Viele Marktteilnehmer schauen mit Spannung auf die Fed-Sitzung am 31. Juli. Dr. Volker Schmidt, Portfoliomanager beim Fondshaus ETHENEA, erläutert, mit welchen Maßnahmen er rechnet:
„Bei der kommenden Fed-Sitzung am 31. Juli erwarten wir weiterhin keine Zinssenkungen. Noch bis vor kurzem haben sich fast alle Fed-Mitglieder sehr vorsichtig über die Lockerung der Geldpolitik geäußert. Deshalb gehen wir davon aus, dass die US-Notenbanker weitere stabile Inflations- und Arbeitsmarktdaten sehen möchten, bevor sie mit Zinssenkungen anfangen. Das derzeitige ‚grüne Licht‘ ist den Entscheidungsträgern noch nicht grün genug. Dennoch würde uns eine Reduzierung des Basiszinses nicht mehr überraschen, das liegt an den beiden Mandaten der Fed:
Grund Nummer eins – und bis vor kurzem auch das Hauptmandat der US-Notenbank – ist die Inflation in den USA, die einen klaren Abwärtstrend aufweist. Die jüngsten Daten des Verbrauchpreisindex CPI lieferten eine Überraschung: Die Preise stiegen weniger stark, als von den Marktteilnehmern erwartet wurde. Selbst der Fed-Vorsitzende Jerome Powell gab kürzlich in einem Interview an, dass die Fed ‚mehr Vertrauen‘ in den Disinflationspfad gewonnen habe. Die Inflationsdaten der zurückliegenden drei Monate hätten sich verbessert und näherten sich den von der Fed angestrebten ‚guten Daten‘ an. Somit rücke auch eine erste Zinssenkung der Fed näher, so Powell.
Grund Nummer zwei ist der US-Arbeitsmarkt – das zweite Mandat der Fed. Dieser scheint sich derzeit kontrolliert zu verlangsamen, was ganz im Sinne der Fed ist. Die Arbeitslosenquote steigt sehr langsam auf mittlerweile 4,1 Prozent, nach einem Tiefstand von 3,4 Prozent vor knapp einem Jahr. Auch die anderen, weniger berücksichtigten Daten wie Lohnsteigerungen oder die Anzahl offener beziehungsweise neugeschaffener Stellen deuten auf eine schrittweise Abkühlung hin.
Grundsätzlich sprechen positive Schritte mit Blick auf beide Mandate der Fed – Inflation und Arbeitsmarkt – für eine Lockerung der Geldpolitik. Dementsprechend sind wir der Ansicht, dass die erste Zinssenkung spätestens im September erfolgen wird. Dabei schließen wir uns dem Marktkonsens an und erwarten ebenfalls bis zu drei Zinssenkungen bis zum Jahresende.“