Euro-Inflation auf Gipfelplateau

Die Inflationsrate im Euro-Raum lag auch im April bei 7,5%. Ein leichter Rückgang der Energiepreise wurde durch den Anstieg der Nahrungsmittelpreise und der Kerninflation kompensiert. Die Entlastungsmaßnahmen der Politik haben den Preisdruck nur bedingt gemindert. Der Druck auf die EZB ist vor allem deshalb gestiegen, da die mittelfristigen Inflationserwartungen ihre Verankerung zu verlieren drohen, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.
29. April 2022
Dr. Johannes Mayr - Foto: © Eyb & Wallwitz

Die Inflationsrate im Euro-Raum lag auch im April bei 7,5%. Ein leichter Rückgang der Energiepreise wurde durch den Anstieg der Nahrungsmittelpreise und der Kerninflation kompensiert. Die Entlastungsmaßnahmen der Politik haben den Preisdruck nur bedingt gemindert. Der Druck auf die EZB ist vor allem deshalb gestiegen, da die mittelfristigen Inflationserwartungen ihre Verankerung zu verlieren drohen, erklärt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz.

Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im April um 0,6% zum Vormonat gestiegen. Der leichte Rückgang der Marktpreise für Öl und Gas sowie die politischen Eingriffe zur Entlastung der Haushalte (u.a. Deckelung der Benzinpreise und Steuersenkungen) haben die Energiepreise zwar gedämpft. Sowohl die Nahrungsmittelpreise als auch Waren und Dienstleistungen haben sich zum Vormonat aber spürbar verteuert.

Die Euro-Inflationsrate lag mit 7,5% zum Vorjahr auf dem Niveau im Vormonat und hat die Gipfelbildung bestätigt. Die Kerninflation hat mit 3,5% ein neues Hoch markiert und liegt spürbar über dem 2%-Ziel der EZB. Kurzfristig hängt die weitere Entwicklung vor allem davon ab, in welchem Umfang die im Raum stehenden Einschränkungen russischer Öl- und Gaslieferungen kommen. Am wahrscheinlichsten scheint, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten in etwa auf dem derzeit hohen Niveau verharrt. Die Kerninflation hat ihren Hochpunkt dagegen wohl noch nicht erreicht.

Der Druck auf die Geldpolitik ist vor allem deshalb hoch, da die mittelfristigen Inflationserwartungen in Europa ihre Verankerung zu verlieren drohen. So liegen die viel beachteten Markterwartungen für die Inflation auf Sicht von 5–10 Jahren (5J5J Inflationsswaps) nach einem kräftigen Anstieg seit Kriegsbeginn bei über 2,5% und auch die Erwartungen der Haushalte haben in den vergangenen Monaten deutlich angezogen. Hier muss die EZB für Stabilität und eine Verankerung bei 2% sorgen. Die Maße sind damit ein guter Indikator, wie stark die Straffung ausfallen wird. Der Blick in die USA verspricht nichts Gutes. So ist es der FED bisher nicht gelungen, diese Erwartungen wieder im Bereich ihres Ziels zu verankern. Auch die EZB steht also vor einer großen Herausforderung. (ah)

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