Factor Investing Studie: Faktoransatz überzeugt in volatilen Zeiten

Faktorbasiertes Investieren gewinnt weiter an Bedeutung. Anleger nutzen den Ansatz, um unterschiedliche Anlageziele zu erreichen, nachhaltig zu investieren und turbulente Marktphasen besser zu überstehen, so das Ergebnis der neuesten Global Factor Investing Studie von Invesco¹.
16. Januar 2023
Foto: © Dr. N. Lange – stock.adobe.com

Faktorbasiertes Investieren gewinnt weiter an Bedeutung. Anleger nutzen den Ansatz, um unterschiedliche Anlageziele zu erreichen, nachhaltig zu investieren und turbulente Marktphasen besser zu überstehen, so das Ergebnis der neuesten Global Factor Investing Studie von Invesco¹.

Faktoren sind quantifizierbare Eigenschaften, die helfen können, Risiko und Ertrag eines bestimmten Vermögenswerts oder Portfolios zu erklären. Durch eine weiterreichende Portfolioanalyse, die nicht nur Anlageklassen, sondern auch das Engagement in Faktoren umfasst, erhalten Anleger beziehungsweise ihre Finanzberater eine bessere Informationsgrundlage für die Identifizierung von Risiken, die Bewertung von Anlagemöglichkeiten und die Formulierung von Anlagestrategien. Mit seiner jährlichen Global Factor Investing Studie hat Invesco das schnelle Wachstum faktorbasierter Anlageansätze in den vergangenen Jahren verfolgt und näher beleuchtet. Unsere Befragungen signalisieren, dass faktorbasiertes Anlegen Investoren helfen kann, die von ihnen gewünschte bessere Transparenz, Kosteneffizienz, Kontrolle und Skalierbarkeit bei der Verfolgung ihrer Risiko‑, Ertrags- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Wachsendes Vertrauen in den Faktoransatz

Marktturbulenzen, wie wir sie zuletzt immer wieder erlebt haben, verdeutlichen den Wert des Faktoransatzes im Risikomanagement. Eine deutliche Mehrheit der für die siebte jährliche Global Factor Investing Studie von Invesco befragten Investoren berichtet, dass ihnen das Factor Investing im zurückliegenden Jahr geholfen hat, die Marktvolatilität zu bewältigen, und dass ihr Vertrauen in Faktoren in den vergangenen zwölf Monaten gewachsen ist.

An der diesjährigen Befragung nahmen weltweit 151 institutionelle und private Faktoranleger teil, die zusammen ein Anlagevermögen von mehr als 25,4 Bio. US-Dollar verwalten. Die Studie bestätigt die von ihnen wahrgenommenen Vorteile des Faktoransatzes für eine ganzheitliche und präzise Portfoliopositionierung und die Berücksichtigung vieler möglicher Marktereignisse beim Aufbau und der Ausrichtung von Anlageportfolios.

Überzeugende relative Performance

So gibt die große Mehrheit der Studienteilnehmer (über 80 %) an, dass sich ihre Faktorallokationen mindestens so gut oder besser entwickelt haben als ihre fundamentalen aktiven Strategien. Deutlich mehr als die Hälfte (64 %) berichten, dass ihre Faktorallokationen mindestens so gut oder besser performt haben als markt- gewichtete Strategien, wobei zu beachten gilt, dass die frühere Wertentwicklung nicht auf zukünftige Renditen schließen lässt. Im zurückliegenden Jahr haben 41 % der von Invesco befragten Faktoranleger ihre Faktorallokationen ausgeweitet – 39 % wollen dies im kommenden Jahr tun. Nur 1 % der Befragten haben ihre Faktorallokationen in den vergangenen zwölf Monaten reduziert.

Die anhaltende Inflation und die steigenden Zinsen haben das Investmentumfeld in den vergangenen zwölf Monaten dramatisch verändert. Dies hat die Befragten dazu veranlasst, ihre Portfolios und Faktorengagements zu überdenken, wobei diese mehrheitlich erwarten, dass faktorbasierte Strategien in einem inflationären, wachstumsschwachen Umfeld überdurchschnittlich gut abschneiden. Auf Sicht der nächsten zwölf Monate wird der Studie zufolge die beste Performance von den Faktoren Value (Bewertung), Low Volatility (niedrige Volatilität) und Quality (Qualität) erwartet. Dabei zeigt sich, dass Anleger ihre Faktorstrategien mittlerweile häufiger überdenken: Fast die Hälfte der von Invesco befragten Investoren passt ihre Faktordefinitionen alle ein bis drei Jahre an.

Faktoransatz auch bei Anleihestrategien zunehmend gefragt

Die diesjährige Factor Investing Studie bestätigt das wachsende Interesse am Faktoransatz für Anleihestrategien und die zunehmende Akzeptanz von Anleihefaktoren. So gehen die Studienteilnehmer mehrheitlich davon aus, dass sich Factor Investing im Anleihenbereich künftig noch stärker durchsetzen wird.

Ein wichtiger Grund dafür ist sicherlich das derzeitige Marktumfeld: Nachdem der mehrere Jahrzehnte andauernde Bullenmarkt für Anleihen zu Ende gegangen ist, macht die veränderte Investmentlandschaft es unserer Meinung nach zunehmend erforderlich, auch Anleihenportfolios auf der Grundlage von Faktoransätzen zu analysieren und zu managen. Das gilt insbesondere für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika, wo die aktuellen geopolitischen Risiken besonders spürbar sind. Mittlerweile sind 92 % der Befragten der Ansicht, dass Factor Investing im Anleihenbereich erfolgreich eingesetzt werden kann. Dabei wird der Faktoransatz insbesondere aufgrund besserer Möglichkeiten der Volatilitätssteuerung und Portfoliodiversifikation, also breiter Streuung, geschätzt.

Nach Ansicht der Anleger sind die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren generell eng mit den fundamentalen makroökonomischen Variablen verknüpft. Die Befragten, die ihre Anleihenportfolios nach einem systematischen Ansatz managen, legen den Fokus häufig zunächst auf traditionelle makroökonomische Renditetreiber wie Inflation und Zinsen, bevor sie auch Stilfaktoren wie Value einbeziehen. Wie die diesjährige Studie zeigt, nutzen inzwischen mehr als die Hälfte der Befragten sowohl Makro- als auch Stilfaktoren.

Dass die Befragten im Anleihenbereich vor allem bei Staatsanleihen und Unternehmensanleihen Faktoransätze nutzen, ist Ausdruck der Tiefe und Liquidität dieser Märkte sowie der Anzahl der verfügbaren Produkte. Eine deutliche Mehrheit der Studienteilnehmer plant jedoch, in den nächsten fünf Jahren auch Hochzinsanleihen in ihr Faktorengagement im Anleihenbereich einzubeziehen.

Factor Investing und ESG: eine gefragte Kombination

Faktorbasierte Strategien mit ESG-Integration (Environmental, Social, Governance; Umwelt, Soziales, Unternehmsführung) verbinden zwei an Bedeutung gewinnende Anliegen in einem Produkt: die steigende Nachfrage nach evidenzbasierten Anlagestrategien und die zunehmende Priorisierung nachhaltiger

Kapitalanlagen durch Investoren und Regulierungsbehörden. So berücksichtigen auch die von Invesco befragten Faktoranleger zunehmend ESG-Aspekte in ihren Portfolios. Durch das außergewöhnliche Umfeld der vergangenen zwölf Monate, im dem in ESG-Portfolios in der Regel nicht vertretene Unternehmen wie Rohstoffproduzenten besonders gut performt haben, haben Erwartungen an eine höhere Performance von ESG- Strategien einen Dämpfer erhalten. Trotzdem betrachten viele Anleger diese schwierige Phase für ESG-Ansätze als Chance für faktorbasierte Anlagen. Zwei Drittel der Befragten zeigen sich überzeugt, dass eine Umsetzung von ESG-Strategien mithilfe von Faktoren die Performance langfristig verbessern kann und dass sich Faktoren zur Umsetzung ihrer ESG-Ziele einsetzen lassen.

Factor Investing gewinnt ganz klar zunehmende Akzeptanz als Lösung zur Minderung unbeabsichtigter Anlageschwerpunkte durch die ESG-Integration in Aktienstrategien und noch mehr im Anleihenbereich, wo diese Aufgabe noch schwieriger ist. Angesichts des besonders großen Interesses an ESG in der EMEA- Region ist dies ein weiterer Treiber der zunehmenden Nachfrage nach faktorbasierten Anlagestrategien. Wie die Invesco-Studie zeigt, bleibt der fehlende Konsens über die Methodik jedoch ein Hindernis für die Umsetzung faktorbasierter ESG-Strategien, und die Befragten wünschen sich weitere Researchaktivitäten zu diesem Thema.

 

Autor: Georg Elsaesser
Senior Portfolio Manager
Invesco Quantitative Strategies

SOCIAL MEDIA

RECHTLICHES

AGB
DATENSCHUTZ
IMPRESSUM
© wirkungswerk
ALLE RECHTE VORBEHALTEN

Anmeldung zum Newsletter