EZB will hohe Inflation aussitzen

EZB-Chefin Lagarde gab auf der heutigen Pressekonferenz zu von der Inflationsdynamik etwas überrascht zu sein. Sie betonte aber, dass die Notenbank weiter von einem Rückgang im kommenden Jahr ausgeht und das Risiko von Zeitrundeneffekten als begrenzt ansieht. Angesichts der Erholung der Wirtschaft beabsichtigt die EZB aber wohl ihr Notfallkaufprogramm PEPP im März zu beenden. Die EZB bleibt mit ihrer Reaktion auf die Inflationsrisiken dennoch deutlich entspannter als andere Notenbanken. Für Investoren birgt dies Chancen und Risiken, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. In der nächsten Printausgabe von INTELLIGENT INVESTORS haben wir ein Interview mir Dr. Mayr.
28. Oktober 2021
Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz

EZB-Chefin Lagarde gab auf der heutigen Pressekonferenz zu von der Inflationsdynamik etwas überrascht zu sein. Sie betonte aber, dass die Notenbank weiter von einem Rückgang im kommenden Jahr ausgeht und das Risiko von Zeitrundeneffekten als begrenzt ansieht. Angesichts der Erholung der Wirtschaft beabsichtigt die EZB aber wohl ihr Notfallkaufprogramm PEPP im März zu beenden. Die EZB bleibt mit ihrer Reaktion auf die Inflationsrisiken dennoch deutlich entspannter als andere Notenbanken. Für Investoren birgt dies Chancen und Risiken, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. In der nächsten Printausgabe von INTELLIGENT INVESTORS haben wir ein Interview mir Dr. Mayr.

Der EZB-Rat hat heute sein Narrativ einer temporär erhöhten Inflation bekräftig. Die Inflation werde derzeit vor allem durch die Energiepreise, Basiseffekte und eine überraschend starke Post-COVID-Erholung der Nachfrage getrieben. Alle drei Faktoren werden aus Sicht der EZB im kommenden Jahr an Bedeutung verlieren. Mittelfristig sieht die EZB die Inflationsrate weiterhin unter dem 2%-Ziel, weshalb die aktuelle Markterwartung einer ersten Zinsanhebung bereits im kommenden Jahr nicht zur Strategie der Notenbank passen würde.
EZB-Chefin Lagarde gab aber zu von der Stärke und Dauer der aktuellen Inflationsdynamik etwas überrascht zu sein. Mit Blick auf das Risiko einer mittelfristig höheren Inflationsdynamik betonte EZB-Chefin Lagarde die zentrale Rolle der Lohnentwicklung.
Insgesamt geht die Notenbank also etwas auf Distanz zu den marktbasierten Inflationserwartungen als zentrales Preissignal, die zuletzt über das 2%-Ziel gestiegen sind.
Etwas weniger entschlossen gab sich Lagarde im Bereich der Wertpapierkäufe. Angesichts der Erholung der Wirtschaft beabsichtigt die EZB wohl ihr Notfallkaufprogramm PEPP im März zu beenden. Die Entscheidung wird im Dezember fallen. Eine nochmalige
Verlängerung oder Aufstockung scheint unwahrscheinlich. Dennoch bleibt die EZB mit ihrer Reaktion auf die Inflationsrisiken insgesamt deutlich entspannter als andere Notenbanken. Lagarde erklärt dies mit den unterschiedlichen ökonomischen Rahmenbedingungen und unterschiedlichen mittelfristigen Inflationsaussichten.
In den kommenden Monaten wird die EZB mit Blick auf die Inflationsrisiken unter Druck bleiben. Der Anstieg der deutschen Inflationsrate auf 4,5% im Oktober signalisiert, dass die von der EZB diskutierten Treiber zunächst noch an Stärke gewinnen könnten. Die Notenbank benötigt also einen langen Atem, um durch diese Phase zu kommen. Gleichzeitig birgt das Festhalten am Narrativ des temporären Charakters das Risiko im Fall von stärker steigender Lohndynamik oder weiter steigenden Inflationserwartungen hinter die Kurve zu fallen. Für die Finanzmärkte überwiegen zunächst aber die positiven Effekte von anhaltend niedrigen Realzinsen.

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