein schlecht laufendes Portfoliounternehmen frühzeitig abstoßen oder mittels eines Nachfolgefonds neu strukturieren und die Laufzeit verlängern wollten, griffen auf Sekundärmärkte zurück.

Der Secondaries-Markt hat sich in den letzten Jahren so stark weiterentwickelt, dass er heutzutage als eine eigene Assetklasse gelten darf. GP-led-Transaktionen stehen dabei für mehr als die Hälfte vom gesamten Transaktionsvolumen auf dem Secondaries-Markt.[2] Statt zur reinen Beschaffung von Liquidität dienen GP-led Secondaries nun als wichtiges strategisches Werkzeug für Fondsmanager.

Vermögenswerte maximieren

GP-led Secondaries sind heutzutage nicht mehr eine einfache Möglichkeit für Private-Equity-Firmen, ihre schlecht laufenden Portfoliounternehmen loszuwerden oder die Fondslaufzeit künstlich zu verlängern. Ganz im Gegenteil stehen oftmals nun gerade die attraktivsten Portfoliounternehmen eines Fonds auf dem Secondaries-Markt zum Verkauf. Insbesondere bei Single-Asset-Deals, die mit dem Verkauf einzelner Unternehmen an Dritte oder – noch typischer – an vom Fondsmanager eigens geschaffene neue Einheiten einhergehen, kommen solche Transaktionen zur Anwendung. Etwa die Hälfte des GP-led-Secondary-Markts wird von solchen Transaktionen bestimmt.

Für Fondsmanager, die bereit sind, einzelne Portfoliounternehmen zu verkaufen, bedeutet dieser Markt ein neues und effizientes Instrument, das Portfolio flexibler zu steuern. So lassen sich etwa die Wertzuwächse sehr erfolgreicher Portfoliounternehmen frühzeitig sichern.

Wird das zu verkaufende Unternehmen an eine neue Einheit desselben GPs übertragen, kann die erhöhte Flexibilität an die Bestandsinvestoren weitergeben werden, die die Möglichkeiten hätten, sich den Verkaufserlös auszahlen zu lassen, um die Rendite ihres Investments zu realisieren und die Liquidität aufzunehmen. Eine Option wäre, direkt in den Nachfolgefonds zu investieren und dadurch am Erfolg des jeweiligen Unternehmens beteiligt zu bleiben. Die LPs haben folglich die Wahl, auszusteigen und dringend benötigte Liquidität mitzunehmen oder investiert zu bleiben und weiterhin vom Erfolg des Fonds zu profitieren.

Im Falle einer Portfoliorestrukturierung kann deren Dauer oftmals die Fondslaufzeit übersteigen. In solchen Fällen kann eine neue Secondary-Einheit dazu genutzt werden, die Fondslaufzeit und damit das Commitment der Anleger indirekt zu verlängern. Statt am Ende der Laufzeit eines Private-Equity-Fonds ein halbfertiges Unternehmen verkaufen zu müssen, was potenziell komplizierte Restrukturierungen und einen Abfall in der Bewertung mit sich zöge, ist es durch eine GP-led-Transaktion möglich, die Fondslaufzeit „zurückzusetzen“ und die Haltezeit zu verlängern.

Für Neuinvestoren eine attraktive Einstiegschance

Nicht nur Fondsmanagern und Bestandsinvestoren wird mittels GP-led Secondaries ein effektives Werkzeug zur besseren Portfolio- und Liquiditätssteuerung an die Hand gegeben, auch Neuinvestoren öffnen sie neue Chancen und Marktsegmente.

Für neue Anleger bedeutet dies, dass sie in einen gut verwalteten Fonds mit einer etablierten Erfolgsbilanz und Langlebigkeit einsteigen, der ihnen die Gewissheit gibt, dass sie einen Einblick in den Zustand ihrer Anlage und die potenziellen Erträge haben. In der Folge entfällt die J‑Kurve vollständig oder fällt zumindest wesentlich flacher aus. Anders gesagt erhält ein Neuinvestor durch ein Investment in ein Fortführungsvehikel ein besseres Verständnis des Fonds und kann jedes potenzielle Risiko einschätzen und steuern.

Private-Equity-Märkte wandeln sich nachhaltig hin zu vielfältigeren, liquideren und flexibleren Märkten, während die Grenze zwischen liquiden und illiquiden Assets immer mehr verschwimmt. Breit diversifizierte Private-Equity-Fonds bieten Investoren aufgrund höherer Transaktionsraten durch „Rebalancing“ verlässliche Liquiditätszuflüsse, ohne die früheren Preisabschläge zuvor weniger liquider Sekundärmärkte hinnehmen zu müssen.

Private Equity verfügt zwar nicht über die gleiche Liquidität wie Public Markets, profitiert aber von einer größeren Stabilität, und die einst strenge Bipolarität zwischen privaten und öffentlichen Märkten verschwimmt. Für institutionelle Anleger bedeutet dies erstens, dass Investitionen in Private-Equity-Fonds auch Liquiditätsschübe und Exit-Gelegenheiten generieren können. Spezielle Secondaries-Fonds stehen mit genügend „Dry Powder“ bereit, um eine Rekordzahl von Opportunitäten, seien es einzelne Assets oder ganze Portfolios, aus Altfonds herauszukaufen. Zweitens eröffnen auf GP-led.Transaktionen fokussierte Secondaries-Fonds vielen Investoren völlig neue Perspektiven.

Beitrag von Martina Schliemann, Principal, HarbourVest

[1] Quelle: Evercore, Stand: 03.12.2021.

[2] Quelle: HarbourVest, Evercore: Secondary Market Survey Results, Stand: 30.07.2022; Preqin, Stand: 31.12.2021.

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