Ethenea: Zinserhöhungen als Renditetreiber?

Hohe Inflationsratensind in diesen Wochen keine Seltenheit. Im Gegenteil. Insbesondere in den USA schießt die Teuerungsrate weiter nach oben. Die US-Notenbank reagiert und kündigt die erste Zinserhöhung an. Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei Ethenea Independent Investors S.A., betrachtet die Implikationen dieser Entscheidung für die US-Renditekurve.
11. Februar 2022
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Hohe Inflationsratensind in diesen Wochen keine Seltenheit. Im Gegenteil. Insbesondere in den USA schießt die Teuerungsrate weiter nach oben. Die US-Notenbank reagiert und kündigt die erste Zinserhöhung an. Dr. Volker Schmidt, Senior Portfolio Manager bei Ethenea Independent Investors S.A., betrachtet die Implikationen dieser Entscheidung für die US-Renditekurve.

Auf ihrer Sitzung im Januar erklärte die Fed, man wolle angesichts einer Inflation von deutlich über zwei Prozent und eines starken Arbeitsmarktes bald das Zielband für die Federal Funds Rate anheben. „Der von den Zentralbankern im Dezember vorgelegte so genannte ‚Dot Plot‘ sah bereits drei Zinserhöhungen für das Jahr 2022 vor. Während der Leitzins, das Zielband der Fed Funds, seit 2020 unverändert bei 0 Prozent — 0,25 Prozent liegt, reagierten die längerfristigen Renditen schon deutlich früher auf die wirtschaftlichen Verbesserungen und die gestiegene Inflation“, sagt Dr. Volker Schmidt. „Die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen stieg von 0,9 Prozent Anfang 2021 auf 1,75 Prozent zum Ende des Jahres, was darauf schließen lässt, dass einige Zinserhöhungen bereits eingepreist sind.“

Die zunehmend hawkishe Haltung der Fed, die Jerome Powell bei seiner Anhörung vor dem Bankenausschuss des Senats formulierte, ließ die Renditen auf 1,9 Prozent ansteigen. Dieser Anstieg ging jedoch mit erheblichen Belastungen für den US-Aktienmarkt einher, insbesondere für den stark renditeabhängigen NASDAQ-Index, der um fast 20 Prozent fiel, wodurch der Aufwärtstrend gestoppt wurde. Die Entwicklung der 10-jährigen Rendite wird nicht nur vom tatsächlichen Tempo der Zinserhöhungen und der Stabilität des Aktienmarktes abhängen, sondern auch vom Tempo der Bilanzreduzierung durch die Fed. Volker Schmidt erläutert: „In Anbetracht dieser sich teilweise ausgleichenden Faktoren gehen wir davon aus, dass die 10-jährige Rendite im Jahr 2022 gegenüber dem aktuellen Niveau nur moderat ansteigen wird und sich im Laufe dieses Jahres unter 2,5 Prozent bewegen wird. Da wir davon ausgehen, dass die Anzahl der Zinserhöhungen in dem Spektrum, der von der Fed im Dezember vorgelegten Prognose bleibt und nicht, wie von einigen Beobachtern vorgeschlagen, auf sieben Erhöhungen im Jahr 2022 ansteigt, erwarten wir, dass die Renditekurve aufwärts gerichtet bleibt und sich nicht umkehrt.“ In dieser Hinsicht dürfte sich die derzeit sehr flache Kurve zwischen 5- und 10-jährigen US-Treasuries versteilern.

Treasuries als wertvoller Portfoliobaustein 

„Wir bevorzugen in unseren Portfolios Treasuries mit kurzen bis mittleren Laufzeiten. Die Renditen der 5‑jährigen Treasuries sind von 0,4 Prozent Ende 2020 auf 1,25 Prozent Ende 2021 und erneut auf 1,6 Prozent im Januar 2022 gestiegen. Auch bei den 2- und 7‑jährigen Staatsanleihen ist eine ähnliche Entwicklung zu beobachten,“ führt Volker Schmidt aus. „Dies deutet darauf hin, dass eine Reihe von Zinserhöhungen bereits eingepreist sind, was zumindest eine etwas positive Rendite abwirft. Die Inflation in den USA liegt derzeit bei über 7 Prozent und dürfte im ersten Quartal dieses Jahres auf diesem Niveau bleiben oder sogar noch weiter steigen.“

Die aktuellen Inflationsraten überzeichnen den zugrunde liegenden Trend, da sie als Anstieg auf das Niveau zum Jahresende 2020 berechnet werden, das aufgrund der Pandemie sehr gedämpft war. „Wir gehen davon aus, dass sich in einem Jahr ein ähnlicher Vorgang ereignen wird, diesmal jedoch in umgekehrter Richtung. Der Grund dafür ist, dass die Zahlen für das nächste Jahr im Vergleich zu den derzeitigen überhöhten Preisen auf der Grundlage der Spitzennachfrage und des Wachstums berechnet werden, die sich im Laufe des Jahres abschwächen dürften“, so Schmidt. „Infolgedessen dürfte die Unsicherheit hinsichtlich der künftigen Inflation hoch bleiben, und es ist zu erwarten, dass sich die Fed für eine vorübergehende Verlangsamung der Zinserhöhungen im Jahr 2023 entscheiden wird. Das größte Risiko für das genannte Laufzeitenspektrum ist die Möglichkeit, dass die Fed schneller handeln muss und infolgedessen ihr Zielband im Jahr 2022 auf etwa 2 Prozent anhebt. Sollte dies jedoch der Fall sein, dürften die Verluste aber moderat ausfallen und teilweise durch Kupons und eine steile Renditekurve in diesem Laufzeitbereich ausgeglichen werden.“ (ah)

 

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