Die Europäische Zentralbank (EZB) wird am Donnerstag zum Jahresfinale zum vierten Mal 2024 ihre Leitzinsen senken – so lautet die Erwartung von Jörg Held, Head of Portfolio Management bei ETHENEA Independent Investors S.A. Spannender sei die Frage, wie hoch der Zinsschritt am 12. Dezember ausfallen werde:
„Noch unklar ist, ob diesmal sogar um 50 Basispunkte gesenkt wird. So hat Martins Kazaks, lettischer Vertreter im EZB-Direktorium, bestätigt, dass die Zentralbank auf jeden Fall darüber diskutieren wird.
Die Forderung nach einer Senkung um 50 Basispunkte wurde zuletzt häufiger gestellt, als Konsequenz langsamen Wachstums in der Eurozone und möglicher neuer Zölle durch die Trump Administration. Es wird argumentiert, dass die EZB die Zinsen sogar in einen Bereich senken müsse, der die Wirtschaft stimuliert. Fakt ist: Die Stimmung in vielen Teilen der heimischen Wirtschaft ist schlecht. Die Arbeitslosenquote in der Eurozone liegt allerdings bei 6,3 Prozent, und damit auf ihrem absoluten Tiefstand. In dieser Hinsicht gibt es keinen Grund zu übertriebener Sorge.
Die Inflation in der Eurozone hat sich zuletzt auf 2,3 Prozent beschleunigt. Grund dafür ist der Basiseffekt niedrigerer Energiepreise – gegenüber der Vorjahresperiode hat dieser zwar nachgelassen, ist aber nicht verschwunden. Die weniger volatile Kerninflation liegt weiter bei 2,7 Prozent. Hier hat es in den zurückliegenden sieben Monaten keinen Fortschritt in Richtung des Zwei-Prozent-Zentralbankziels gegeben. Für die EZB kommt diese Entwicklung nicht unerwartet, sie selbst hat den entscheidenden Schritt zur Zielerreichung erst für 2025 prognostiziert.
Deshalb erwarten wir keine Hektik und gehen für die Dezember-Sitzung von einer nochmaligen Leitzinssenkung um 25 Basispunkte auf dann drei Prozent aus. Die EZB wird eine stetige Lockerung bevorzugen und ihre Leitzinsen beständig senken, bis das Ziel von nahe zwei Prozent für den Einlagenzinssatz erreicht ist.“