FERI: Deutschland 2022 Schlusslicht beim Wachstum im Euroraum

Deutschland wird mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von weniger als 2 Prozent im laufenden Jahr das Schlusslicht im Euroraum bilden. Bereits die niedrige Impfquote und das lange Festhalten an Beschränkungen haben dazu geführt, dass die Wirtschaftsleistung noch unter dem Vor-Corona-Niveau liegt. „In der veränderten geopolitischen Lage erweisen sich die zahlreichen Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre und insbesondere eine katastrophale Energiepolitik mit ihrer enormen Abhängigkeit von russischem Gas bei gleichzeitiger Unfähigkeit zum Ausbau regenerativer Energieträger als schwere Hypothek für die deutsche Wirtschaft“, führte Axel Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, in seinem Vortrag beim Konjunktursymposium aus.
28. April 2022
Foto: © frank peters - stock.adobe.com

Deutschland wird mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von weniger als 2 Prozent im laufenden Jahr das Schlusslicht im Euroraum bilden. Bereits die niedrige Impfquote und das lange Festhalten an Beschränkungen haben dazu geführt, dass die Wirtschaftsleistung noch unter dem Vor-Corona-Niveau liegt. „In der veränderten geopolitischen Lage erweisen sich die zahlreichen Versäumnisse in der Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre und insbesondere eine katastrophale Energiepolitik mit ihrer enormen Abhängigkeit von russischem Gas bei gleichzeitiger Unfähigkeit zum Ausbau regenerativer Energieträger als schwere Hypothek für die deutsche Wirtschaft“, führte Axel Angermann, Chef-Volkswirt der FERI Gruppe, in seinem Vortrag beim Konjunktursymposium aus.

Industrieproduktion leidet auch unter Chinas Null-Covid-Politik

Die Industrie leidet weiterhin unter gravierenden Angebotsstörungen, die vor allem durch die anhaltende Null-Covid-Politik Chinas verursacht werden. Punktuelle, für einzelne Branchen wie die Automobilindustrie aber schmerzhafte Folgen aus dem Krieg in der Ukraine kommen hinzu. Obwohl die Industrie gut in das Jahr gestartet war, sind aktuell neuerliche Rückschläge vorprogrammiert. „Vor diesem Hintergrund rechnen wir jetzt für das laufende Jahr mit einem moderaten Rückgang der Industrieproduktion von etwa 2 Prozent“, berichtete FERI-Branchenanalystin Dagmar Kirsten den Teilnehmern. Noch nicht berücksichtigt ist in dieser Prognose ein denkbarer Stopp russischer Energielieferungen nach Europa, der Produktionsstilllegungen in erheblichem Maße erzwingen und gravierend negative Folgen für die Industrie nach sich ziehen würde. Die Größenordnung dieser Effekte zu beziffern, erweist sich angesichts der zahlreichen Unwägbarkeiten und der Begrenztheit ökonometrischer Modelle derzeit jedoch als äußerst schwierig. Diesen Umstand anzuerkennen, würde die laufende Debatte über die Folgen eines Rohstoffembargos versachlichen, waren sich die Diskutanten auf dem Symposium einig.

Auch die Baubranche leidet

Die drastisch steigenden Vorleistungskosten senken nicht nur die Margen vieler Unternehmen, sondern führen auch dazu, dass bereits angenommene Aufträge nicht mehr kostendeckend ausgeführt werden können. Dies betrifft nicht nur die Industrie, sondern in besonderem Maße auch den Bausektor, wo deshalb trotz prinzipiell hoher Nachfrage nach Bauleistungen mit Rückschlägen gerechnet werden muss. Die Verwirklichung der ambitionierten Wohnungsbaupläne der Regierung ist damit ernsthaft gefährdet, insbesondere mit Blick auf die Schaffung bezahlbaren Wohnraums.

Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefährdet

Langfristig wird das deutsche Geschäftsmodell, das auf einer leistungsstarken, exportorientierten Industrie beruht, durch die veränderte geopolitische Lage ganz grundsätzlich in Frage gestellt: Wenn die internationalen Beziehungen nicht mehr primär durch gemeinsam befolgte Regeln, sondern in zunehmendem Maße durch Machtpolitik bestimmt werden, sind De-Globalisierungsprozesse zu erwarten, unter denen die deutsche Wirtschaft stärker leiden wird als die der meisten anderen Länder auf der Welt. Insbesondere Technologie wird zu einem Machtfaktor. Der technologische Rückstand, den Deutschland in Zukunftsthemen wie der Digitalisierung aufweist, gefährdet den erreichten Wohlstand zusätzlich. Die Wirtschaftspolitik muss auf diese seit langem bekannten Probleme bessere Antworten finden als in der Vergangenheit. (ah)

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