Die Entscheidung steht, die Märkte sind sich einig: Zinspause voraus. Langfristig könnten jedoch deutlich mehr als die eingepreisten eineinhalb Zinssenkungen anstehen, was für langfristige US-Staatsanleihen spricht. Volker Schmidt, Portfoliomanager bei ETHENEA Independent Investors S.A., analysiert die Lage:
„Die US-Notenbank wird auf ihrer nächsten Sitzung am 29. Januar die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen. Diese Erwartung, die auch andere Marktteilnehmer teilen, wird durch den stabilen amerikanischen Arbeitsmarkt gestützt, auf dem im Dezember mit 256.000 deutlich mehr neue Arbeitsplätze entstanden sind als prognostiziert. Die Arbeitslosenquote ist auf 4,1 Prozent gesunken, was auf eine robuste Konjunktur hindeutet. Hinzu kommen solide Einkaufsmanagerindizes, vor allem im Dienstleistungssektor, aber auch im verarbeitenden Gewerbe, die nur noch knapp unter der 50er-Marke liegen und damit auf ein mögliches Wachstum in den nächsten Monaten hindeuten.
Im Gegensatz dazu zeigen die Inflationsindikatoren Anzeichen einer Abschwächung: Der Erzeugerpreisindex (PPI) stieg im Dezember um 0,2 Prozent und lag damit leicht unter den Erwartungen der Ökonomen. Der Verbraucherpreisindex (CPI) sorgte für Erleichterung, da die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) nach vier aufeinanderfolgenden Monaten mit 0,3 Prozent im Monatsvergleich nur um 0,2 Prozent anstieg und damit unter den Erwartungen blieb.
Mehr Zinssenkungen als der Markt erwartet
Ein weiterer und vielleicht entscheidender Grund für das langsame Tempo der Zinssenkungen sind die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik von Präsident Donald Trump. Die geplanten Zölle und die Ausweisung illegaler Arbeitskräfte könnten den Druck auf die Inflation erhöhen.
Christopher Waller, Gouverneur der US-Notenbank, hat jüngst angedeutet, dass die US-Notenbank 2025 auf längere Sicht drei bis vier Zinssenkungen vornehmen könnte, wenn die Inflation wie erwartet weiter zurückgeht. Die aktuellen Marktpreise reflektieren jedoch die Erwartung von etwa eineinhalb Zinssenkungen bis Ende des Jahres. Diese Diskrepanz stützt unsere Long-Position in Futures auf langfristige US-Staatsanleihen. Der Verbraucherpreisindex für Dezember untermauert unsere Ansicht, dass der längerfristige disinflationäre Trend intakt bleibt. Wir erwarten, dass die US-Notenbank die Zinsen bis Ende 2025 deutlich mehr als eineinhalbmal senken wird. Auch wenn jetzt ein niedrigerer Gang eingelegt wird, heißt das noch lange nicht, dass die Notbremse gezogen wird.“