Europäische Hochzinsanleihen – eine attraktive Alternative, nicht nur zu traditionellen Anleihen, sondern auch Aktien

Festverzinsliche Wertpapiere haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Der S&P 500 performte so schlecht wie während der globalen Finanzkrise. Globale Anleihen erlebten ihren ersten Bärenmarkt seit 70 Jahren. Die Gründe dafür waren so komplex wie vielfältig: Eine historisch hohe Inflation in Kombination mit steigenden Zinssätzen sorgten für sich ausweitende Kreditspreads.
13. März 2023
Yves Berger - Foto: © AXA IM

Festverzinsliche Wertpapiere haben ein schwieriges Jahr hinter sich. Der S&P 500 performte so schlecht wie während der globalen Finanzkrise. Globale Anleihen erlebten ihren ersten Bärenmarkt seit 70 Jahren. Die Gründe dafür waren so komplex wie vielfältig: Eine historisch hohe Inflation in Kombination mit steigenden Zinssätzen sorgten für sich ausweitende Kreditspreads.

Trotz des herausfordernden Marktumfeldes haben sich europäische Hochzinsanleihen im Januar erholen können. Wir sehen für das Jahr 2023 eine Trendwende und sind davon überzeugt, dass die Anlageklasse attraktiv bleiben wird und auch eine vielversprechende Alternative zu Aktien darstellen kann.

Ein Grund dafür sind die Zentralbanken, die sich dem Ende ihrer Zinserhöhungszyklen nähern. Sowohl für die USA als auch für Europa wird eine sanfte Landung mit einer leichten Rezession immer wahrscheinlicher. Ein historischer Vergleich zeigt: Ein wachstumsarmes Umfeld wirkt sich positiv auf die Renditen von festverzinslichen Wertpapieren aus. Insbesondere auf Risikoanlagen wie Hochzinsanleihen, die immer noch ein hohes Maß an Carry bieten.

Höchststände der letzten zehn Jahre in greifbarer Nähe

Zwar legten europäische Hochzinsanleihen jüngst eine bemerkenswerte Rallye hin, doch sind sie für Anleger aufgrund ihrer attraktiven Bewertungen immer noch interessant.

Besonders attraktiv scheinen Hochzinsanleihen mit kurzer Duration, denn die Märkte haben die Möglichkeit einer Rezession einkalkuliert. Die Renditekurven hat sich infolgedessen umgekehrt. Und für das Halten von Anleihen am kürzeren Ende der Kurve werden Investoren mit einer höheren Rendite belohnt. Es scheint, als hätten die Märkte auch weitere Straffungen durch die Zentralbanken eingepreist – ein weiterer positiver Faktor für die Rendite.

Europäische Hochzinsanleihen sind auf relativer und absoluter Basis attraktiv

Warum europäische Hochzinsanleihen auch im Vergleich zu anderen Anlageklassen wettbewerbsfähig sind, hat verschiedene Ursachen. Auf der einen Seite sieht es zunehmend danach aus, als würde der Inflationsabbau länger dauern als erwartet. Dass die Zentralbanken die Zinssätze in nächster Zeit senken werden, erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Das könnte weitere Zinserhöhungen erforderlich machen, was sich wiederum negativ auf die Renditen von Staatsanleihen auswirken könnte. Investment-Grade-Anleihen sind nach der Neubewertung im letzten Jahr wieder attraktiv. Allerdings bieten europäische Hochzinsanleihen den Anlegern gegenüber dem Investment-Grade-Markt immer noch einen Spread-Aufschlag von rund 300 Basispunkten. Dadurch könnte unserer Meinung nach das zusätzliche Kreditrisiko ausgeglichen werden. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Anlageklasse heute überwiegend ein BB-Rating aufweist. Darüber hinaus sehen wir europäische Hochzinsanleihen wieder als Alternative zu Aktien, die mit einer geringeren potenziellen Volatilität einhergeht.

Über lange Zeiträume haben die beiden Anlageklassen ähnliche Renditen erzielt. Bei Marktstress bieten Hochzinsanleihen allerdings einen besonderen Schutz, denn sie profitieren von einer Zinskomponente und weisen daher eine geringere Volatilität auf. Aktien werden es im aktuellen Marktumfeld weiterhin schwer haben. Wohingegen Hochzinsanleihen in diesem Umfeld durch Kuponzahlungen eine zuverlässigere Einkommensquelle bieten können.

Gesunde Fundamentaldaten minimieren Kreditrisiken

Natürlich weisen auch europäische Hochzinsanleihen die für diese Anlageklasse typischen Risiken auf. Insbesondere in Zeiten geringen Wachstums oder einer Rezession sind erhöhte Kreditrisiken von Bedeutung. Sollten Unternehmen Schwierigkeiten haben, ihren Schulden nachzukommen, geht das traditionell mit höheren Ausfallraten einher.

Veränderungen gehen langsam von statten. Das heißt, dass die Unternehmen Zeit hatten, sich auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die zu erwartenden Herausforderungen einzustellen. In Verbindung mit den günstigen Marktbedingungen im Jahr 2021 waren die Unternehmen in der Lage, ihre Bilanzen vorrangig zu sanieren, ihre kurzfristigen Fälligkeiten zu refinanzieren und sich auf die Generierung von Cashflow zu konzentrieren. Mit Erfolg: Die Fundamentaldaten der Unternehmen sind derzeit recht gesund. Der Verschuldungsgrad ist wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückgegangen, die Zinsdeckungsquoten sind auf einem historischen Höchststand und die bevorstehenden Fälligkeiten sind begrenzt. Zwar rechnen wir mit einem Anstieg der Ausfallraten, sind aber der Ansicht, dass sich dieser in Grenzen halten dürfte. Wir sind der Meinung, dass die Preise in den von uns bevorzugten, höherwertigen Marktsegmenten ebenfalls für einen ausreichenden Ausgleich sorgen und die soliden Fundamentaldaten Kreditrisiken minimieren dürften.

Defensive Sektoren im Fokus

Deswegen bevorzugen wir im aktuellen Marktumfeld vor allem defensive Titel in Sektoren wie Konsumgüter, Telekommunikation und Gesundheitswesen und meiden zyklischere Branchen wie den Einzelhandel und Immobilien. Angesichts des potenziellen Drucks auf die Gewinnmargen der Unternehmen sind Titel mit höherer Qualität und BB-Rating zu bevorzugen. Vor dem Hintergrund verbesserter Marktaussichten können auch B‑Titel mit hoher Überzeugungskraft eine Option darstellen. Dafür braucht es einen flexiblen und aktiven Ansatz des Portfoliomanagements.

Investitionen in europäische Hochzinsanleihen könnten für Anleger geeignet sein, die die Rendite ihres festverzinslichen Portfolios erhöhen wollen und bereit sind, ein gewisses zusätzliches Kreditrisiko einzugehen.

Beitrag von Yves Berger, Senior Portfolio Manager von AXA Investment Managers

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