Eyb & Wallwitz: Europa in der Stagflation

Die Stimmung der Unternehmen im Euro-Raum hat sich im Oktober nochmals eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist um 1 auf 47,1 Punkte gesunken. Er liegt zwar noch weit über dem Corona-Tief im Frühjahr 2020. Dennoch signalisieren die Daten, dass Europa in eine Rezession gerutscht ist. Im vierten Quartal könnte die Wirtschaftsleistung um etwa 2 % sinken, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.      
24. Oktober 2022
Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz
Die Stimmung der Unternehmen im Euro-Raum hat sich im Oktober nochmals eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) ist um 1 auf 47,1 Punkte gesunken. Er liegt zwar noch weit über dem Corona-Tief im Frühjahr 2020. Dennoch signalisieren die Daten, dass Europa in eine Rezession gerutscht ist. Im vierten Quartal könnte die Wirtschaftsleistung um etwa 2 % sinken, meint Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. ​​​​

Der Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft ist im Oktober um 1 auf 47,1 Punkte gesunken. Die Stimmung der Unternehmen hat sich in der Industrie (-1,8 auf 46,6 Punkte) wieder stärker eingetrübt als bei den Dienstleistern (-0,6 auf 48,2 Punkte). Der Index für die Gesamtwirtschaft liegt damit deutlich unter der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Im vierten Quartal dürfte das BIP um rund 2 % zum Vorquartal schrumpfen und auch für das erste Quartal sind die Aussichten trübe. In der Industrie haben die Lieferkettenprobleme zwar weiter an Bedeutung verloren und der Kostendruck hat sich etwas verringert. Der deutliche Rückgang der Auftragsbestände signalisiert aber, dass zu der schwachen Entwicklung des Neugeschäfts zunehmend auch Auftragsstornierungen kommen. Das kann als Warnsignal für die globale Konjunktur interpretiert werden. Bei den Dienstleistern belasten zunehmend auch die steigenden Lohnkosten die Stimmung. Insgesamt fiel die Beschäftigungsentwicklung im Oktober dennoch robust aus.

Regional war die Eintrübung der Aussichten im Oktober erneut in Deutschland besonders ausgeprägt. Der PMI für die Gesamtwirtschaft sank hier um 1,6 auf nur noch 44,1 Punkte. Auch der Index für die französische Wirtschaft ist erstmals auf die Stagnationsmarkte bei 50 Punkten gefallen. Bis zuletzt hatten staatliche Maßnahmen den Anstieg der Energiepreise für die Haushalte und Unternehmen begrenzt. Diese sind aber auf Dauer fiskalisch kaum zu halten. Auch in den übrigen Euro-Ländern haben sich die Aussichten wie erwartet weiter eingetrübt.

Aussichten für Anleger 

Die Oktober-Daten bestätigen, dass die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum im Winterhalbjahr sinken wird. Ein Crash der Konjunktur wie im Frühjahr 2020 ist zwar wenig wahrscheinlich. Ein BIP-Rückgang um jeweils etwa 2 % ist aber realistisch. Der Währungsunion droht einmal mehr die rote Wachstumslaterne: Die Wirtschaftspolitik kann die Rezession wohl nicht verhindern. Denn um die Inflation einzudämmen, wird die EZB die Finanzierungskonditionen weiter straffen, und die Fiskalpolitik kann ihren Kurs nur moderat lockern. Vor allem zyklische Geschäftsmodelle mit hoher Energieintensität bleiben unter hohem Druck. Die stärksten Rückgänge im Oktober verzeichneten die Bereiche Chemie & Kunststoffe. Lichtblicke gab es unter anderem bei Technologie, Pharma und Biotech. (ah)

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